St. Wendel (gog). Aldo Martinez ist sieben Jahre alt und wurde in seinem bisherigen Leben
nicht gerade von Glück verfolgt. Wie viele Kinder, ist er als Straßenkind in La Paz, der
Hauptstadt Boliviens, aufgewachsen – ohne Familie, ohne feste Bleibe, ohne regelmäßige
Mahlzeiten. Schlimmer, Aldo ist als Kleinkind aufgrund einer Hirnhautentzündung ertaubt und
hat auch nie sprechen gelernt.
Vor einem Jahr hat ihn Arco Iris (Regenbogen-Stiftung), ein 1994 vom deutschen Pfarrer Josef
Maria Neunhofer gegründetes Hilfswerk für Straßenkinder, „entdeckt“ und in die „Casa
Esperanza“, das „Haus der Hoffnung“, aufgenommen. Dort leben rund 70 Kinder und
Jugendliche.
Seither hat Aldo wieder Hoffnung auf ein „normales“ Leben. Gemeinsam mit anderen Kindern
besucht er die 1. Klasse einer Gehörlosen-Schule in La Paz. Dort lernt er die Gebärdensprache.
Die deutsche Artemed-Stiftung, Trauting, ermöglichte ihm nun den operativen Einsatz eines
Cochlea-Implantats. Dabei nimmt ein Sprachprozessor Schall auf und wandelt ihn in
elektrische Signale um. Die Signale werden zur Spule und durch die Haut zum Implantat
gesendet. Das Implantat stimuliert über die Elektrodenkontakte die Nerven in der Hörschnecke
(Cochlea). Der Hörnerv empfängt diese Signale und leitet sie an das Gehirn weiter, so dass sie
als Sprache, Geräusche oder Klänge gehört werden können.
Der Hersteller spendierte Aldo das rund 20.000 Euro teure Implantat. Dr. Jerome Servais
führte Ende Dezember am Universitätsklinikum Mannheim die sehr schwierige Operation
durch. Dr. Servais: „Teile beider Innenohre waren sehr stark verknöchert, deshalb konnten wir
auch nur am linken Ohr ein Implantat einsetzen.“
Das Universitätsklinikum arbeitet intensiv mit den St. Wendeler MediClin Bosenberg Kliniken
zusammen, einem der führenden deutschen Gesundheitsdienstleister bei der Indikation
Tinnitus und Cochlea-Implantant. So kam Aldo nach der OP im Januar eine Woche nach St.
Wendel in die Bosenberg Kliniken, um hier das Hören zu erlernen. Chefarzt Dr. Seidler ist
vom jungen Bolivianer ganz begeistert: „Aldo ist ein aufgewecktes, neugieriges Kind. Für ihn
gilt es, mit Hilfe unserer Therapeuten und Techniker von der Ertaubung ins Hören zu kommen.
Ein Cochlea-Implantat hat 22 Elektroden mit eigenen Frequenzbereichen. Diese müssen
mittels Computer individuell eingestellt werden. Aldo lernt, Signale zu erkennen und zu
unterscheiden. Ich sehe für Aldo eine sehr gute Prognose.“
Auch Diplom-Ingenieur Ahmed Bellagnech von der CI-Abteilung ist optimistisch: „Aldo teilt
mit Mimik, Lachen, Gesten und durch das Öffnen der Augen seine Gefühle und das Erkennen
der Impulse mit. Er erkennt schon Worte und versucht, diese nachzusprechen. So zählt er auf
spanisch … uno, dos, tres, cuatro.”
Inzwischen ist Aldo mit seinen Betreuern Stefanie Kleppe und Felix Encinas wieder nach La
Paz zurückgekehrt. Es ist noch ein langer Weg bis zum guten Hören, aber der Anfang ist
gemacht. Die Bosenberg Kliniken begleiten einen Teil dieses Weges. Deren Kaufmännischer
Leiter Sebastian Kremer ist ein wenig stolz: “Wir haben die Therapie für Aldo sehr gerne und
kostenlos übernommen. Es ist schön, armen Kindern helfen zu dürfen.”