In unserer Reihe „7 Fragen an“ sprechen wir mit Persönlichkeiten aus dem St. Wendeler Land. Wen sollen wir in unserer Reihe vorstellen? Schick uns Deinen Vorschlag an redaktion@wndn.de.
wndn.de: Stellen Sie sich bitte kurz vor!
Ernst Urmetzer: Mein Name ist Ernst Urmetzer, geboren 1948 in Weißenthurm bei Koblenz, verheiratet, zwei Kinder, drei Enkel, wohne in Dörrenbach. Durchs Studium an der Musikhochschule und Uni Saarbrücken (Musik & Germanistik) im Saarland gelandet und gerne geblieben. Von 1980 bis 2013 Lehrer am Cusanus Gymnasium St. Wendel, seit 1982 Leiter des Projektes URKNALL. U.a. Vorsitzender des „Jazzförderkreises St. Wendel e.V., des Saarländischen Landesverbandes Jazz e.V. und Festivalleiter WND JAZZ seit 1989.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, WND JAZZ ins Leben zu rufen?
Zusammen mit Mitgliedern der Bigband URKNALL, ein Schulprojekt am Cusanus Gymnasium, kam Anfang der 80er Jahre die Idee auf, außer den eigenen Auftritten auch Konzerte mit Gast-Ensembles zu veranstalten mit dem Ziel, in St. Wendel peu à peu eine lebendige Jazzszene zu entwickeln. Dazu gehörte auch einmal im Monat eine Session, lange Zeit im Gasthaus „Zum Ochsen“. 1987 gründete sich der „Jazzförderkreis St. Wendel e.V.“
Bereits zwei Jahre später starteten mit großer Unterstützung des damaligen Bürgermeisters Klaus Bouillon die ersten Internationalen St. Wendeler Jazztage: Die Stadt St. Wendel fungierte als Veranstalter, der Jazzförderkreis übernahm das Booking und die Organisation.
Weltbekannte Stars gaben 1989 dem Festival einen Einstand nach Maß: Mit der Bill Frisell Group aus New York, der Frankfurt Jazzbigband und Irakere, der kubanische Edeltruppe aus Havanna war der Einstand geglückt: St. Wendel durfte sich in den Reigen der internationalen Jazz-Festivals einreihen. Das Konzept bot regionalen Musikern in Gegenüberstellung die Möglichkeit, sich international zu messen: die Susan Weinert-Peter Weniger Band, das Jugendjazzorchester Saar und Samba O‘ leck bestanden mit Bravour. Dieses Konzept wurde über Jahrzehnte beibehalten. Inzwischen ist das Festival auf 5 Tage angewachsen. Die Stadt ist Mitveranstalter, Bürgermeister Peter Klär übernimmt regelmäßig die Schirmherrschaft.
Was ist das Besondere am Festival?
Ausgefeilte Programme mit unerwarteten Überraschungen sollen die interkulturelle Vielfalt der Weltmusik „JAZZ“ bekannt machen und Neugierde erzeugen. Unser Publikum ist über die Jahre mit diesem Ansatz mitgegangen.
In meiner Funktion als Festivalleiter darf ich mich glücklich schätzen, ein engagiertes Team um mich zu haben, das mich seit über drei Jahrzehnten ehrenamtlich mit Herzblut unterstützt, ganz gewiss eine Erklärung für die gute, ja familiäre Atmosphäre, die unsere Besucher über die Jahre schätzen gelernt haben. Vor allem der gute Ton im wörtlichen Sinne war ein ständiges Bestreben unseres Tontechnikers Bernhard Wasmund, dem Besucher ein akustisch angenehmes Hörerlebnis zu ermöglichen, kurzum: hier geht es um die Musik und deren bestmögliche Präsentation. Zum Gesamtkonzept gehört auch die bestmögliche Betreuung der Gastmusiker, professionelle Gestaltung der Printmedien, das kulinarische Angebot eines orientalischen Büffets durch unsere Freunde von Saarkult und nicht zuletzt die ausgesprochen moderaten Eintrittspreise, seit Jahren finanziell ermöglicht durch treue Förderer und Sponsoren.
