Acht Kinder des Waldorfkindergartens St. Wendel feierten am vergangenen Freitag ihren Abschied und zugleich ihren Neubeginn als zukünftige Schulkinder. Begleitet von Eltern, Geschwistern, Erziehern und den übrigen Kindergartenkindern, wurden sie nach Waldorf-Tradition in ihren Gruppen gefeiert und verabschiedet. Die Vorbereitung auf die Schulzeit begann bereits mit dem Faschingsfest unter den Mottos „Wir machen eine Schifffahrt“ und „Bauernhof“, die auch die diesjährige Vorschularbeit prägten.
„Die Vorschularbeit ist eine besondere Förderung der künftigen Schulkinder im letzten Kindergartenjahr. Sie dürfen ihre während der Kindergartenzeit erlernten Fertigkeiten anwenden, wie das Weben, Sticken, Nähen, Fingerhäkeln und Arbeiten an der Werkbank“, erklärt Christine Schifftner, Leiterin des Waldorfkindergartens St. Wendel. Diese Tätigkeiten fördern Ausdauer und zielgerichtetes Handeln. Die Kinder gewinnen Selbstsicherheit und Stolz, die ihnen den Übergang zur Schule erleichtern. In vielen Stunden entstehen bis Juli handgefertigte Werke aus Naturmaterialien, die am Ende der Kindergartenzeit präsentiert und mit nach Hause genommen werden.
Am Freitag präsentierten die Kinder fünf individuelle Holzschiffe und drei detaillierte Bauernhöfe, die sie in den letzten Wochen hergestellt hatten. Ohne elektrische Maschinen, nur mit Muskelkraft und erlernten Techniken, wurden die Werke zurechtgesägt, geraspelt, gefeilt, geschmirgelt, gebohrt und geklebt. Eltern fertigten zuhause Biegepüppchen, die ihre Familien darstellen und den Kindern als Geschenk überreicht wurden. „Ich war so gespannt, heute endlich das vollendete Werk zu sehen. Johann hat immer mal wieder erzählt, an was sie im Kindergarten gearbeitet haben. Jetzt zu sehen, wie viel Arbeit und Geschick in jedes Detail des Schiffes geflossen sind, macht mich sehr stolz“, sagte Aline Scholz, Mutter des sechsjährigen Johann Scholz aus Bliesen.
Nach der Präsentation zogen alle in den Naturgarten des Kindergartens. Mit dem Lied „Rote Kirschen ess‘ ich gern“ und echten Kirschen an den Ohren wurden die Vorschulkinder traditionell in einen neuen Lebensabschnitt verabschiedet. Mit ihrem Schiff oder Bauernhof als Zeichen der Schulreife ging es dann erst einmal in die Ferien.
Info zum Waldorfkindergarten St. Wendel
Der Waldorfkindergarten St. Wendel wurde 1991 von Eltern initiiert. Als selbstständiger Kindergarten unter eigener Trägerschaft von Eltern und Mitarbeitern ist er ein gemeinnütziger „Verein zur Pflege und Förderung der Waldorfpädagogik“. Er basiert auf der Anthroposophie Rudolf Steiners und bietet in zwei Kindergartengruppen Platz für jeweils 25 Kinder sowie in der Kinderkrippe für elf Kinder bis drei Jahre. Die Einrichtung liegt am Rande der Stadt St. Wendel in der Welvertstraße 9 und ist von einem 3500 Quadratmeter großen Naturgelände umgeben.