„Ist der Welpe so süß, so einen will ich auch haben!“ Wie oft haben wir diesen Satz schon gehört oder vielleicht sogar selbst ausgesprochen? So ein kleiner Wau Wau ist zweifellos mit das Putzigste und Herzerwärmendste, was es auf der Welt gibt. Wenn ihr aber wirklich Hundeherrchen oder -frauchen werden möchtet und das nicht nur eine Schwärmerei ist, solltet ihr euer Vorhaben gut durchdenken. Wir haben mit Hundetrainerin Tina Schuh vom Hundesportzentrum St. Wendel e.V. über sämtliche Themen gesprochen, die ihr vor, während und nach dem Kauf eines Hundes beachten solltet.
Liebe Tina, stell dich unseren LeserInnen doch mal kurz vor. Seit wann bist du Hundetrainerin und wie ist es dazu gekommen?
„Hi, ich bin Tina, 39 Jahre alt und komme aus Bliesen. Seit ich denken kann, halten wir zu Hause Hunde. Als Erwachsene wollte ich natürlich auch einen Hund, was berufsbedingt etwas mehr Zeit beanspruchte, bis es sich realisieren ließ. Im Jahr 2008 war es dann endlich soweit und ich besuchte mit meinem Hund Beks, einem Mix aus Husky, Australian Shepard, Berner Sennen- und Schäferhund, die Welpenstunde im Hundesportzentrum St. Wendel. Das hat mir so gut gefallen, dass wir im Anschluss die Junghundestunde und die Basisstunde besuchten. Da mein Hund rassebedingt viel Training zur Auslastung benötigte, kam ich so zum Hundesport. Ich absolvierte mit meinem Vierbeiner Agility und Obedience-Prüfungen. Bei Agility- Prüfungen (zu Deutsch: Agilität) muss der Hund einen Parcours, der aus mehreren Hindernissen besteht, in einer festgelegten Zeit- und Reihenfolge überwinden. Als Hundeführer darf man den Hund dabei nicht berühren, man arbeitet hauptsächlich mit Körpersprache oder Hörzeichen. Bei der Hundesportart Obedience (zu Deutsch „Gehorsam“) stehen Harmonie, Soziale Verträglichkeit, Schnelligkeit, Fußarbeit und die exakte Ausführung der Übungen im Vordergrund. Im Laufe der Zeit wurde ich von einer Trainierin darauf angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, selbst Trainerin zu werden. Daraufhin schaute ich mir die nächsten Stunden sozusagen als „Co-Trainerin“ an. Das bereitete mir so viel Freude, dass ich meinen Trainerschein machte. Die Schulungen zur Auffrischung der Lerninhalte wiederholen sich ab Erhalt alle drei Jahre. 2011 durfte ich dann meine erste eigene Welpenstunde leiten. Bis heute macht es mir unendlich viel Spaß Mensch und Hund zur Seite zu stehen.“
Was sind die wichtigsten Punkte, die man beherzigen sollte, wenn man mit dem Gedanken spielt, sich einen Hund anzuschaffen?
„Zunächst einmal solltet ihr euch die grundlegende Frage stellen, ob sich ein Hund realistisch in euren persönlichen Alltag integrieren lässt, denn ein Vierbeiner benötigt viel Zeit. Ihr müsst euch um ihn kümmern und euch mit ihm beschäftigen: spielen, üben, spazieren, pflegen, füttern, usw.- der Zeitaufwand ist nicht zu unterschätzen. Insbesondere was das Spielen angeht, sollte man an dieser Stelle gleich erwähnen, dass all das in einem gesunden Maße erfolgen soll, da euer Hund sonst nicht lernt zur Ruhe zu kommen. Ihr trägt als Hundemama oder Hundepapa Verantwortung, die ihr nicht einfach so wieder abgeben könnt, denn ein Hund lebt, je nach Rasse, bis zu 15 Jahre oder sogar noch länger. Er braucht außerdem Platz, um sich ausbreiten und wohlfühlen zu können. Auch die Kosten, die der tierische Freund mit sich bringt, müssen gedeckt werden. Von geeignetem Futter über die komplette Ausstattung, Spielzeuge bis hin zu Tierarztbesuchen und Operationen, summiert sich das Ganze schnell. Zudem müsst ihr euch fragen, ob ihr die notwendige körperliche Fitness, Geduld, Liebe und Konsequenz, um einen Hund adäquat zu halten, aufbringen könnt. Wächst der Hund in einer Familie auf, ist es von besonderer Bedeutung, dass alle Familienmitglieder bei der Erziehung an einem Strang ziehen. Ein Vierbeiner verliert außerdem Haare und verursacht Schmutz und Gerüche, sodass ihr die Wohnung oder das Haus deutlich öfter reinigen müsst. Auch bei Wind und Wetter braucht das Tier Auslauf, da ist es egal, ob ihr vielleicht gerade keine Lust habt durch das ungemütliche Regenwetter zu spazieren. Weitere Fragen sind etwa: Seid ihr euch darüber im Klaren, dass auch anstrengende Zeiten, insbesondere im Welpen- und Jugendalter, auf euch zukommen? Wohin gebt ihr euren Hund, wenn ihr in Urlaub fliegt? Wer kümmert sich um das Tier, wenn unvorhersehbare Ereignisse eintreten, wie beispielsweise ein Unfall? Habt ihr jemanden, der sich um euren kleinen Schatz kümmert, wenn ihr mal länger arbeiten müsst, im Krankenhaus liegt oder im schlimmsten Fall sogar früher versterbt? Könnt ihr den Kot des Hundes problemlos einsammeln ohne übermäßigen Ekel zu verspüren? Ist bei allen Personen, die mit dem Tier zusammenleben, eine Allergie ausgeschlossen? Seid ihr bereit mit dem Kleinen eine Hundeschule zu besuchen? Ihr merkt es: die Entscheidung sich einen Hund anzuschaffen, sollte wirklich gut durchdacht sein und nicht zu spontan getroffen werden.“
Wie du schon sagst, vor der Anschaffung eines Hundes gibt es vieles, was vorab geklärt werden muss. Tina, wie weiß man denn, welche Rasse die geeignete für einen ist?
„Ihr solltet euch ausführlich informieren und recherchieren, welche Hunderasse sich am besten in euer Leben einbinden lässt. Beispielsweise die Website des VdH- Züchterbands, unter anderem mit Welpenratgeber, Rasse-Lexikon und Züchtersuche, kann hier sehr hilfreich sein. Seid ihr ein aktiver oder ein eher gemütlicher Mensch? Habt ihr Kinder und möchtet einen typischen Familienhund? Wenn ihr im Seniorenalter seid, wäre vielleicht auch ein älteres Tier aus dem Tierheim das Richtige für euch. Viele Interessierte kommen in die Trainingswelpenstunde unseres Vereines und schauen sich unterschiedliche Hunderassen in Aktion vor Ort an. Einige haben schon eine Rasse, die sie favorisieren, aber ihr solltet euch bei dieser Entscheidung viel Zeit lassen und nicht das Aussehen des Hundes, sondern die individuellen Eigenschaften und Charakterzüge des Tieres fokussieren, das ist immens wichtig, denn letztlich zählt das Wesen des Hundes und nicht das Äußere.“
Worauf muss man beim Hundekauf selbst ein besonderes Augenmerk legen?
„Ein Verkäufer oder Züchter muss seriös und verantwortungsvoll sein. Die Tiere sollen gepflegt und sauber gehalten werden. Haben die Tierchen einen angenehmen warmen Schlafplatz und die Möglichkeit draußen auf einer Grünfläche zu verweilen? Wie empfindet ihr das äußere Erscheinungsbild der Tiere, befinden sie sich in einem guten Zustand? Wie nehmt ihr das Verhältnis zwischen Verkäufer beziehungsweise Züchter, dem Muttertier und den Welpen wahr? Wie verhalten sich die Tiere? Sind sie freudig oder wirken sie vielleicht ängstlich? Ein intensives Kennenlernen mit den Welpen und dem Muttertier (ggfs. Auch dem Vatertier) muss euch in Ruhe und mehrfach ermöglicht werden. Gibt es noch mehr Welpen einer anderen Rasse (ein seriöser Züchter züchtet nicht mehr als eine Hunderasse.)? Sind die Welpen gechipt, geimpft und entwurmt? Lasst euch die Papiere, den EU-Heimtierausweis, die Ahnentafel (beim Züchter) und am besten auch einen Kaufvertrag (Gibt es Besonderheiten in diesem?) aushändigen. Weiterhin solltet ihr Preise vergleichen und keinesfalls einem Übergabetermin an Orten, wie etwa einem Parkplatz oder Ähnlichem, fernab des Zuhauses zustimmen- so etwas riecht förmlich nach illegalen Aktivitäten.“
Eine gesunde Portion aus Aufmerksamkeit und Vorsicht ist hier angebracht.
