Die ersten Maschinen sind bereits angerückt und roden Büsche und Bäume, denn Anfang Oktober soll der offizielle Spatenstich für den Neubau der ersten Ökumenischen Kindertagesstätte in St. Wendel-Niederlinxweiler folgen. Am Dienstagabend, 21. September, haben Vertreter der beiden Projektpartner, der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde St. Wendel sowie der Katholischen Kirchengemeinde St Martin Niederlinxweiler, gemeinsam mit Architektin Miriam Niedenzu und Projektsteuerer Thomas Ludewig in der Breitwieshalle erstmals das Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt. Geht alles nach Plan öffnet die sechsgruppige Einrichtung für 122 Kinder im Oktober 2022.
Erstmals bundesweit soll eine Einrichtung in gemeinsamer Trägerschaft der beiden großen Kirchen entstehen. Bisherige ökumenische Kitas in Deutschland sind entweder in rechtlicher Trägerschaft einer Kirche unter Mitarbeit der anderen Konfession oder die Trägerschaft ist geteilt. Dies ist auch beim Start in Niederlinxweiler geplant: Zunächst werden der Verband Evangelischer Kindertageseinrichtungen im Saarland (VEKIS) und die Katholische KiTa gGmbH Saarland jeweils für drei Gruppen und die Hälfte des Personals die Betriebsträgerschaft übernehmen. Daher sind zu Beginn noch Doppelstrukturen notwendig, also zwei Leitungen und zwei Personalräume. Ziel sei aber klar das Zusammenwachsen zu einer gemeinsamen Struktur, betonten die Projektpartner. Doch hierfür müssten noch einige Hürden genommen werden. So gilt es etwa, die zwei verschiedenen kirchlichen Arbeitsrechte oder die unterschiedlichen Qualitätsmanagement-Konzepte auf einen Nenner zu bringen. „Hierfür gibt es bundesweit noch kein vergleichbares Projekt, das als Vorlage dienen könnte“, sagte der Vorsitzende des Bereichspresbyteriums Niederlinxweiler, Pfarrer Wolfgang Meyer. Doch sowohl die evangelische Landeskirche als auch das Bistum Trier hätten grünes Licht gegeben, hier etwas Neues zu entwickeln.
Die Idee zu einer ökumenischen Kita sei Ende 2018 entstanden, zu einem Zeitpunkt, als beide Kirchengemeinden mit den Planungen zur Sanierung ihrer jeweiligen Kita in Niederlinxweiler bereits weit fortgeschritten waren, so Meyer. Doch die Pläne für einen Neubau der evangelischen Kita wurden 2018 vom saarländischen Kultusministerium abgelehnt, da die Kosten für eine Einrichtung mit drei Gruppen als zu hoch angesehen wurden. Ähnlich sah es auf katholischer Seite aus: „Wir hatten uns schon die Alte Schule in Niederlinxweiler angeschaut, in die wir die Gruppen während des Umbaus unserer Kita auslagern wollten“, blickt Klaus Leist, Pastor der katholischen Pfarreiengemeinschaft St. Wendel, zurück. Beim Neujahrsempfang kamen die beiden Pfarrer erstmals ins Gespräch. „Wir haben es in nur drei Monaten geschafft, in allen kirchlichen Gremien die notwendigen Beschlüsse für einen gemeinsamen Neubau zu holen“, sagt Meyer. Im Bistum Trier sei die Angelegenheit rasch von der zuständigen Abteilung direkt an den Bischof geleitet worden, weil es noch kein vergleichbares Projekt gegeben habe, erinnert sich Leist. Doch Bischof und Generalvikar hätten sich offen gezeigt: „Es hieß: Macht mal!“ – und die Niederlinxweiler legten los.