Freisen. Saarlandweit erleiden durchschnittlich 1000 Personen im Jahr einen Herzstillstand – das berichtete der Chefarzt der Notfallmedizin an der Saarbrücker Rastpfuhl-Klinik im Zuge der bundesweiten Woche der Wiederbelebung vom 16. bis zum 20. September.
Die bundes- und landesweite Laienreanimationsquote ist jedoch relativ gering. Aus diesem Grund startete das saarländische Bildungsministerium bereits im Dezember 2017 die Initiative „Schulen machen Druck“. Sie verfolgt das Ziel, dass möglichst alle Schüler der Klassenstufen 7 bis 9 einmal pro Jahr durch speziell geschultes Lehrpersonal in Wiederbelebung unterrichtet werden. Bisher wird das wichtige Projekt, das Leben retten kann, aber nur an wenigen Schulen im Saarland umgesetzt. Das liegt möglicherweise auch daran, dass bislang zu wenige Lehrkräfte in diesem Bereich geschult wurden.
Die Gemeinschaftsschule Freisen ist in der glücklichen Lage, dass sie mit Michaela Loch über eine erfahrene und zertifizierte Ausbilderin des Deutschen Roten Kreuzes in ihren Reihen verfügt, die sich im Oktober letzten Jahres zur entsprechenden Fortbildung angemeldet hatte. Nach Abschluss der Fortbildung erhielt die Freisener Schule vom Ministerium schließlich vier Übungspuppen, um die Beatmung und Herzdruckmassage im Unterricht üben zu können. Der Landkreis St. Wendel als Schulträger finanzierte einen Übungsdefibrillator, der in den höheren Klassenstufen demonstriert wird. Seit Beginn des Schuljahres 2019/2020 kommen nun nacheinander alle Klassen der Klassenstufen 7 bis 9 in einem im Stundeplan der Schule fest fixierten Zeitfenster an die Reihe.
„Der Reanimationsunterricht ist zwar mit zusätzlichem organisatorischen Aufwand für unsere Schule verbunden und wir erhalten keine zusätzlichen Stunden für dieses Angebot, das Thema ist uns aber so wichtig, dass wir das in Kauf nehmen“, erklärt Schulleiter Marc André Müller. Die dazu nötige Stunden hat die Schule aus dem Topf der Arbeitsgemeinschaften genommen – es gibt also eine Arbeitsgemeinschaft am Nachmittag weniger. Zunächst ist der Umfang des Wiederbelebungsunterrichts auf zwei Stunden pro Klasse und Schuljahr begrenzt, der Lehrplanentwurf sieht jedoch ausdrücklich zunächst eine Erprobungsphase vor, in welcher die teilnehmenden Schulen verschiedene Modelle der Umsetzung ausprobieren sollen.
„Unser Unterricht verfolgt das Ziel, dass die Schüler nach dem Training die erlernten Maßnahmen wie die stabile Seitenlage, die Beatmung oder die Herzdruckmassage sicher beherrschen und Selbstvertrauen haben, diese Kenntnisse im Ernstfall auch anzuwenden“, fasst Michaela Loch die Lernziele des Reanimationsunterrichts zusammen. Natürlich werden aber auch andere grundlegende Erste-Hilfe-Maßnahmen wie Hilfeholen oder einen Notruf korrekt absetzen werden natürlich besprochen.
Neben der Schulung der Schülerinnen und Schule erhofft man sich, dass von der Initiative auch eine Vorbildfunktion ausgeht und dass die Teilnehmer als Multiplikator im Freundeskreis oder in der Familie fungieren, um insgesamt eine höhere Laienreanimationsquote in Deutschland zu leisten. Alle Schüler, die erfolgreich am Unterricht teilgenommen haben, erhalten am Ende des Schuljahres mit ihrem Zeugnis übrigens auch ein entsprechendes Zertifikat, welches sie später ihrer Bewerbung beilegen können.
Neben dem neuen Reanimationsunterricht trägt die GemS Freisen auch mit einem anderen Projekt zu einer höheren Ersthelferquote bei: Bereits seit 2012 gibt es an der Schule ohne Unterbrechung einen sehr erfolgreichen, ebenfalls von Michaela Loch in Kooperation mit dem DRK Oberkirchen geleiteten Schulsanitätsdienst, durch den bereits einige aktive Mitglieder für das Deutsche Rote Kreuz geworben werden konnten.