Im Juli vergangenen Jahres hat der Kreistag mit dem Beschluss des Erbbaurechts über die Zukunft des Campingplatzes am Bostalsee entschieden (wir berichteten). Der Campingplatz besteht seit 1980, verfügt auf 14ha Fläche über 438 Stellplätze, die für den Tourismus der Kreisstadt von Bedeutung sind. Zurzeit wird er zum 5-Sterne-Standard gezählt, doch veraltete Infrastruktur und nötige Sanierungen halten einen erhöhten Investitionsbedarf bereit. Camping trägt in der heutigen Zeit ein neues Image. Durch die Corona-Pandemie sind naheliegende und kostengünstige Urlaube attraktiver geworden. Umso dringlicher wird die Erneuerung des Campingplatz Bostalsee, der trotz erheblicher Preiserhöhungen von 30% auch in den letzten Jahren stets rote Zahlen in Höhe von jeweils knapp 200.000 Euro schrieb.
Zur Frage der Privatisierung des Campingplatzes wurde der Sachverständige für Camping- und Ferienparkwirtschaft Prof. Dr. Heinrich Lang mit einer Studie beauftragt, deren Ergebnis das Erbbaurecht als optimale Lösung des Problems aufweist. Der Landkreis würde demnach im Besitz des Grundstücks bleiben und die Gebäude des Campingplatzes formell verkaufen. Dadurch kann der Grundstückseigentümer langfristig, nach einer voraussichtlichen Laufzeit von 30 Jahren, wieder über das Grundstück verfügen, da der Erbbauberechtigte den Campingplatz auf Zeit kalkuliert.
Schweizer Camping Lodge AG weist zufriedenstellendes Betriebskonzept vor
In der jüngsten Sitzung wurde nun nach einer Ausschreibung beschlossen den Campingplatz in die Hände der Schweizer Camping Lodge AG zu geben. Die finanzstarke Aktiengesellschaft würde laut Landrat die essentiellen Bedingungen erfüllen. So würde sie einmalig 3,4 Mio. Euro sowie einen jährlichen Erbbauzins in Höhe von 105.000 Euro netto für die Übernahme an den Landkreis zahlen, der das Geld vornehmlich in die Touristik und Jugendförderung investieren würde. Die Schweizer AG würde zudem der Vertragsdauer von 30 Jahren zustimmen sowie ein zufriedenstellendes Betriebskonzept vorweisen können. Das Unternehmen würde hier ein Betriebsgesellschaft gründen, die das operative Geschäft angehen und damit auch vor Ort Steuern zahlen. Eine regionale Verankerung sei dem Unternehmen wichtig, um auch die Abläufe effizienter zu gestalten. Die Camping Lodge AG denke an eine Saisonalität des Platzes, allerdings sei auch nicht ausgeschlossen über die Saison hinaus Plätze anzubieten, sollte dies unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten realisierbar sein. Die Preisgestaltung werde im wesentlichen zwar durch den Markt geregelt, jedoch sei dem Unternehmen das Thema Familienfreundlichkeit wichtig, genauso wie die Nachhaltigkeit. Für den Campingplatz selbst sei ein 5-Jahres-Investitionsprogramm vorgesehen, welches die Investitionsbedarfe in Angriff nehmen soll.
CDU: Stillstand gleich Rückschritt
Nach den Ausführungen das Landrates meldete sich Dennis Meisberger (CDU) im Rahmen der Kreistagssitzung zu Wort, um das Gesagte zu unterstützen. Ein „Weiter so“ dürfe und könne es im Falle des Campingplatzes am Bostalsee nicht geben, das zeigten die roten Zahlen und der Investitionsstau. „Stillstand bedeutet bekanntlich Rückschritt […]. Wir als CDU sind uns unserer Verantwortung heute bewusst, für unsere Region, für den Campingplatz und stimmen heute der Vergabe unter den genannten Bedingungen zu.“
30 Jahre binden für SPD nicht akzeptabel
Laut Heinz-Deltev Puff habe sich die SPD die Entscheidung bezüglich der Vergabe nicht leicht gemacht. Doch der saisonale Betrieb von Ostern bis Oktober mit ungewissen Auswirkungen auf die Dauercamper, die fehlende Beschaffung von Vollzeitarbeitsplätzen, die geringe Anzahl an Mitbewerbern bei der Ausschreibung, die einen Vergleich schwierig mache und die Befürchtung, dass ein Erbbauzins von 105.000 Euro pro Jahr kaum Auswirkungen auf die Kreisumlage haben würde, veranlasse die SPD dazu, der Vergabe des Campingplatzes an die Camping Lodge AG nicht zuzustimmen. Ganz besonders sei der SPD zudem die mit Risiken verbundene Vertragsbindung über einen Zeitraum von 30 Jahren ein Dorn im Auge. „Wir sind der festen Überzeugung, dass durch Neustrukturierung des jetzigen Landkreismodells Campingplatz ein Weiterbetrieb wirtschaftlich machbar wäre. […] Grund des Konzepts der Vorstellung dieses Vertrages, hat uns dazu bewogen diesem Beschluss nicht zuzustimmen,“ so Puff.
Camping Lodge AG wird Zuschlag bekommen
Trotz der vorgetragenen Bedenken, überwiegen laut CDU und Landrat die Vorteile der Privatisierung des Campingplatzes. Die Zahlen würden für sich sprechen, die Mehrheit der Campingplätze in Deutschland seien privat und bessere Vorschläge bei einem steten Defizit von ca. 200.000 Euro jährlich, hätte es in den letzten Jahren seitens der Opposition nie gegeben. Landrat Udo Recktenwald fasst das Konzept der Schweizer als schlüssiges Angebot zusammen, welches den Anforderungen des Landkreises entspricht. Darüber hinaus würde man den Campingplatz mit der Camping Lodge AG in erfahrene Hände geben, welche diesen zum 01.01.2024 übernehmen würden. Die Vergabe wurde durch den Kreistag schließlich mehrheitlich beschlossen.