Was war Ihr bisher schönster Moment bei WND JAZZ?
Das Festival 2019: Standing Ovation bei allen acht Konzerten und der Vorstellung des Teams.
Stellen Sie sich vor, Sie hätten einen Wunsch für WND JAZZ frei. Welcher wäre das?
Dass WND JAZZ weiterhin zunehmende Beliebtheit und öffentliche Unterstützung erfährt, damit eine lange Zukunft!
Ist Musizieren bei Kindern und Jugendlichen noch beliebt?
Im Prinzip ja, vorausgesetzt, die Kinder werden an ein Musikinstrument herangeführt und motiviert. Das Angebot der Musikschulen für eine musikalische Früherziehung im Kindesalter bietet einen wichtigen Einstieg. Für Jugendliche ist das gemeinsame Erleben Musizieren/Singen in einem Ensemble, Band, Chor sehr motivierend, dadurch sehr beliebt.
Was könnte man tun, um die musikalische Bildung von Kindern zu verbessern?
In Grundschulen müsste viel gesungen werden und an weiterführenden Schulen außer einem praxisorientierten Unterricht zusätzlich Musik-AGs angeboten werden, in denen die Schüler lernen, sich in einem sozialen Gefüge zu bewegen und musikalisch zu entwickeln.
Ihr Lieblingsort im St. Wendeler Land?
Dazu muss ich drei Orte nennen: die Skulpturenstraße – hier kann man Kunst in der Natur erleben, das Kurhaus Harschberg – hier kann man Musik völlig entspannt in einem atmosphärisch und akustisch hervorragenden Konzertsaal genießen und der Schlossplatz, das Kommunikation-Zentrum von St. Wendel, zum Leute treffen.
Vielen Dank für das Interview!
Aktuell steigt zum 33. Male das St. Wendeler Jazzfestival mit zehn Formationen über 5 Tage vom 14./15. und 20. bis 22. September. Namhafte Künstler aus Europa, Kanada, Marokko, Eurasien und Vietnam bieten ein vielfältig spannendes Programm:
Außergewöhnliche Kammermusik im Prolog: Daniel Stelter entführt zu einer akustischen Waldwanderung, der norwegische Ausnahme-Tubist Daniel Herskedal betört mit hypnotisierend schöner Musik und der St. Wendeler Pianist Bernd Mathias mit romantischen und meditativen Kompositionen. Top-Niveau garantieren seit Jahrzehnten der schillernde Trompeter Markus Stockhausen mit neuem Quartett und Gitarrist Nguyên Lê, der musikalische Brückenbauer zwischen den Weltkulturen, mit neuem Trio «Silk & Sand». Bigband-Musik satt liefern zwei saarländischen Spitzen-Ensembles: das JugendJazzOrchester Saar präsentiert ein Programm mit dem Gastsolisten Roland Vanecek, Tuba „Instrument des Jahres 2024“ und das Silent Explosion Orchestra stellt zum 10-jahrigen Bühnenjubiläum das neueste Projekt Paintings of an Exhibition vor: Vertonung von klassischen Gemälden, Musik für Augen und Ohren. Jazz for Kids gibt‘s wieder für die Kleinen mit dem Filippa Gojo Quintett. Eine temperamentvolle spanische Nacht beschließt das Festival: die überwältigend-schöpferische Kraft des weltberühmten Pianisten Marco Mezquida zieht den Hörer in seinen Bann. Das Antonio Lizana Quinteto brennt zusammen mit dem Tänzer El Mawi ein wahres Feuerwerk an berauschendem Flamenco-Jazz ab.
Weitere Infos und Tickets unter www.wndjazz.de
Bisher in der Reihe erschienen: