Das Hunde-Einmaleins: Welpen Sitz, Platz und Alleinsein beibringen

Welpen Sitz, Platz und Alleinsein beibringen

Im vierten Teil unserer Serie zum „Hunde-Einmaleins“ erläutert Hundetrainerin Tina Schuh vom Hundesportzentrum St. Wendel e.V. Tipps und Tricks, um Welpen Sitz, Platz und das Alleinsein beizubringen. Außerdem erfahrt ihr, wie man korrekt mit reizempfindlichen Tieren und mit Menschen umgeht, die Angst vor Vierbeinern haben.

wndn.de: Tina, welche Tricks empfehlen sich, um Welpen Sitz und Platz beizubringen?

Tina Schuh: „Wie ihr eurem Welpen Sitz und Platz beibringt, könnt ihr den folgenden Bilderreihen und Erläuterungen entnehmen. Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass ihr euren Hund nicht in die gewünschte Position drückt, sondern das Einnehmen eurer Wunschposition mit Leckerchen unterstützt. Alles, was euer Kleiner von sich aus und ohne Druck lernt, kann er schneller und besser erfassen und abspeichern. Habt Geduld mit dem Welpen und lasst euch Zeit, um mit ihm zu üben. Jeder Hund ist rasse- und wesensbedingt auf einem anderen geistigen Level. Manche Hunde lernen ganz schnell und leicht, und andere brauchen etwas länger, was natürlich und vollkommen in Ordnung ist. Gebt eurem Welpen immer nur ein Kommando und lasst ihm genug Zeit zum Nachdenken. Habt ihr einen Hund in der Familie, solltet ihr darauf achten, dass hier immer nur eine Person das Kommando gibt und nicht mehrere Personen gleichzeitig sprechen, da dies den Welpen überlastet und verwirrt. Erst sollten die Erwachsenen mit dem Welpen trainieren und dann die Kinder unter Anleitung. Anfangs würde ich im Haus in der gewohnten Umgebung üben und wenn das gut funktioniert, könnt ihr das Training in den Garten beziehungsweise allgemein auch nach draußen verlagern. Denkt auch daran, ein Auflösungskommando in euer Training einzubauen, damit euer Hund von Anfang an lernt, dass er die Position verlassen darf, wenn ihr es ihm erlaubt. Die Übungen könnt ihr drei Mal wiederholen, bevor ihr zur Auflockerung eine kleine Spielpause macht, damit der Welpe nicht überfordert wird.“

Welpe Sitz üben:

Hund Sitzen üben

Positioniert den Welpen mit einem Leckerchen vor euch.

Welpen Sitzen beibringen

Haltet das Leckerchen direkt vor die Nase des Welpen und führt es nach oben Richtung Hinterkopf.

So überstreckt der Welpe den Kopf und geht mit dem Hintern Richtung Boden.

Welpen Sitz beibringen Übung

Sobald er sitzt, fügt ihr das Kommando „Sitz“ ein.

Welpe übt Sitz

Der Welpe sitzt, eure Hand ist weit über seinem Kopf und der Welpe bekommt zwei bis drei Leckerchen zur Festigung des Gelernten.

Welpe Platz üben:

Variante 1:

Welpe Platz üben

Haltet das Leckerchen an die Nase des Welpen und führt es am Brustkorb des Welpen gerade runter Richtung Boden.

Hund Platz üben

Wenn der Welpe dem Leckerchen folgt und der Hintern auf dem Boden bleibt, folgt das Kommando „Platz“.

Übungen Welpe Platz üben

Wenn der Welpe komplett auf dem Boden liegt, folgen zwei bis drei Leckerchen zur Belohnung.

Variante 2:

Ihr lasst den Welpen unten eurem Bein durchkriechen, drückt ihn aber nicht runter. Wenn der Welpe mittig angekommen ist, haltet ihr inne und gebt das Kommando „Platz“. Wenn sein kompletter Körper am Boden liegt, erhält er zwei bis drei Leckerchen.

Tina, nun ein ganz anderes Thema: wie bringt man dem Welpen das Alleinsein bei?

„Euer Welpe hat die Box oder die Decke schon kennengelernt, und darauf könnt ihr nun aufbauen. Gebt eurem Welpen etwas zum Kauen, während er in der Box sitzt oder auf einer Decke liegt und verlasst das Zimmer für kurze Zeit. Alternativ könnt ihr eurem Vierbeiner auch einen Kong, ein Naturkautschuk-Spielzeug geben, das ihr zum Auslecken beispielsweise mit Magerquark befüllt und das so den Stressabbau fördert. Wenn ihr den Raum wieder betretet, begrüßt ihr den Welpen nicht. Dies wiederholt ihr regelmäßig bis euer Hund entspannt ist und an seinem Platz bleibt ohne euch hinterherzulaufen. Nach und nach nehmt ihr eure Jacke und die Schlüssel in die Hand, wenn ihr aus dem Raum geht. Wenn das alles gut funktioniert, steigert ihr das Ganze, indem ihr auch mal die Wohnungstür passiert. Stück für Stück erhöht ihr dabei die Zeitabstände, in denen ihr das Zimmer beziehungsweise später die Wohnung oder das Haus verlasst. Geht mal zu den Nachbarn ein Pläuschchen halten, Einkäufe erledigen, bis ihr irgendwann soweit seid, dass ihr euren kleinen Racker auch während eurer Arbeitszeit alleine lassen könnt.“

Tina, ich habe beispielsweise einen sehr aufgeweckten Golden Retriever, der sich ganz leicht ablenken lässt. Was sind deine Tipps zum Umgang mit reizempfindlichen Tieren?

