Ein Kind zu bekommen ist wohl eines der normalsten und gleichzeitig besondersten Erlebnisse im Leben eines Paares. Wir haben mit Inga (28 Jahre, Versicherungskauffrau) und Bayan El- Beituni (31, Einzelhandelskaufmann) über die Schwangerschaft, Geburt, Herausforderungen und die wundervolle, aber auch anstrengende Zeit als frisch gebackene Eltern gesprochen.
Inga, wie war es für dich, als du erfahren hast, dass du schwanger bist? Bayan, wie ging es dir, als deine Frau dir gesagt hat, dass du Vater wirst?
Inga: „Da wir schon über einen längeren Zeitraum versuchten ein Kind zu bekommen und die bereits erfolgten Tests keine guten Prognosen versprachen, war es wie Wunder, als ich erfahren habe, dass ich schwanger bin. Ich war überwältigt und voller Freude. Dass es nach Jahren nun doch funktionierte, war nicht nur eine große Überraschung, sondern auch das größte Glück überhaupt.“
Bayan: „Als Inga mir mitteilte, dass ich Vater werde, war das ein unvorstellbar schönes Gefühl. Dennoch machte ich mir auch meine Gedanken und sah das Ganze nicht nur durch die rosarote Brille. Ich fühle mich sicher und unsicher zugleich. Fragen wie: „Werden wir das schaffen? Werde ich ein guter, verantwortungsbewusster Vater sein? oder Wird alles gut gehen und das Kind gesund sein?“ beschäftigen mich täglich. Ich versuchte aber positiv zu denken, an uns als Team zu glauben, nach vorne zu schauen und mich auf die Zukunft zu dritt zu freuen.“
Bei jeder Frau gestaltet sich die Schwangerschaft anders. Inga, wie erging es dir während dieser Zeit? Hast du Heißhungerattacken und heftige Stimmungsschwankungen gehabt, war dir oft übel und hast du viel an Gewicht zugelegt?
Inga: „ Meine Schwangerschaft verlief glücklicherweise ohne besondere Vorkommnisse, da kann ich michglücklich schätzen. Ich war nicht eingeschränkt, ausgeglichen, munter und fröhlich. Nach nur wenigen Wochen hatte ich keine Gelüste oder Heißhungerattacken mehr und nach den ersten drei Monaten verging auch die Übelkeit. Zugelegt habe ich insgesamt 14 Kilogramm, das ist in Ordnung.“
Wie war die Geburt eures Sohnes, ein wahrhaft prägendes Lebensereignis, für euch?
Inga: „Bis unser kleiner Lian das Licht der Welt erblickte, dauerte es rund 12 Stunden. Die Wehen haben zuhause gegen 22 Uhr ganz langsam begonnen. Nach Rücksprache mit meiner Hebamme sind wir um halb 2 nachts ins Krankenhaus gefahren, wo ich in den Kreißsaal gebracht und an das CTG-Gerät gehangen wurde. Die ersten beiden Stunden waren noch einigermaßen entspannt, da die Wehen noch nicht so stark waren. Als die Wehen dann aber alle eineinhalb bis zwei Minuten kamen, hatte ich die furchtbarsten Schmerzen. Am schlimmsten merkte ich diese im Rücken, weswegen ich mir auch, als ich es wirklich nicht mehr aushielt, die Periduralanästhesie (PDA) geben ließ. Nach ungefähr zehn Minuten zeigte diese Wirkung und die Schmerzen ließen nach. Zum einen war das positiv, weil ich mal etwas entspannen konnte und zum anderen zog dies aber das Problem nach sich, dass ich für eine Stunde keine Wehen hatte und die Herztöne des Babys schlechter wurden. Das war fürchterlich, ich hatte große Angst. Kurzzeitig sah es aus, als müsste ich einen Kaiserschnitt bekommen, aber zum Glück setzten die Wehen wieder ein und die Herztöne wurden wieder besser, sodass ich von einem Kaiserschnitt verschont blieb. Von da an ging alles ziemlich schnell und um kurz vor 10 Uhr morgens kam unser Sohn im Oktober auf die Welt. Es war das schönste Empfinden, als unser Baby das erste Mal in unseren Armen lag. Ein kleiner Mensch, der in mir heranwuchs- das ist unfassbar besonders. Man kann es nur schwer beschreiben, man muss es erleben. Mein Mann hat mir geholfen das durchzustehen, so eine Geburt ist kein Zuckerschlecken, sondern ein echter Kraftakt. Bayan hat mir Trost gespendet und mir das Durchhalten insbesondere zum Schluss etwas erleichtert.“
Bayan: „Es war schon ziemlich schwierig für mich mir die Geburt vorzustellen und mich im Vorfeld damit zu beschäftigen. Im Nachhinein kann ich sagen, dass jeder Vater bei der Geburt seines Kindes dabei sein und diese miterleben sollte. Es ist ein einzigartiges Erlebnis wie ein Mensch, vor allem dein eigenes Kind, auf die Welt kommt. Ich wäre gerne die ganze Zeit dabei gewesen, aber aufgrund von Corona durfte ich erst in den Kreißsaal, als klar war, dass die Geburt unmittelbar bevor stand. Ab diesem Zeitpunkt habe ich meiner Frau, so gut es ging, beigestanden. Es war sehr schwer mitanzusehen wie sie litt, aber ich versuchte sie immer wieder zu ermutigen.“
Inga und Bayan, ihr seid nun frisch gebackene Eltern. Wir beglückwünschen euch zu eurem Sohn. Der kleine Lian ist nun 8 Wochen alt. Wie geht es euch mit dem neuen Familienmitglied?
