Heute ist Weihnachten. Christen im St. Wendeler Land und auf der ganzen Welt feiern die Geburt von Jesus Christus. Vor etwas mehr als 2.000 Jahren soll er der Überlieferung des Neuen Testaments zufolge in Bethlehem zur Welt gekommen sein. In einer Krippe wurde Jesus von Nazareth geboren – weil in den Herbergen der Stadt kein Platz für ihn gewesen war. Hat Jesus heute Platz in unserem Leben? Welche Bedeutung kann Weihnachten über die Festtage hinaus für unser Leben haben?
Wenn ein Jahr zu Ende geht, ist dies für viele Leute ein Anlass zurückzublicken. Was ist alles passiert? Was haben wir erlebt? Was hat uns erfreut und was traurig gemacht? Eine Geschichte, die in diesem Jahr Millionen Deutsche berührt hat, ist die von Philipp Mickenbecker. Der 23-Jährige Hesse wurde zusammen mit seinem eineiigen Zwillingsbruder Johannes als einer der beiden Protagonisten des 2016 gegründeten YouTube-Kanals „The Real Life Guys“ bekannt. Mit ihren „Do it yourself“-Projekten begeistern die „Real Life Guys“ 1,4 Millionen Abonnenten, ihre Videos von einer fliegenden Badewanne, eines Badewannen-U-Boots oder einer in einem Baumarkt errichteten Achterbahn wurden bereits über 200 Millionen Mal aufgerufen.
Doch neben diesem extremen Erfolg lernt Philipp Mickenbecker sehr jung auch extreme Tiefen kennen. Mehrmals schlägt das Leben hart zu. Mit nur 16 Jahren erkrankt er an Lymphdrüsenkrebs. Nach einer erfolgreichen Chemotherapie gilt er als geheilt. Doch mit 20 Jahren kommt der Krebs zurück. Kurz darauf trifft ihn ein weiterer Schicksalsschlag: Seine Schwester Elli verunglückt mit nur 18 Jahren bei einem Flug mit einem Ultraleichtflugzeug tödlich.
In dieser Zeit entdeckt Philipp Mickenbecker den christlichen Glauben für sich. Nach einer erneuten Heilung erkrankt Philipp Mickenbecker im August 2020 das dritte Mal an Krebs. Auf seiner Brust wächst ein mit Herz und Lunge verwachsener Tumor. Die niederschmetternde Diagnose der Ärzte: Krebs im Endstadium. Lebenserwartung: zwei bis acht Wochen. Nach schulmedizinischer Sicht keine Hoffnung auf Heilung. Mit 23 Jahren. Einem Alter, in dem man das Leben doch eigentlich noch vor sich hat; einem Alter, in dem Gesundheit für viele wie selbstverständlich ist.
Warum wird man in einem so jungen Alter todkrank? Und das schon zum dritten Mal? Warum ist der eine Zwilling gesund und der andere krank? Wenn es einen Gott gibt, der gut und allmächtig ist, wie kann er es zulassen, dass ein junger Mann den Krebstod sterben muss?
Doch anstatt in ein Loch zu fallen, vertraut Philipp Mickenbecker auch in dieser extremen Situation ganz auf Gott und dessen Plan für sein Leben, sagt: „Ob ich lebe oder sterbe – ich vertraue Jesus“. Denn: „Der Herr ist denen nahe, die verzweifelt sind, und rettet diejenigen, die alle Hoffnung verloren haben. Zwar bleiben auch dem, der sich zu Gott hält, Schmerz und Leid nicht erspart; doch aus allem befreit ihn der Herr!“ (Psalm 34:19-20), ist sich Philipp Mickenbecker sicher.
Er beginnt anstatt nach dem Warum, nach dem Wozu zu fragen. Die Öffentlichkeit lässt er an seiner Erkrankung teilhaben und berichtet detailliert über seinen Gesundheitszustand und auch über seinen tiefen christlichen Glauben und die Kraft und die Hoffnung, die er ihm gibt. Trotz seiner Lage steckt er andere an mit seiner ungebrochenen Lebensfreude und dem Frieden, den er bei Gott und Bibelstellen wie dieser findet: „Macht euch keine Sorgen! Ihr dürft in jeder Lage zu Gott beten. Sagt ihm, was euch fehlt, und dankt ihm! Dann wird Gottes Friede, der all unser Verstehen übersteigt, eure Herzen und Gedanken bewahren, weil ihr mit Jesus Christus verbunden seid.“ (Philipper 4:6-7).
Mit seiner Einstellung und seinem Glauben macht er anderen Mut. Menschen, die sich umbringen wollten, schreiben ihm – wie er berichtet – dankbare Mails. In einem TV-Interview sagt Mickenbecker dazu mit einem breiten Lächeln: „Von mir aus krieg ich noch fünf, sechs Beulen, wenn ich wirklich Leben damit retten konnte. Und dann bin ich dem Gott gar nicht mehr so sauer.“
Erstaunlicherweise überlebt Philipp Mickenbecker die Prognose der Ärzte um rund acht Monate, nach eigenen Angaben ohne Schmerzmittel zu nehmen. Er gibt Interviews, geht in Talkshows, lässt eine Doku machen.
Dann verschlechtert sich sein Zustand. Anfang Juni wird er mit starken Blutungen ins Krankenhaus eingeliefert. Ein Freund schreibt ihm von der Geburt seiner Tochter. Philipp Mickenbecker gratuliert ihm erfreut und antwortet: „Gottes Wege sind immer die besten. Die Ärzte sagen, ich werde demnächst einfach friedlich einschlafen. Da habe ich nichts dagegen. Ich weiß, Gott ist ein Gott, der LEBEN schenkt. Das kann er nicht nur einem Neugeborenen schenken, sondern auch mir, dafür ist Jesus ja auf die Welt gekommen.“ 90 Minuten später stirbt Philipp Mickenbecker mit nur 23 Jahren.
Für viele gehören zu Weihnachten das gesellige Zusammensein mit der Familie, Schenken und Beschenktwerden oder gutes Essen. Doch das Weihnachtsfest kann darüber hinaus eine größere Bedeutung haben. Weihnachten ist das Fest der Geburt von Jesus Christus. Jesus hat Licht in die Dunkelheit gebracht. Der christliche Glaube und das Vertrauen auf einen liebenden Gott haben in den letzten zwei Jahrtausenden Milliarden von Menschen – selbst in den dunkelsten Stunden – Hoffnung, Freude, Zuversicht, Kraft und Mut geschenkt. Zu diesen Menschen zählen Helden der Geschichte wie Sophie Scholl oder Martin Luther King. Und auch Philipp Mickenbecker. Er hat gezeigt, welche Kraft im christlichen Glauben und damit in Weihnachten steckt. Als Todgeweihter hat er es in einer ausweglosen und – ohne seinen Glauben – auch hoffnungslosen Situation dennoch geschafft, das Beste aus seinem Leben zu machen und andere Menschen mit seinem Beispiel zu inspirieren. Zu Weihnachten können wir innehalten und uns dieser frohen, ansteckenden Botschaft nochmals bewusst werden.