Am 9. November um 15 Uhr wird der Landkreis St. Wendel eine Kranzniederlegung am ehemaligen Standort der Synagoge in der Kelsweilerstraße 13 durchführen. Diese jährliche Gedenkveranstaltung, die seit 2009 stattfindet, erinnert an die Novemberpogrome von 1938 und wird auch von der katholischen Kirche St. Wendel unterstützt.
Landrat Udo Recktenwald unterstreicht die Bedeutung dieser Gedenkfeier: „Die Kranzniederlegung ist ein Mosaikstein unserer Erinnerungskultur im Sankt Wendeler Land, die sich verantwortungsvoll mit der nationalsozialistischen Vergangenheit der Region auseinandersetzt und den Opfern würdig gedenkt. Dies ist heute vielleicht wichtiger denn je: Weltweit und bundesweit steigt die Anzahl antisemitisch motivierter Straftaten.“
Er weist zudem auf die aktuellen Herausforderungen hin: „Der brutale Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 wirkte dabei wie ein Brandbeschleuniger für antisemitische Narrative, die – auf der Straße, in sozialen Medien – offen und unverhohlen geäußert werden. Es ist unsere Pflicht und Verantwortung, dagegen aufzustehen.“
Die Novemberpogrome 1938 hatten auch im Kreis St. Wendel verheerende Auswirkungen. In fünf Orten – St. Wendel, Tholey, Sötern, Bosen und Gonnesweiler – kam es zu Übergriffen gegen die jüdische Bevölkerung und deren Eigentum. Die Synagoge in St. Wendel wurde am 10. November 1938 von Mitgliedern der SS, SA und NSDAP geschändet und in Brand gesetzt.
Recktenwald betont die historische Verantwortung: „Wir dürfen nie vergessen, dass der Antisemitismus eine tragende Säule des menschenverachtenden nationalsozialistischen Weltbildes war, das viele Leben auslöschte, das die Welt in einen Weltenbrand stürzte. Daran müssen wir gedenken, daran müssen wir erinnern – und die Lehren für unsere Gegenwart ziehen.“