Der Literatur-Nobelpreisträger Peter Handke hat den 2023 verstorbenen saarländischen Dichter Johannes Kühn in höchsten Tönen gewürdigt. In einem Brief an den französischen Verleger Jean-Louis Paul, der einem neu erschienenen Band mit Kühn-Gedichten vorangestellt ist, bezeichnet der in Frankreich lebende österreichische Schriftsteller Kühn als den „einzigartigsten“ und „erstaunlichsten“ aller Poeten seit dem Verlust des Paradieses.
Der Gedichtband „Moi qui ne possède rien, célébrant le papillon“ erschien kürzlich im französischen Verlag Ressouvenances. Es handelt sich dabei um die Übersetzung von Kühns deutschem Band „Besitzlos, den Schmetterling feiernd“ aus dem Jahr 2018. Der Germanist Joël Vincent hat die Gedichte ins Französische übertragen.
In seinem auf Französisch verfassten Schreiben vom 21. Dezember 2024 stellt Handke Kühn in eine Reihe mit dem bengalischen Nobelpreisträger Rabindranath Tagore und dem englischen Dichter William Blake. Alle drei seien einzigartig, doch Kühn präsentiere sich als „der einzigartigste“ dieser drei Dichter. Handke beschreibt ihn als „den fremdesten und den vertrautesten; den offensten (gegenüber dem Unendlichen) und den konkretesten (für die täglichen Details der Natur wie der Kultur)“.
Die beiden Dichter kannten sich persönlich. Im Jahr 2000 gehörte Handke der Jury an, die Kühn den Hermann-Lenz-Preis verlieh. Bei der Verkündung verwendete er die Worte „Habemus poetam“ – in Anlehnung an die päpstliche Formel nach einer Papstwahl. Auch der peruanische Literatur-Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa hatte Kühn 2002 bei einem Kongress in Mexiko als den größeren Dichter bezeichnet.
Am 3. Oktober 2025 findet erstmals der Johannes-Kühn-Tag in Hasborn-Dautweiler statt, dem Heimatort des Dichters. Die ganztägige Veranstaltung beginnt um 11 Uhr mit einer internen Mitgliederversammlung der Johannes-Kühn-Gesellschaft im Gasthaus Huth. Um 15 Uhr folgen im Vereinsheim in der Theeltalstraße 6 Gespräche mit den Zeitzeugen Dr. Martin Rech und Wolfgang Trost.
Um 17 Uhr präsentieren der Übersetzer Joël Vincent und der Verleger Armin Sinnwell den neuen französischen Gedichtband. Vincent hat bereits sechs Bände mit Kühns Gedichten ins Französische übertragen. Die musikalische Soirée „Mit Sehnsüchten leb‘ ich“ um 18:30 Uhr bringt Kühn-Vertonungen zu Gehör. Es musizieren die französische Mezzosopranistin Daphné Macary und die türkische Pianistin Günes Oba. Den Abschluss bildet um 20 Uhr ein Mahl der Freundschaft im Gasthaus Huth.
Weitere Veranstaltungen zu Ehren Johannes Kühns finden im Oktober statt: Am 12. Oktober präsentiert der Münchner Verleger Michael Krüger in der Kulturhalle Hasborn-Dautweiler seinen zweiten Memoirenband „Unter Dichtern“, in dem er auch über seine Zusammenarbeit mit Kühn berichtet. Am 13. Oktober stellt Krüger das Buch erneut in Saarbrücken vor. Die Berliner Autorin Katrin Askan liest am 16. Oktober im Schlosskeller des Saarbrücker Schlosses aus ihrem Roman „Dichter – Roman einer Freundschaft“, der die Zusammenarbeit zwischen Kühn und seinen Herausgebern Benno und Irmgard Rech thematisiert.
Johannes Kühn starb am 3. Oktober 2023. Der Johannes-Kühn-Tag soll künftig jährlich an seinem Todestag stattfinden und das Werk des saarländischen Dichters würdigen.