Die wirtschaftliche Lage im Saarland hat sich im April weiter eingetrübt. Der aktuelle Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer (IHK) Saarland zeigt, dass der IHK-Lageindikator gegenüber dem Vormonat um 2,3 Punkte gesunken ist. Mit einem Wert von minus 2,1 Punkten liegt er erneut unter der Nulllinie. Besonders in Teilen des Dienstleistungssektors verschlechterten sich die Einschätzungen deutlich.
Zwar verbesserten sich die Geschäftserwartungen im verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich leicht, doch bleibt der Pessimismus insgesamt vorherrschend. Der IHK-Erwartungsindikator stieg um 2,4 Punkte, verharrt jedoch mit minus 11,7 Punkten tief im negativen Bereich.
„Von einer Stimmungsaufhellung oder von Optimismus kann derzeit in der Saarwirtschaft keine Rede sein. Im Gegenteil: Die Unsicherheit bei Unternehmen und Verbrauchern ist weiterhin hoch und dämpft die Investitions- und Konsumneigung“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Thomé. Zwar erkenne man im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung erste Entlastungsansätze, diese reichten jedoch nicht aus, um das notwendige Maß an Zuversicht wiederherzustellen. Belastend wirkten weiterhin die schwache Auslandsnachfrage, protektionistische Tendenzen in der US-Handelspolitik sowie hohe Kosten für Arbeit, Bürokratie und Energie.
Die IHK fordert daher rasche, wirtschaftsfreundliche Maßnahmen noch vor der parlamentarischen Sommerpause. Ziel müsse es sein, „die Wachstumskräfte wieder zu entfesseln“, so Thomé. Andernfalls drohe ein drittes Rezessionsjahr in Folge und weiterer Wohlstandsverlust.
Von den rund 300 befragten Unternehmen mit insgesamt über 100.000 Beschäftigten bewerten nur 20 Prozent ihre Lage als gut oder sehr gut. Die Mehrheit – 57 Prozent – beurteilt sie als befriedigend, während 23 Prozent eine schlechte Lage melden. Lediglich die Keramikindustrie berichtet von guten Geschäften. Überwiegend befriedigend ist die Situation im Maschinen- und Anlagenbau, im Fahrzeugbau, im Bauwesen, in der Elektroindustrie sowie in der Medizintechnik. Stark angespannt bleibt sie in der Gummi- und Kunststoffindustrie, in Gießereien sowie bei Herstellern von Metallerzeugnissen. Branchenübergreifend verzeichnete das verarbeitende Gewerbe im Januar und Februar einen Umsatzrückgang von 12,2 Prozent – bei einem bundesweiten Minus von nur 0,4 Prozent.
Im Dienstleistungssektor melden 77 Prozent der Unternehmen gute oder befriedigende Geschäfte. Die IT-Branche sticht mit positiver Entwicklung heraus, während Banken, Versicherungen sowie der Einzelhandel, das Hotel- und Gastgewerbe, Logistik und unternehmensnahe Dienstleistungen ein gemischtes Bild zeigen.
Die Aussichten bleiben gedämpft: Lediglich sechs Prozent der Betriebe rechnen in den kommenden sechs Monaten mit besseren Geschäften, während 18 Prozent eine Verschlechterung erwarten. Die Mehrheit geht von einer gleichbleibenden Entwicklung aus. „Mehr denn je braucht es eine ordnungspolitische Offensive, die den Standort für Investitionen attraktiver und wettbewerbsfähiger macht“, betonte Thomé. Ziel müsse es sein, marktwirtschaftliche Reformen zu initiieren, die Mut machen und Leistungsbereitschaft honorieren.