In der neuen wndn-Serie „Frauen im St. Wendeler Land“ geben Frauen aus dem Landkreis St. Wendel Einblicke in ihr Leben. Ob Single oder Familienmutter, ob Unternehmerin oder Angestellte, wir erfahren, wie sie ihren individuellen Alltag meistern, wie sie mit Herausforderungen umgehen, was ihre Erfahrungen sie gelehrt haben und welche Tipps sie anderen Frauen für bestimmte Situationen und Lebenslagen geben können. Was macht eine starke Frau aus? Unsere Interviewpartnerinnen haben vielfältige und passende Antworten zu dieser Frage. Heute sprechen wir mit Janine Knorr.
Janine ist 36 Jahre alt und lebt mit ihrem Mann und ihren fünf gemeinsamen Kindern in Bliesen. Zu ihren Hobbies zählt sie die Fotografie, Stepdance&Yoga, Flohmarktbesuche sowie ihr ehrenamtliches Engagement im Verein. Mit wndn spricht sie unter anderem über Themen, wie Erziehung, Job, Sexismus und Stärke.
Janine, schön, dass du dir Zeit für uns und unsere Fragen nimmst. Wie sieht denn ein typischer Tag in deinem Leben aus?
„Den gibt es nicht. Jeder Tag ist anders, auch wenn es einen Ryhtmus der einzelnen Wochentage gibt. Unser Arbeitsleben, die Hobbies der Kinder bestimmen den Alltag, ich engagiere mich zudem im Verein und mache selbst Sport. Das ist alles getaktet.
Eines ist jedoch immer gleich: am Ende jeden Tages bin ich froh und dankbar, dass wir gesund sind und es uns gut geht. Auch an Tagen, an denen wir mal etwas krank sind.“
Mit welchen drei Worten lässt sich dein Leben als fünffach-Mama am besten beschreiben?
„Es geht nur mit sechs Worten: Freude und Wut, Ordnung und Chaos, Liebe und Streit.“
Mit fünf Kindern braucht man sicherlich einen gut strukturierten Alltag. Ist das der Fall? Wenn ja, wie meistert ihr das als Familie?
„Ein gut strukturierter Alltag allein ist für uns nicht der Schlüssel zum strukturierten Alltag, sondern eine gute Verteilung der Aufgaben auf alle Familienmitglieder. Wir versuchen den Kindern dies natürlich auch so gut wie es geht vorzuleben, sodass sie es nachahmen möchten. Funktioniert nicht immer.“
Du bist verheiratet: Wie teilen dein Mann und du die täglich anfallenden Aufgaben untereinander auf? Wie stehst du diesbezüglich zur „klassischen Rollenverteilung“ bzw. zur gleichberechtigten Partnerschaft?
„Wir teilen uns die Fürsorge der Kinder recht gleichberechtigt auf. Dafür gibt es kein Prozentsatz und kein Patentrezept. Aber immer wieder erwische ich mich bei der Frage an mein Mann gerichtet: Kannst du mir bei der Wäsche helfen. Warum frage ich nicht meinen Mann: kann ich dir bei der Wäsche helfen? Auch wenn wir uns die Aufgabe teilen, es bleibt der Beigeschmack, dass es meine Aufgabe sei. Tja, die alten Rollenbilder sitzen tief in uns. Ich sehe aber auch viele positive Entwicklungen diesbezüglich.“
Bekommst du Hilfe? (Haushalt, Kinder) Was ist in diesem Zusammenhang dein Statement an Frauen, die denken, sie müssten alles alleine hinbekommen?
„Das kann nicht funktionieren. Es funktioniert nur im Team und das Team entspricht der Größe der Familie. Hier kann und muss jeder seinen Beitrag im Rahmen seiner Möglichkeiten leisten. Hilfe kann sehr vielfältig sein.“
Was sind besondere Herausforderungen für dich?
