Das Hunde- Einmaleins- Teil 3- ein Interview mit Hundetrainerin Tina Schuh

Hundetrainerin Tina Schuh (Foto: Ina und Roxy)

Im dritten Teil unserer Serie zum „Hunde-Einmaleins“ berichtet Hundetrainerin Tina Schuh vom Hundesportzentrum St. Wendel e.V. euch dieses Mal vieles über das „Zur Ruhe kommen“, das Abgewöhnen des Hochspringens, richtiges Spielen, Trainieren und Gassi gehen.

(Solltet ihr die ersten beiden Teile verpasst haben, könnt ihr hier noch mal nachlesen: Teil 1, Teil 2)

Tina, im letzten Teil unserer Reihe sprachen wir unter anderem über Erziehungstipps hinsichtlich der übermäßigen Aktivität eines Welpen. Gibt es neben dem Vorschlag, eine Box als Hilfs- und Trainingsmittel zu nutzen, auch noch weitere Möglichkeiten dem Welpen das „Zurruhekommen“ beizubringen?

„Natürlich gibt es weitere Möglichkeiten eurem Hundebaby das Ruhe halten beizubringen, etwa mit Hilfe einer Decke. Nehmt euren Welpen an eine dünne circa zwei Meter lange Schleppleine und führt ihn mit dieser auf die Decke, wo ihr ihm sofort ein Leckerli gebt. Wenn euer Kleiner die Decke verlassen will, begrenzt ihr ihn körperlich mit einem Markerwort wie beispielsweise „Hey!“. Sobald er sich wieder auf die Decke setzt, bekommt er das nächste Leckerchen. Wenn der kleine Raser es doch schaffen sollte, die Decke zu verlassen, bevor ihr einschreiten könnt, ist das kein Problem, ihr führt ihn einfach wieder zurück. Das Prozedere übt ihr immer wieder kontinuierlich, bis euer Hundchen ruhig auf der Decke sitzen bleibt. Nach einer Weile legt der Kleine sich automatisch hin, entspannt sich und legt sogar den Kopf ab, was wiederrum umgehend verstärkt mit Leckerli belohnt wird. Zwischen diesen Schritten ist es ganz wichtig, dass ihr die Trainingssituation auflöst, damit der kleine Hund das Erlernte abspeichern kann. Schritt für Schritt akzeptiert der Welpe die Decke als Ruheort, was dem Vierbeiner und auch euch hilft, da ihr die Decke flexibel überall mit hinnehmen könnt, wenn ihr unterwegs seid.“

Als Gegenpool zum Ruhigwerden: wie spielt man “richtig“ mit seinem Welpen?

„Erste Regel: ihr beginnt und beendet das Spiel, nicht der Hund. Wenn der kleine Frechdachs es übertreibt und in seiner Überdrehtheit beißt, wird das Spiel sofort beendet. Körpernahe Spiele, wie zum Beispiel Zerrspiele mit weichem Material, Nachlaufen, Verstecken, usw. fördern die Beziehung zwischen euch und eurem Wauzi, so lernt er, dass er in eurer Nähe Spaß hat. Beim Bällchenwerfen würde ich darauf achten, keine Tennisbälle zu benutzen. Der Bezug des Balles ist schädlich für die Beißerchen, weil sie sich dadurch schneller abnutzen. Schaut außerdem, dass der Ball, mit dem ihr spielt, nicht zu klein für das Maul eures Hundes ist und er anfangs am besten auch noch an einem Seil befestigt ist. Vom Stöckchenwerfen und dem Spielen mit Steinen rate ich persönlich dringend ab, weil die Verletzungsgefahr einfach zu hoch ist. Passt das Spielen an Alter, Rasse und Charakter eures Hundes an. Habt ihr beispielsweise einen ganz wuseligen, reizempfindlichen Hund, dann beschäftigt ihn mit Suchspielen. So muss er sich konzentrieren, lernt ruhiger zu werden und hat trotzdem Spaß dabei. Baut über den Tag hinweg mehrere kurze Spieleinheiten ein, um den Welpen nicht zu überfordern, das ist das A und O. Die Devise ist: lieber öfter statt länger spielen! Denkt daran, nach dem Spiel die Spielzeuge größtenteils wegzuräumen, damit diese auch auf Dauer interessant für den Hund bleiben. Bedenkt ebenso, dass der Welpe seine Ruhephasen einhalten muss.“

Was sind die Grundsätze für einen optimalen Trainingsablauf?

„Grundsätzlich trainiert ihr ganz in Ruhe, ohne Ablenkung und Zeitdruck. Ihr müsst Verständnis haben, geduldig und liebevoll konsequent handeln. Wenn es euch nicht gut geht, ihr schlecht gelaunt oder gestresst seid, überträgt sich das ganz schnell auf euren Welpen. Hunde sind sehr empathisch und spüren wie ihr euch fühlt. So passiert es rasch, dass der Welpe euch meidet, desinteressiert ist oder nur macht, was er nicht machen soll und euch auf der Nase rumtanzt. Das Training fördert die Bindung zwischen euch und eurem Tier. Es soll Mensch und Tier Spaß machen, deshalb seid ihr für die Bereitstellung der Rahmenbedingen zuständig. Auch hier ist es wiederrum wichtig, den kleinen Wauzi nicht zu überfordern und mehrere kurze Trainingseinheiten statt einer langen einzubauen.“

Tina, nun wissen wir, wie das Spielen und das Training ablaufen soll. Wie sieht es denn mit dem Gassigehen aus, worauf sollte man dabei achten?