Inga: „Die Geburt unseres Sohnes hat unser Leben komplett umgekrempelt. Wir tragen nun eine große Verantwortung und kümmern uns rund um die Uhr um ein kleines Baby, das ist eine deutliche Umstellung. Statt Arbeit ist nun stillen, wickeln, spazieren, bespaßen und beruhigen angesagt. Es ist ein 24-Stunden-Job und das sollte man nicht unterschätzen. Trotz wenig Schlaf und Zweisamkeit, weiß man, wofür man es macht. Jedes Mal, wenn ich unseren süßen Lian ansehe, sprießen die Endorphine regelrecht aus mir. Ich bin eine stolze und überglückliche Mutter.“
Bayan: „Ein Kind zu haben, kann wirklich anstrengend sein, denn man muss sich und seine Bedürfnisse komplett zurückstellen. Gleichzeitig ist es aber auch das Schönste auf der Welt. Es hat ein neuer Lebensabschnitt für uns begonnen, der viele Herausforderungen mit sich bringt. Wir möchten es nicht mehr missen und freuen uns auf die gemeinsame Zukunft. Es wird kräftezehrend und anspruchsvoll, aber auch wunderschön sein.“
Bayan hat es gerade angesprochen- welche Herausforderungen bringt das Eltern-Dasein mit sich? Was habt ihr erwartet und wie ist es nun wirklich?
Bayan:„ Man sollte sich vor der Geburt nicht zu verrückt machen. Man schmiedet Pläne, wie man alles mit dem Baby handhaben und umsetzen möchte und im Endeffekt kommt doch alles anders als erwartet.“
Inga: „Jetzt können wir sagen, dass sich alles nach dem Kleinen richtet und man manchmal froh wäre, wenn der Tag mehr als 24 Stunden hätte. Für mich ist der Schlafentzug eine ziemliche Herausforderung, das ist eine extreme Umstellung. Nach acht Wochen hat sich jetzt aber alles recht gut eingespielt und wir können nach und nach mehr planen. Da mein Mann die ganze Woche über arbeitet, waren die ersten zwei Wochen sehr anstrengend für mich. Ich habe mich kaum getraut den Kleinen mal kurz alleine zu lassen, er fing direkt an zu weinen. Meine Mutter unterstütze mich in dieser Zeit, damit ich auch mal etwas Zeit für mich hatte oder den Haushalt erledigten konnte. Wenn mein Mann frei hat, übernimmt er natürlich verschiedene Aufgaben, aber während der Woche gestaltet sich das schwieriger. Unser Sohn will am liebsten 24 Stunden nur getragen werden, das ist alles schon anstrengend, aber auch sehr schön. Wir wachsen jeden Tag an diesen Aufgaben und lernen dazu.“
Was sind eure größten Sorgen in Bezug auf euren Sohn?
Bayan: „Wir machen uns Gedanken hinsichtlich der sozialen Kontakte in Zeiten von Corona. Ein Kind braucht Menschen um sich herum. Seien es die Großeltern oder Freunde. Je nach aktueller Infektionslage, sind Treffen nicht möglich. Wir hoffen, dass sich die Situation schnellstmöglich wieder normalisiert, damit unser kleiner Mann schon bald mit seinen ersten Spielkameraden ganz unbeschwert rumtollen kann.“

Inga: „Unabhängig von Corona hat man natürlich die Sorge, dass seinem Kind etwas passiert. Der Beschützer-Instinkt ist sehr ausgeprägt, wenn man ein Kind hat. Man würde alles für sein Kind tun. Ich bin froh, dass der kleine Mann wohlauf und gesund ist und ich hoffe, dass das immer so bleibt.“
Was ist das Schönste, wenn man Mama und Papa ist?
Inga und Bayan: „Das Schönste ist es, eine Familie zu sein. Wir sind füreinander da- komme was wolle. Jeder durchlebt einmal Höhen und Tiefen, aber wir drei halten zusammen. Wir haben Lian das Leben geschenkt und werden ihm jeden Tag aufs Neue unsere bedingungslose Liebe schenken. Er ist unser Ein und Alles und wenn wir in seine neugierigen Augen schauen, wissen wir, dass uns ein blühendes wunderbares Leben bevorsteht. Wir freuen uns darauf und wünschen jedem Paar diese besondere Erfahrung zu machen.“