Nach 31 Jahren im Dienst der Lebensberatung des Bistums Trier in St. Wendel wurde Theresia Wagner am 14. November in den Ruhestand verabschiedet. Die 65-jährige Diplom-Sozialarbeiterin leitete die Einrichtung 16 Jahre lang. Andreas Zimmer, Leiter der Abteilung Lebensberatungsstellen und Telefonseelsorge im Bischöflichen Generalvikariat, würdigte ihre Arbeit: „Ich danke Ihnen im Namen des Bistums für die langjährige, vertrauensvolle Zusammenarbeit, die wertschätzenden Gespräche und Ihr immer offenes Wort.“
Wagner begann ihre Tätigkeit im Mai 1994 nach einer vorherigen Anstellung beim Caritasverband Idar-Oberstein. „Der Abschied fällt mir nicht leicht“, gestand sie bei ihrer Verabschiedung. Sie schätzte besonders, dass in der Lebensberatung die Ratsuchenden auf Augenhöhe behandelt werden: „Es sind Menschen wie Sie und ich in konkreten, schwierigen Lebenssituationen.“ Die sich wandelnden Familienbilder und fachlichen Ansätze erforderten ständige Anpassung. „Hier sind wir gefragt, uns immer wieder anzupassen“, betonte Wagner.
Die scheidende Leiterin zeigte sich überzeugt von der Wirksamkeit der Beratung durch Zuhören, Begleiten und Aushalten. „Die Beratung hat mich geprägt und erfüllt. Jedes Gespräch war ein Ausdruck von Vertrauen, das mir Menschen entgegengebracht haben“, sagte sie. Wagner dankte den Kooperationspartnern für die gemeinsame Suche nach bestmöglichen Lösungen. „Ich nehme unendlich viele Lebensgeschichten mit. Ich bin dankbar, Teil von etwas Sinnstiftendem gewesen zu sein. Ich fühle ich bereichert und ich weiß, dass die Arbeit in guten Händen, frischen Ideen und einem neuen Blick weitergeht. Dafür wünsche ich Mut, Geduld und Freude an der bereichernden Arbeit.“
Als Nachfolger übernimmt der 50-jährige Andreas Reichert aus Illingen die Leitung. Der Diplom-Heilpädagoge bringt über 20 Jahre Erfahrung in der Jugendhilfe mit. Seit 2024 arbeitet er bei der Lebensberatung in Neunkirchen und war bereits stundenweise in St. Wendel tätig. „Wir leben in einer Zeit, die viele Veränderungen bereithält, dazu kommen globale Krisen und wirtschaftliche Unsicherheit. Auch die Lebensberatung muss sich verändern, neue Wege gehen und dabei Bewährtes erhalten. Ich freue mich sehr auf diese Aufgabe“, erklärte Reichert.
Alexander Penth, Leiter der Lebensberatungsstelle Lebach, hob Wagners besondere Verdienste hervor: „Durch ihre offene, wertschätzende Art, ihr Gegenüber auf Augenhöhe zu behandeln, schaffte sie eine Stimmung, in der man sich als Kollege und Freund wohlfühlen konnte. Sie ist für uns eine Orientierungsfigur, die uns inspiriert hat. Sie machte nicht einfach ihren Job, sie lebte und liebte ihn – mit Engagement und Leidenschaft!“ Er betonte die Bedeutung menschlicher Beratung gegenüber künstlicher Intelligenz: „Echte Menschen zeigen Empathie, verstehen Zwischentöne und Körpersignale. Sie reagieren auf Tränen und Schweigen, sie berücksichtigen intuitiv kulturelle Kontexte.“
Besonders gewürdigt wurde Wagners Mitentwicklung des Elterntrainings „Liebevoll und Kompetent“ samt dazugehörigem Buch, das bis heute fester Bestandteil der Lebensberatung im Bistum Trier ist. Auch ihr Engagement in der Präventionsarbeit durch zahlreiche Schulungen, ihre Rolle als Vorstandsvorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Erziehungsberatung und ihre Tätigkeit in der Mitarbeitendenvertretung wurden hervorgehoben. „Du hast das Bild der Lebensberatung im Bistum maßgeblich nach innen und nach außen mitgeprägt“, fasste Penth zusammen.
Landrat Udo Recktenwald unterstrich die Bedeutung der Einrichtung für den Landkreis: „Sie waren das prägende Gesicht unserer Lebensberatungsstelle. Sie waren für uns und auch für mich persönlich in den 31 Jahren eine wichtige Ansprechpartnerin. Sie verstanden Lebensberatung als lebensbejahend, zugewandt, freundlich, kompetent, getragen von christlichen Werten und Menschenwürde.“ Der Landkreis sei auf Partner wie die Lebensberatung angewiesen: „Sie ist für uns unverzichtbar!“
Die Verabschiedung begann mit einem Wortgottesdienst in der Kirche St. Anna, den Pastoralreferentin Dr. Carola Fleck unter einem Leitwort des Mystikers Heinrich Seuse aus dem 14. Jahrhundert gestaltete: „Empfange jeden freundlich, rede kurz mit ihm, entlasse ihn getröstet und hänge dein Herz nicht an ihn.“ Fleck stellte eine Verbindung zu Wagners Arbeitsweise her: „Dieser Satz passt auch gut zu Dir, Theresia, für deine Art, wie Du Menschen auf Augenhöhe begegnest, deine hohe Kompetenz – freundlich, aufmerksam und tröstend – und dein großes Herz auch für die Sorgen der pastoralen Mitarbeitenden.“
Zur Verabschiedungsfeier im Annaheim St. Wendel kamen zahlreiche Kooperationspartner, darunter Vertreter der Christlichen Hospizhilfe, der Katholischen KiTa gGmbH, der Fachstelle Jugend im Visitationsbezirk Saarbrücken, der Katholischen Erwachsenenbildung, des Kreisjugendamts und des Landkreises. Neben Andreas Zimmer nahm auch Angela Dieterich, Leiterin der Abteilung und des Teams Fachstelle Prävention gegen sexualisierte Gewalt, an der offiziellen Verabschiedung teil.
Die Beratungsstelle in der Werschweilerstraße 23 in St. Wendel bietet kostenfreie Beratung für Hilfesuchende an. Erreichbar ist die Einrichtung unter der Telefonnummer 06851-4927 oder per E-Mail an sekretariat.lb.st.wendel@bistum-trier.de.