„Im ersten Schritt gewöhnt ihr euren kleinen Vierbeiner erst einmal zu Hause an ein Halsband und im Anschluss an die Leine. Solange euer Welpe wenige Monate alt ist, empfehle ich keine ausgiebigen Spaziergänge, weil das einfach noch zu anstrengend für den Kleinen ist. In Ordnung ist eine Dauer von 10 bis 15 Minuten. Diese Zeitspanne könnt ihr mit zunehmendem Alter Stück für Stück steigern. Immer wenn der Welpe körpernah läuft, lobt ihr ihn. Sobald der kleine Racker versucht, seine Ausbildung zum Schlittenhund zu starten und an der Leihe zu ziehen, bleibt ihr stehen. Er muss lernen, dass ihr stoppt, sobald er nicht richtig läuft. Spannung auf der Leine bedeutet für euch stehen bleiben. Wenn ihr während des Spazierens schon abschätzen könnt, dass der Welpe gleich wieder zieht, wechselt ihr die Richtung. Der Hund muss lernen, sich an euch zu orientieren und euch im Auge zu behalten. Ruft den Welpen während des Spaziergangs ab und zu auch mal zu euch, gebt ihm dafür ein Leckerchen. Sprecht auch ein Auflösungswort wie „Okay“, um ihn wieder freizugeben, so lernt der Kleine immer zu euch zu kommen und nicht nur, wenn beispielsweise eine potentielle Gefahr droht oder ihr ihn aus anderen Gründen ruft. Setzt euch auch mal auf eine Bank oder eine Wiese, damit er verinnerlicht, dass man auch draußen mal zur Ruhe kommt und nicht ständig Action angesagt ist.

Der Alltag von uns allen kann immer wieder sehr stressig sein, was sich auf die Zeit des Trainings mit dem Welpen auswirken kann. Damit dies aber keinen negativen Einfluss auf die aufgebauten Lernschritte des Gassigehens hat, gibt es zwei Optionen. Bringt dem Welpen ein Markerwort wie zum Beispiel „Lauf“ bei, das ihr benutzt, wenn der Kleine ziehen darf, so lernt er auch wirklich nur dann zu ziehen, beziehungsweise weiter vor zu laufen. Nutzt beim Spaziergang ein Geschirr und ein Halsband, damit könnt ihr eurem Vierbeiner beibringen, dass er, während er das Geschirr trägt, ziehen darf und beim Tragen des Halsbandes eben nicht. Wenn ihr mit dem Wauwau an der frischen Luft seid, könnt ihr hin und wieder auch mal ein Suchspiel oder ein Spiel, wie etwa Ball- oder Futterbeutelwerfen einbauen. Denkt jedoch stets daran den Welpen nicht zu überfordern, denn der Fußmarsch an sich bringt schon etliche Eindrücke mit sich, die den Hund bei der Verarbeitung anstrengen.“

Wie gewöhnt man dem Welpen das Hochspringen am Menschen ab?

„Auch wenn es schwerfällt, weil euer Welpe so furchtbar süß ist, er sich so freut euch zu sehen und euch begrüßen möchte, lasst es von Anfang an nicht zu, dass er hochspringt. Geht direkt in die Hocke und streichelt den Kleinen nur in dieser Position. Wenn er mit allen vier Pfoten auf dem Boden ist, belohnt ihr ihn mit Leckerchen. Es ist wichtig, dass alle Bezugspersonen und Gäste an einem Strang ziehen und dies gleichermaßen handhaben, denn Inkonsequenz führt bekanntlich zur Verwirrung des Tieres. Teilt euren Freunden, Bekannten, eurer Familie und sonstigen Besuchern mit, wie ihr damit umgeht, damit sie sich anpassen können. Wenn der Hund doch mal hochspringt, dreht ihr euch von ihm weg und schenkt ihm keinerlei Beachtung. Er muss lernen, dass er nicht hochspringen darf, gerade auch, weil es Menschen gibt, die Angst vor Hunden haben oder das Hochspringen zum Beispiel wegen der Kleidung, die sauber bleiben soll, nicht tolerieren. Der Welpe macht nämlich keinen Unterschied, ob er gerade nass und voller Dreck ist oder eben nicht. Wenn euer Hund Kinder oder Senioren anspringt, fallen diese auch leicht um und das sollte man natürlich vermeiden. In diesem Zusammenhang würde ich euch noch einen Tipp zur Begrüßung geben: Wenn ihr gerade nach Hause kommt und der kleine Schnauzer ganz aufgeregt und euphorisch auf euch an der Haustür wartet, um euch wie meistens mit wildem Hochspringen und Jaulen zu begrüßen, ignoriert ihr ihn. Erst wenn sich der Welpe beruhigt hat, ruft ihr ihn zu euch, begrüßt ihn ganz entspannt und streichelt ihn. Sicher ist das nicht einfach, weil der kleine Racker einfach so unendlich goldig ist, aber es geht darum, ihm zu vermitteln, dass es nichts Besonderes ist, wenn ihr nach Hause kommt, denn nur dann nimmt er diese Situation als „normal“ wahr.“

Im nächsten Teil unserer Reihe erklärt Tina euch Tricks, um dem Welpen Sitz, Platz und das Alleinsein beizubringen. Außerdem erfahrt ihr, wie man korrekt mit reizempfindlichen Tieren und Menschen umgeht, die Angst vor eurem Vierbeiner haben.

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