„Bei solchen Tieren müsst ihr mit viel Ruhe und Geduld arbeiten. Ganz wichtig sind klare Kommandos, die genau ausgeführt werden. Auch euer Lob sollte ruhig ablaufen und nicht übertrieben freudig oder aufgedreht sein. Übt den intensiven Blickkontakt viel, damit sich der Welpe an euch orientiert und danach auch zur Ruhe kommt. Bei Ablenkungen beim Gassigehen, empfehle ich einen Richtungswechsel oder eine Kehrtwende. Ruft den Welpen immer wieder zu euch und belohnt ihn mit Leckerchen. Um die Impulskontrolle des Welpen zu fördern, empfehle ich zwei Übungen. Zunächst muss der Welpe lernen, dass er das Leckerli, das ihr vor ihn legt, erst nehmen darf, wenn ihr beispielsweise das Kommando „Nimm“ gebt. Sitzt diese Übung, könnt ihr sie steigern, indem ihr das Leckerchen auf die Pfote legt und der Welpe es auch erst auf euer Kommando hin fressen darf. Das klappt aber nur, wenn er nicht zu aufgedreht ist. Auch Suchspiele lenken den Welpen gut ab und fördern die Bindung zwischen euch und eurem Tier.

Tina, nun kommen wir zur vorerst letzten Frage im Rahmen unserer Interviewreihe. Es gibt Menschen, die große Angst vor Hunden haben, seien sie auch noch so klein und putzig. Wie geht man, deiner Meinung nach, am besten mit Personen um, die sich vor Hunden fürchten?

„Wenn ihr Kontakt mit einem Menschen habt, der offenkundig Angst vor Hunden hat, solltet ihr einige Verhaltensweisen beachten. Beginnen würde ich mit einem gemeinsamen Spaziergang mit eurem Hund und der Angstperson, damit diese sich im Freien und aus Distanz schon mal etwas an den Vierbeiner gewöhnen kann. Lasst euren Hund an der Leine und passt auf, dass er die Angstperson nicht anspringt. Wenn euer Vierbeiner und die ängstliche Person innerhalb eines Raumes zusammentreffen, sollte dies erst einmal ohne direkten Körperkontakt erfolgen. Durch Übungen mit dem Wauwau, die in der Nähe der Angstperson stattfinden, kann sie das Tier besser kennenlernen, merken, dass von ihm keine Gefahr ausgeht und sie kann Vertrauen fassen. Wenn die Angstperson es sich zutraut, kann eine erste positive Bindung dadurch aufgebaut werden, dass sie den Vierbeiner anspricht und Leckerli in seine Richtung wirft. Wenn die Person bereit für den ersten Körperkontakt ist, lenkt ihr als Hundehalter den Hund ab, während die Angstperson den Hund zart streichelt. Als weiteren Schritt kann die Angstperson versuchen die Übungen, die ihr ihr vorher mit dem Hund gezeigt habt, selbst durchzuführen. All das ist ein Prozess, der lange andauern kann. Man darf von einem Menschen, der sich vor Hunden fürchtet nicht erwarten, dass die beschriebenen Schritte an einem Tag abgearbeitet werden. Es ist sehr wichtig, dass sich der ängstliche Mensch in der Situation nach und nach wohlfühlt, ihr geduldig und verständnisvoll agiert und ihn nicht überfordert. Achtet ganz genau auf euren Hund, damit kein ungewollter Körperkontakt zustande kommt, solange dieser nicht gewollt und autorisiert wurde. Ein Augenmerk solltet ihr aber nicht nur auf die ängstliche Person, sondern auch auf euren Hund legen, denn auch er soll sich in der Situation wohlfühlen.“

Liebe Tina, ein ganz herzliches Dankeschön für all die Zeit, die du dir genommen hast, um uns möglichst viele sinnvolle Tipps und Tricks für den grundlegenden Umgang mit Welpen zu geben. Sicherlich konnten unsere Leser*innen diesbezüglich viel mitnehmen und umsetzen.  Vielen Dank! Wir wünschen dir in deiner Funktion als Hundetrainerin weiterhin viel Spaß und Erfolg mit deinen Welpen- Schülern.

Das Hunde- Einmaleins- Teil 3- ein Interview mit Hundetrainerin Tina Schuh

Das Hunde-Einmaleins – Interview mit Hundetrainerin Tina Schuh (Teil 2)

Das Hunde-Einmaleins – Interview mit Hundetrainerin Tina Schuh

Weitere interessante Artikel:

ANZEIGEN

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Blätterbarer Katalog-2024 mit 48 Seiten: