Schaumberger Hof wird ab Februar für Unterbringung jugendlicher Flüchtlinge genutzt

Das Drogentherapiezentrum “Schaumberger Hof“ in Tholey wird ab dem 01. Februar das landesweite Zentrum für die Inobhutnahme von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen. Dies gab Staatssekretär Stephan Kolling im Rahmen einer Pressekonferenz am heutigen Donnerstag bekannt.

Zusammen mit Tholeys Bürgermeister Hermann Josef Schmidt, Abt Mauritius Choriol, Dr. Hermann Simmer von Therapiezentrum “Schaumberger Hof“, Alfons Vogtel (Geschäftsführer der Saarland-Heilstätten GmbH) und Prof. Dr. Eva Möhler (Kinderärztin in der SHG-Klinik) informierte er über die aktuelle Situation.

wndn.de klärt die wichtigsten Fragen.

 

Was bedeutet “landesweites Zentrum für die Inobhutnahme unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge“?

Wenn unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (umF) ins Saarland kamen, wurde ihre Situation, sprich das Alter, die gesundheitliche Verfassung sowie eventuelle verwandtschaftliche Verhältnisse, bislang hauptsächlich von den Jugendämtern in Lebach und Saarlouis überprüft. Um die Jugendämter zu entlasten, hat das Land sich mit dem “Vorclearingszentrum“ in Tholey nun für eine zentrale Stelle entschieden, in dem die aktuelle Situation der umFs geklärt wird.

 

Was passiert mit den Jugendlichen, wenn ihre Situation geklärt wurde?

Im Moment leben 1338 umFs im Saarland. Nach dem Königsteiner Schlüssel muss das Land aber nur 813 umFs aufnehmen. Somit liegt das Saarland mit 525 Jugendlichen über dem Soll. Nach der Klärung der individuellen Situation werden die Jugendliche binnen weniger Tage an Jugendämter anderer Bundesländer weitergeleitet.

„Das wird auf jeden Fall bis zu den Sommerferien der Fall sein“, wusste Staatssekretär Kolling.

„Gerade bei jungen Flüchtlingen ist eine schnelle Integration enorm wichtig. Umso schöner ist es, dass jetzt ein Zentrum geschaffen wurde, das die Verfahren beschleunigt. Vorher mussten die Jugendlichen einige Wochen in Lebach verbringen“, so SHG-Geschäftsführer Alfons Vogtel.

Es können maximal 70 Jugendliche in Tholey aufgenommen werden. In welche Bundesländer sie schließlich verteilt werden, entscheidet am Ende das Bundesverwaltungsamt.

 

Wer betreut die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge?

Die Mitarbeiter des neuen Vorclearingzentrums kommen vom Land, von der SHG und vom Therapiezentrum Schaumberger Hof. Unterkunft, Verpflegung und Verbringung wird im Schaumberger Hof in der Trägerschaft des Vereins “Hilfe für junge Menschen Saar e.V.“ liegen. Die medizinische und pädagogische Betreuung wird der SHG – Saarland-Heilstätten GmbH übertragen.

„Wir haben nicht nur ideale Räumlichkeiten, sondern auch die fachliche und sachliche Kompetenz, um uns dieser Aufgabe zu stellen. Eine gute Betreuung ist also gewährleistet“, so Kolling.

Insgesamt 22 Mitarbeiter, u.a. Pädagogen und Therapeuten, sollen vor Ort mitwirken. Darüber hinaus soll ein Sicherheitsdienst eingerichtet werden, der mit drei Personen rund um die Uhr, sowohl im Schaumberger Hof selbst, als auch auf dem Schaumbergplateau und dem Herzweg, im Einsatz ist.

Das Gebäude ist im Besitz der Tholeyer Abtei. Abt Mauritius Choriol äußerte sich wie folgt: „Wir sind froh, dass wir auch einen Beitrag leisten können, die Probleme zu lösen. Dementsprechend haben wir das neue Projekt auch begrüßt“.

 

Was passiert mit den Patienten im Drogentherapiezentrum?

„Schon seit längerem beobachten wir die rückläufige Entwicklung der Nachfrage in unserem Bereich der abstinenzorientierten Therapie. In der Vergangenheit mussten wir auch wirtschaftliche Einbußen hinnehmen. Daraufhin haben wir auch ein Aufnahmestopp ausgerufen“, erklärte Hermann Simmer die aktuelle Situation des Therapiezentrums.

„Unsere Patienten werden jetzt im Januar entweder gemäß des Therapieverlaufs entlassen oder in eine andere Einrichtung in der Nähe überführt, sodass es also keinen Bruch in der Therapie geben wird“, so Simmer weiter.

Das Drogentherapiezentrum hat in den 30 Jahren mehr als 3.000 Personen behandelt.

 

Wie hoch sind die Kosten der Maßnahme?

Die Kosten belaufen sich auf ca. 1,6 bis 1,8 Mio. € pro Jahr.

„Nach einem Jahr müssen wir evaluieren und gegebenenfalls nachjustieren. Allerdings muss man auch sagen, dass man in diesem Fall nicht in die Zukunft planen kann. Deshalb läuft das Projekt erstmal ein Jahr lang“, so Kolling.

 

Gibt es nähere Informationen zum Thema?

Die Gemeinde Tholey lädt alle interessierten Bürgerinnen und Bürger zum Informationsgespräch ein. Der Termin findet am Dienstag, 19. Januar 2016, um 19 Uhr, im Sitzungssaal des Tholeyer Rathauses statt.

Stephan Kolling, Staatssekretär im Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie, Alfons Vogtel, Geschäftsführer der SHG, Dr. Hermann Simmer, ärztlicher Leiter des Therapiezentrums Schaumberger Hof, Abt Mauritius Choriol von der Benediktinerabtei Tholey als Besitzer der Immobilie und Hermann Josef Schmidt, Bürgermeister der Gemeinde Tholey, werden an diesem Tag Rede und Antwort stehen.

Hermann Josef Schmidt: “Wir müssen uns der Herausforderung stellen. Bis jetzt haben wir das ganze gut gemanaged. Ich denke, dass wir auch jetzt die Unterstützung aus der Bevölkerung haben. Das Projekt ist einmalig in Deutschland und wir haben mit den hochprofessionellen Fachkräften kompetente Partner gefunden. Es ist alles andere als ein 08-15-Projekt.“

 

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