Der Landkreis St. Wendel verursacht auf Kassenseite überdurchschnittlich hohe Ausgaben für Medikamente. Das zeigt der Arzneimittelreport der BARMER GEK, der von Professor Daniel Grandt, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I des Klinikums Saarbrücken, erstellt worden ist. Die Arzneimittelausgaben der Krankenkasse pro Kopf im Landkreis St. Wendel lagen bei 502 Euro.
Damit liegt der Landkreis über dem Landesdurchschnitt von 499 Euro und auch über dem Bundesdurchschnitt von 485 Euro. Im Vorjahr lagen die Ausgaben für Arzneimittel im Landkreis St. Wendel noch bei 469 Euro. Demografisch lassen sich die Unterschiede nicht erklären, denn die Daten wurden nach Geschlecht und Alter standardisiert.
Saarländer nehmen viele Medikamente zu sich
Interessant sind auch die Saarland-Zahlen des Arzneimittelreports. In keinem anderen Bundesland gibt es mehr Menschen, die mindestens fünf Medikamente pro Jahr zu sich nehmen, als im Saarland. „Wenn Versicherten fünf oder mehr Arzneimittel in einem Jahr von ihren Ärzten verordnet werden, spricht man von Polypharmazie“, erklärt Jörg Peter, Regionalgeschäftsführer der BARMER GEK in St. Wendel.
Im Saarland werden rund jedem Dritten (34 Prozent) mehr als fünf Arzneimittel im Jahr verordnet. „Polypharmazie bedeutet nicht zwangsläufig, dass eine unangemessene Übertherapie erfolgt. Viele Untersuchungen legen aber nahe, dass bei Patienten mit Polypharmazie teils Arzneimittel unnötig eingenommen werden“, erläutert Peter. Dabei bestehe ein erhöhtes Risiko von Wechselwirkungen zwischen den Medikamenten. Patienten haben seit 1. Oktober 2016 Anspruch auf einen Medikationsplan, wenn sie mindestens drei zulasten der gesetzlichen Krankenkassen verordnete Medikamente gleichzeitig und dauerhaft einnehmen.
Foto: Barmer GEK