Das Schaumberger Land und das gesamte Saarland trauern um den Verlust des angesehenen Lyrikers und Ehrenbürgers der Gemeinde Tholey, Johannes Kühn, der im Alter von 89 Jahren verstorben ist. Diese traurige Nachricht erreichte die Menschen am „Tag der Deutschen Einheit“.
Bürgermeister Andreas Maldener würdigte Johannes Kühn als einen herausragenden Literaten und betonte: „Er zählte völlig zurecht zu den bedeutendsten Lyrikern unserer Tage. Die Zeiten, in denen ihm die Anerkennung fehlte, waren zum Glück vorbei. Aus dem ‚Winkelgast‘ wurde ein international anerkannter Dichter. Trotz seines Erfolges blieb er stets ein bescheidener Mensch, der sich zeitlebens eng mit seiner Heimat verbunden fühlte. Daher ist es traurig, dass unser Ehrenbürger uns für immer verlassen hat. Er wird unvergessen bleiben, und die Gemeinde Tholey wird sein Andenken auch in Zukunft wahren.“
Johannes Kühn wurde am 3. Februar 1934 als erstes von neun Kindern einer Bergmannsfamilie in Bergweiler geboren und lebte seit 1936 in Hasborn. Seine Dichtkunst entwickelte sich während seiner Zeit am Humanistischen Gymnasium des Missionshauses in St. Wendel. Obwohl seine Ausbildung durch eine Erkrankung erschwert wurde, studierte er als Gasthörer an den Universitäten Saarbrücken und Freiburg und war Teil der Schauspielklasse des Staatlichen Konservatoriums in Saarbrücken. In dieser Zeit vertiefte er sein Interesse an den Werken großer deutschsprachiger Dichter, was sein eigenes dichterisches Schaffen stark beeinflusste.
Johannes Kühns Lyrik war stark von seiner heimatlichen Lebenswelt inspiriert, aus der er seine Motive schöpfte. Sein umfangreiches Werk umfasst große Erzählungen, Märchen, Dramen, Einakter und über 10.000 Gedichte. Dr. Benno Rech und seine Frau Irmgard trugen maßgeblich zur Aufmerksamkeit und Anerkennung seines Schaffens bei, was 1988 mit der Zuerkennung des Saarländischen Kunstpreises belohnt wurde. Dies führte zur Veröffentlichung der Gedichtsammlung „Ich Winkelgast“ im Carl-Hanser-Verlag in München, die ihm den Weg zu einem größeren Publikum und zu namhaften Kollegen eröffnete. Seine Lyrik wurde in verschiedene Sprachen übersetzt, darunter Französisch, Englisch, Spanisch und sogar Japanisch.
Johannes Kühn erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Kunstpreis des Saarlandes 1988, die Ehrengabe der Schillerstiftung 1991, den Horst-Bienek-Preis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste 1995 und den Christian-Wagner-Preis 1996. Im Jahr 2000 wurde ihm der Hermann-Lenz-Preis verliehen, und wenige Wochen nach seinem siebzigsten Geburtstag erhielt er den Ehrentitel „Professor“ vom damaligen Ministerpräsidenten Peter Müller. Die Gemeinde Tholey ernannte Johannes Kühn im Jahr 2002 zum Ehrenbürger, und 2004 wurde ihm der Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg verliehen.
Um das kreative Schaffen von Johannes Kühn in Erinnerung zu behalten, wurde in Hasborn-Dautweiler der Johannes-Kühn-Wanderweg angelegt, der rund um den Ort führt. Entlang der Strecke laden Zitate aus Johannes Kühns Gedichten dazu ein, die Natur mit den Augen des Dichters zu betrachten. Der Weg führt auch über den „Bitschberg“, wo ein Werk des Merziger Bildhauers Prof. Paul Schneider zu sehen ist, gestaltet mit einem Gedicht des Ehrenbürgers. In Hasborn-Dautweiler selbst wird eine Stahlskulptur in der Theeltalstraße als Erinnerung an Johannes Kühn bleiben, die die Silhouette des berühmten Sohnes des Ortes als Spaziergänger mit seinen charakteristischen Merkmalen „Buch“, „Hut“ und „Zigarre“ zeigt. Diese Skulptur wurde 2019 anlässlich seines 85. Geburtstags aufgestellt. Johannes Kühn hatte stets eine enge Bindung zum Schaumberger Land bewahrt und antwortete auf die Frage, ob er jemals das Bedürfnis gehabt habe, der ländlichen Region zu entfliehen: „Ich bleibe lieber in der Nähe, als in der Stadt, wo es von Menschen wimmelt. Ich kümmere mich um das Landleben. Das Dorf ist nicht klein. Ich werde sterben, bevor alles geschrieben ist“, so Johannes Kühn in seiner charmant-lakonischen Art.