Tina, was sollte denn ein Hundestarterpaket beinhalten? An was sollte man auf jeden Fall denken, wenn der kleine Vierbeiner bald einzieht?
„Bevor das neue Familienmitglied da ist, benötigt ihr ein geräumiges Fahrzeug, am besten auch eine Box, um den Hund sicher zu transportieren. Im Auto sollten auch Handtuch und Decke bereitliegen. Der Welpe braucht ein Körbchen mit einem Kissen, Fress- und Trinknäpfe (auch für unterwegs), eine (Schlepp-)Leine, ein Halsband, ein Geschirr, Futter und Leckerli. Zur Beschäftigung des Welpen müssen Spielzeuge, Kuscheltiere und Kauartikel vorhanden sein, jedoch sollten diese Sachen nicht alle gleichzeitig ausliegen, da dies den Welpen sonst überfordert. Zudem solltet ihr euch eine Bürste, eine Zeckenzange, Shampoo und Kotbeutel zulegen. Angefangen bei der Wahl eines vertrauensvollen guten Tierarztes, über den Abschluss einer Kranken- und Haftpflichtversicherung und die Registrierung bei Tasso e.V., der bei Suche nach entlaufenen Tieren behilflich ist, bis hin zu zahlreichen Besorgungen, die die Wohnumgebung für das Tier sichern sollen (Treppengitter, Kabelummantelungen, Gartenzaun, etc.), gibt es einiges zu beachten. Ich würde euch außerdem ein Halsband empfehlen, auf dem der Name des Tieres und eure Telefonnummer stehen.“
Was sind die positiven Aspekte, wenn man Herrchen oder Frauchen ist?
„Mit einem Hund hat man einen tollen Freund und einen treuen Begleiter in einem. Der tierische Weggefährte schenkt euch Liebe und Geborgenheit und tut sogar etwas für eure Gesundheit. Mit dem Tier müsst ihr raus an die frische Luft, das heißt ihr bewegt euch automatisch öfter und seid in der Natur unterwegs, was sich wiederrum positiv auf Körper und Psyche auswirkt. Mit eurem neuen Freund könnt ihr trainieren, spazieren, spielen, Spaß haben, kuscheln, entspannen und eine wunderschöne gemeinsame Zeit verbringen.“
Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich dem nur zustimmen. Dennoch unterliegt man als Hundehalter auch gewissen „Einschränkungen“- welche sind das deiner Ansicht nach?
„Was macht ihr mit dem Hund, wenn ihr, eine große Party veranstalten möchtet oder euer Hund krank ist und zeitintensivere Betreuung benötigt? Als Hundehalter müsst ihr Rücksicht auf euer Tier nehmen. Ihr könnt nicht alles so handhaben, als existiere der Hund nicht. Wie bereits angesprochen, ist der Zeitfaktor nicht zu unterschätzen und wohl die größte persönliche Einschränkung. Dennoch solltet ihr diese Zeit gerne investieren, denn damit tut ihr nicht nur dem Vierbeiner etwas Gutes, sondern auch euch selbst. Die Verbindung zwischen euch und eurem Hund wird euch so viel geben, da ist jede Sekunde eine sinnvolle Investition.“
Das hast du schön gesagt! Tina, zum Abschluss: Wie wichtig ist der Besuch einer Hundeschule für einen Welpen?
„Hundeschule bedeutet Spaß für Hund und Mensch. Ihr erhaltet hier wertvolle praktische Tipps und Tricks für die Erziehung von Welpen und später auch aufbauende Lektionen. Es geht um Sozialisierung, den richtigen Umgang, Verständnis, Alltagstauglichkeit und die Bindung zwischen den Hauptbezugspersonen und dem Hund. Neben dem Training mit vielfachen Übungen, können die Welpen miteinander spielen und lernen so unter Beobachtung sich anzupassen und in die Rangordnung einzufinden. Weiterhin hat man in den Trainern einen Ansprechpartner bei Fragen und Problemen.“
Im zweiten Teil des „Hunde- Einmaleins“ dürft ihr euch auf Erziehungstipps und –tricks, Erklärungen zum „richtigen“ Spielen, der Förderung der körperlichen und geistigen Auslastung eures Welpen und das Üben des Alleinseins freuen.