Scheitern muss ein Teil unserer Kultur werden

Der wahre volkswirtschaftliche Schaden der Keep Local Insolvenz

Foto: Keep Local

Die Insolvenz des Gutscheinanbieters „Keep Local“ hat im St. Wendeler Land hohe Wellen geschlagen. Bei allem verständlichen Ärger – auch mein 50 Euro Gutschein ist jetzt nichts mehr wert – wurde viel Häme ausgeschüttet.

Doch die teils schadenfrohen Reaktionen offenbaren ein tieferliegendes Problem unserer Gesellschaft. Kommentare wie „Man gründe eine GmbH, sammele möglichst viel Geld von doofen Firmen ein, erschwere das Einlösen der Gutscheine maximal und wenn genug eingesammelt ist, wird man ‚hupps‘ insolvent“ oder „Das war doch von Anfang an zu erwarten. Wer da genau hingeschaut hat, hat bei diesem Spiel nicht mitgemacht“ zeigen, wie sehr wir uns am Scheitern anderer ergötzen.

Dabei war „Keep Local“ ein innovativer Ansatz, um die Krise des Einzelhandels zu bekämpfen und das Veröden unserer Innenstädte zu verhindern – Probleme, über die wir alle klagen. Jeder von uns hat sich schon über leere Schaufenster geärgert und dennoch bequem bei Amazon eingekauft. „Keep Local“ bot mit seinen Gutscheinen eine Möglichkeit, Menschen wieder in die lokalen Geschäfte zu bringen. Dass ein solch vielversprechendes Projekt ausgerechnet in unserer schönen Kreisstadt St. Wendel entstand, war ein Grund zur Freude.

Die Schadenfreude, die sich nun breitmacht, steht sinnbildlich für eine weit verbreitete Mentalität in Deutschland: Wir beklagen den Stillstand und schimpfen auf die fehlende Innovationskraft, doch wenn jemand den Mut aufbringt, unternehmerisches Neuland zu betreten, scheint es, als warteten alle nur auf dessen Scheitern. Anstatt aus den Fehlern zu lernen, ergießen sich viele in Häme und Besserwisserei.

Doch genau diese Gründerinnen und Gründer brauchen wir, um unser Land voranzubringen. Wir müssen die Kultur des Scheiterns akzeptieren und als Teil des Lernprozesses verstehen.

Es ist essenziell, dass wir diejenigen unterstützen, die den Mut haben, von der Couch aufzustehen und sich ins Abenteuer Unternehmertum zu stürzen. Statt Häme zu verbreiten, sollten wir konstruktiv begleiten und ermutigen.

Wir benötigen mehr Menschen, die aktiv werden – sei es im Ehrenamt, in der Politik oder der Wirtschaft. Nur so schaffen wir eine Gesellschaft, die vorwärtskommt und in der Innovation und Unternehmergeist gedeihen können. Nur so sichern wir unseren Wohlstand.

Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

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