„Jedem Kind im Alltag seinen Bedürfnissen gerecht zu werden. Das gelingt mal mehr, mal weniger gut. Ich, aber auch mein Mann, versuchen auch immer eine Aktivität mit nur einem Kind zu machen. Da reicht schon der gute Fleischkäseweck im Globus. Aber auch meinen Erwartungen an mich selbst gerecht zu werden: meine Kreativität ist sehr ergiebig, meine Zeit zur Umsetzung jener Ideen leider nicht. Ich bemühe mich dennoch immer zufrieden zu sein. Unvorhersehbare Ereignisse wie Kind krank oder ähnliches können auch mal schnell den Terminplan durcheinander wirbeln, aber auch hier bedarf es immer einer individuellen Lösung.“
Welche Aussagen über Frauen mit Kind und Job nerven dich?
„Keine so richtig. Die meisten Menschen treffen solche Aussagen aus Ihrer Vorstellung heraus, ohne, dass sie die Situation wirklich kennen oder durchlebt haben und spüren so oft gar nicht, dass sie mit ihrer Aussage auch jemanden verletzen könnten. Manches ist auch eine Generationensache. Da muss man einfach verständnisvoll bleiben und eventuell auch mal aufklären. Ansonsten empfiehlt es sich die Sache unkommentiert stehen zu lassen, und die Aussage nicht auf sich selbst zu beziehen.“
Hast du schon einmal negative Erfahrungen gemacht bezüglich Sexismus?
„Natürlich, jede Frau hat das. Und das nicht nur wie so oft erwartet von Männern. Auch Frauen können mit Aussagen hier sehr übergriffig sein. Klare Grenzen setzen ist hier eine große Aufgabe für uns Frauen. Nichts destotrotz bleibt es ein eher männliches Phänomen. Aus der Generation „Dick-Pic“ bin ich Gott sei Dank raus. Das einzige Dick-Pic auf das Frauen stehen, ist sowieso ein Ultraschallbild. Das sollte man manch einem Mann wohl besser bewusst machen. Ich wünsche mir, dass ich meinen Kindern hier ein Vorbild sein werde, ich möchte also nicht meine Töchter schützen, sondern meine Söhne erziehen.“
Welche Ratschläge kannst du Müttern geben, die sich mit Job und Kindern manchmal überfordert fühlen?
„Das ist natürlich sehr individuell, dennoch ist es immer wichtig, die Stellschraube zu finden, die das Ganze auslöst und an der zu drehen. Und vor allem einfach mal Hilfe anzunehmen, wenn man sie angeboten bekommt. Das passiert viel öfter, als man denkt, wenn man ehrlich ist. Aber es ist auch vollkommen legitim Hilfe anzufordern. Neulich im Supermarkt hab ich eine fremde Frau gefragt, ob sie mir hilft das Kassenband zu beladen, weil ich ein weinendes Baby auf dem Arm hielt. Natürlich hat sie „Ja“ gesagt. Ich war stolz einfach gefragt zu haben. Es hat sich richtig angefühlt. Für uns beide!“
Was macht deiner Meinung nach eine starke Frau aus?
„Sehr vieles! Aber vor allem, Selbstfürsorge. In jedem Beruf lernt man, dass die eigene Sicherheit immer aber wirklich immer die höchste Priorität hat. Warum ist dies bei einer Mutter nicht so? Warum denken viele Mütter zuletzt an sich und geben sich bis zur absoluten Erschöpfung hin. Ich bemühe mich sehr regelmäßig etwas nur für mich zu machen, natürlich entspricht dies meinen Hobbies: zum Sport zu gehen aber auch auf Flohmärkten mit Freundinnen zu schlendern. Lecker essen gehen nicht zu vergessen. Ich bin überzeugt, dass dies ein guter Weg für uns alle, als Familie, ist.
Weiterhin gibt eine starke Frau von ihrer Stärke ab. Gleichgültig in welche Richtung und in welcher Form. Als Mutter, die liebt, als Ehefrau, die sorgt, als Freundin, die kümmert, als Teil einer Gemeinschaft und ihren Beitrag leistet. Aber diese Stärke will natürlich auch aufgetankt werden.“