Die Marienhaus Gruppe untersucht derzeit intensiv die Möglichkeit, sowohl die Gynäkologie und Geburtshilfe als auch die Kinder- und Jugendmedizin wieder am Standort St. Wendel anzusiedeln. Die Kinderabteilung würde dabei von Neunkirchen in die Kreisstadt verlegt werden.
Bereits im September 2024 hatte der Kreistag in einer Resolution genau diese Lösung gefordert. Die politischen Vertreter von Stadt und Kreis hatten sich über Monate hinweg auf verschiedenen Ebenen für diese Variante eingesetzt. Bürgermeister Peter Klär hatte nach Bekanntwerden der ursprünglichen Verlegungspläne im September 2024 alle Bürgermeister des Landkreises zu einem Gespräch mit der Marienhaus GmbH zusammengerufen. Der St. Wendeler Stadtrat verabschiedete daraufhin eine Resolution gegen die Verlagerung der Geburtshilfe nach Neunkirchen.
Für betroffene Familien bedeutete die bisherige Situation erhebliche Belastungen: weite Anfahrtswege und große Verunsicherung prägten die Zeit seit der temporären Schließung der Abteilungen. Besonders junge Familien fühlten sich ohne wohnortnahe Versorgung im Stich gelassen. „Für Frauen ist eine erreichbare, gut ausgestattete Geburtshilfe enorm wichtig – sowohl medizinisch als auch emotional. Die Standortentscheidung stärkt das Vertrauen in die Gesundheitsversorgung vor Ort und bedeutet ein echtes Plus an Lebensqualität“, betont Sandra Schneider-Leyerle, Mitglied im Sozialausschuss des Kreistages St. Wendel.
Die Marienhaus Gruppe arbeitet seit mehreren Jahrzehnten als Träger in St. Wendel. Die aktuelle Prüfung interpretieren Beobachter als klares Signal für den Standort. „Als Kreistag haben wir uns früh und geschlossen für diese Lösung eingesetzt. Dass künftig wieder Babys im St. Wendeler Krankenhaus zur Welt kommen sollen, ist ein starkes Signal für unseren Landkreis, für junge Familien und für die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse im ländlichen Raum. Wir begrüßen den Prüfauftrag ausdrücklich und sind bereit, als Landkreis unseren finanziellen Anteil beizutragen“, erklärt der CDU-Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Dennis Meisberger.
Landrat Udo Recktenwald äußerte sich gestern auf seiner Facebook-Seite zum Thema: „Als ich im vergangenen Jahr in den Gesprächen mit Hebammengemeinschaft, Träger und Land den Vorschlag der Verlagerung der Kinderklinik, Geburtshilfe und Frauenheilkunde vom Kohlhof nach St. Wendel ins Spiel brachte, erntete ich eher zurückhaltende Ungläubigkeit und dachte nicht, dass der Gedanke so schnell Früchte trägt und in einen konkreten Prüfauftrag mündet.
Auch Sebastian Schorr MdL, Fraktionsvorsitzender der CDU im Stadtrat der Kreisstadt St. Wendel, betont: „Dass die Marienhaus Gruppe prüft, Geburtshilfe, Frauenheilkunde sowie die Kinder- und Jugendmedizin zurück nach St. Wendel zu holen, ist ein starkes Signal. Der Standort gewinnt an Zukunftssicherheit, und wir kommen unserem Ziel einer bestmöglichen medizinischen Versorgung im ländlichen Raum ein großes Stück näher.“
Negative Stimmen zur Verlegung des Standortes kommen jedoch von den FREIE WÄHLER aus den Landkreisen Neunkirchen und St. Wendel:
Nach Auffassung der FREIE WÄHLER im Kreistag Neunkirchen würde eine Schließung der genannten Abteilungen am Standort des Marienhausklinikums Kohlhof eine massive Verschlechterung der medizinischen Versorgung im gesamten Landkreis Neunkirchen bedeuten. Michael Brenner, FREIE WÄHLER-Kreistagsmitglied im Kreis Neunkirchen, kritisiert insbesondere den Umgang des Landrats mit den Gremien: „Es ist absolut unverständlich, dass der Landrat die Mitglieder des Kreistages nicht frühzeitig und transparent in die Planungen einbezogen hat. Noch weniger nachvollziehbar ist, dass der Kreistag erst nach der öffentlichen Bekanntgabe über die Pläne informiert wurde.“ Johannes Peter, FREIE WÄHLER-Kreistagsmitglied im Kreis St. Wendel, erklärt: „Einerseits begrüßen wir die Planung für den Landkreis St. Wendel, weil nach dem Wegfall der Geburtsklinik unser ländlicher Raum in der Gesundheitsversorgung spürbar gestärkt würde. Andererseits ist es inakzeptabel, dass die Standorte St. Wendel und Neunkirchen-Kohlhof gegeneinander ausgespielt werden. Dabei darf eine Stärkung des einen Standortes nicht zum Nachteil des anderen erfolgen. Gesundheitsversorgung darf nicht zu einem Nullsummenspiel werden.“ Daher fordern beide, die aktuellen Pläne neu zu überdenken und eine Lösung zu finden, um in beiden Landkreisen eine verlässliche und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung – einschließlich der Geburtshilfe – sicherzustellen.
Réka Klein, stellvertretende Kreisvorsitzende der SPD St. Wendel, stellvertretende Vorsitzende im Ausschuss für Gesundheit und Pflege des Landtages sowie stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, betont die Bedeutung des heutigen Tages:
„Seit 2021 setze ich mich dafür ein, dass St. Wendel als Geburtsstandort nicht aufgegeben wird. Familien im ländlichen Raum brauchen kurze Wege, Sicherheit und echte Wahlmöglichkeiten. Die jetzt vorgesehene Stärkung des Standorts ist ein wichtiges Signal – für werdende Eltern, für die medizinische Versorgung und für unseren ganzen Landkreis.“
Klein ordnet die Entscheidung zugleich in den Gesamtprozess ein:
„Die Krankenhausreform ist notwendig. Sie soll Versorgung im ganzen Saarland stabil halten – heute und in den kommenden Jahrzehnten. Veränderungen in anderen Regionen gehören dazu, aber entscheidend ist, dass wir verlässliche Strukturen für beide Landkreise schaffen.“
Heinz-Detlev Puff, Fraktionsvorsitzender der SPD im Kreistag und stellvertretender Kreisvorsitzender, hebt den regionalen Mehrwert der geplanten Struktur hervor:
„Der Standort St. Wendel gewinnt durch die geplante Bündelung klar an Stärke. Mit Geburtshilfe, Frauenheilkunde und Kindermedizin entsteht ein medizinischer Schwerpunkt, der unserem großen Einzugsgebiet zugutekommt – von der Kreisstadt über den Hochwald bis hinein nach Rheinland-Pfalz. Das ist Daseinsvorsorge im besten Sinne.“
Puff macht gleichzeitig deutlich, dass der Landkreis eine aktive Rolle übernehmen wird:
„Die notwendigen Investitionen werden den Kreistag beschäftigen. Wir werden konstruktiv prüfen, wie wir unseren Beitrag zur Stärkung des Standorts leisten können.“
Der SPD-Kreisverband St. Wendel sieht in der geplanten Strukturreform eine Chance, die Versorgung langfristig stabil und leistungsfähig aufzustellen. Die Partei betont, dass der Reformprozess nun mit Augenmaß, Transparenz und unter Einbindung der Beschäftigten sowie der Patientenvertretungen fortgesetzt werden muss.
Eine endgültige Entscheidung des Trägers steht noch aus.





