In den letzten Tagen ist im St. Wendeler Land im Zuge der Bürgermeisterwahlen in Marpingen am 10. April 2016 die Frage aufgekommen, wie das Anforderungsprofil an einen Bürgermeister aussehen muss. Ein Leser von wndn.de kritisierte in seinem Kommentar die aus seiner Sicht mangelnde berufliche Qualifikation der drei zur Wahl stehenden Kandidaten (wir berichteten). Doch welche Qualifikation muss ein Bürgermeister eigentlich besitzen? Ein Blick ins Gesetz hilft da weiter. In §54 des Kommunalselbstverwaltungsgesetzes des Saarlandes (KSVG) heißt es in Absatz 1: „Wählbar zur Bürgermeisterin oder zum Bürgermeister ist jede oder jeder Deutsche im Sinne des Artikels 116 des Grundgesetzes und jede Unionsbürgerin oder jeder Unionsbürger, die oder der am Tag der Wahl das 25. Lebensjahr vollendet hat, die Wählbarkeit zum Deutschen Bundestag oder zum Europäischen Parlament besitzt und die Gewähr dafür bietet, dass sie oder er jederzeit für die freiheitliche demokratische Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes eintritt. Zur Bürgermeisterin oder zum Bürgermeister kann nicht gewählt werden, wer am Tag des Beginns der Amtszeit das 65. Lebensjahr vollendet hat.“ Es handelt sich also lediglich um eine Vorschrift, die sich auf das Alter des Bürgermeisters bezieht, Qualifikationen werden nur nachgeordnet angesprochen und beziehen sich laut Gesetz nur auf hauptamtliche Beigeordnete, die es im St. Wendeler Land nicht gibt, und Mitarbeiter der Gemeindeverwaltungen.
Wir haben uns die amtierenden Bürgermeister im St. Wendeler Land angeschaut. Halten Sie der Kritik unseres Lesers stand? Macht Euch euer eigenes Bild:
Dr. Franz Josef Barth, Bürgermeister in Nonnweiler (SPD): Der Promovierte Maschinenbauingenieur ist seit 2011 Bürgermeister der Hochwaldgemeinde. Als akademischer Direktor und langjähriger Verwaltungsleiter am Lehrstuhl für Technische Mechanik und im Graduiertenkolleg an der Technischen Universität Kaiserslautern mit insgesamt 39 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter war er dort für die gesamte Personal- und Haushaltsbewirtschaftung verantwortlich. Neben der allgemeinen Verwaltung war er in der Drittmittelbesorgung, in der Forschung und in der Lehre tätig. Dr. Barth verfügt also über die nötige Verwaltungserfahrung und stellt als promovierter Universitätsabsolvent den Solitär unter den Bürgermeistern im St. Wendeler Land dar.
Andreas Veit, Bürgermeister in Nohfelden (CDU): Der Kreisvorsitzende der CDU wurde im Jahr 2005 zum Verwaltungschef seiner Heimatgemeinde gewählt. Er studierte an der Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in Köln und Mainz und war anschließend in der Verwaltung der Deutschen Bahn AG tätig. Zwischen 1999 und 2005 arbeitete Veit bei der Landtagsfraktion der CDU in Saarbrücken.
Karl-Josef Scheer, Bürgermeister in Freisen (SPD): Im Jahr 2012 wurde der Diplom-Verwaltungswirt Karl-Josef Scheer zum neuen Bürgermeister der Gemeinde Freisen gewählt. Er ist somit der erste Rathauschef der SPD in Freisen. Vor seiner Zeit als Bürgermeister leitete er den Zentralen Betriebshof der Kreisstadt Neunkirchen. Rund 170 Mitarbeiter waren ihm damals unterstellt.
Theo Staub, Bürgermeister in Namborn (SPD): Neben Marpingens aktuellem Bürgermeister, Werner Laub (SPD), ist Theo Staub der dienstälteste Rathauschef im St. Wendeler Land. Schon seit dem Jahr 2001 steht er der Verwaltung in Namborn vor. Auch im Öffentlichen Dienst ist Staub mehr als erfahren. Der gelernte Industriekaufmann und Diplom-Verwaltungswirt begann im Jahr 1970 seine Verwaltungskarriere bei der Landeshauptkasse des Saarlandes im Finanzministerium. Nach Stationen im Wirtschaftsministerium, beim Rechnungsprüfungsamt des Landkreises St. Wendel und im Gemeindeprüfungsamt des Innenministeriums war Staub vor seiner Wahl geschäftsführender Beamter der Stadt Sulzbach. Und damit nicht genug: Theo Staub ist seit 1987 Dozent an der Verwaltungsschule des Saarlandes und gibt sein Wissen an junge Verwaltungsbeschäftigte weiter.
Stephan Rausch, Bürgermeister in Oberthal (CDU): Im Jahr 2008 wurde Stephan Rausch zum Bürgermeister von Oberthal gewählt. Der Verwaltungschef der kleinsten Kreisgemeinde war vor seiner Politikerkarriere Bürovorsteher eines Notariats in St. Wendel. Zudem war er als erster Beigeordneter von Oberthal Vertreter der damaligen Bürgermeisterin.
Peter Klär, Bürgermeister in St. Wendel (CDU): Im März 2015 wurde Peter Klär zum Nachfolger von Klaus Bouillon gewählt – ein schweres Erbe. Davor war der Diplom-Verwaltungswirt in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft tätig und hatte dort Finanz- und Personalverantwortung als Geschäftsführer. Zehn Jahre vor seinem Bürgermeisterjob wurde Klär Abteilungsleiter im Innenministerium, eines der höchsten Verwaltungsämter im Saarland. In der Landesverwaltung war er beispielsweise für die Sportförderung und Bevölkerungsschutz zuständig.
Hermann Josef Schmidt, Bürgermeister in Tholey (CDU): Der gebürtige Eppelborner Hermann Josef Schmidt kam 2003 ins Amt. Seine berufliche Laufbahn begann er im Jahr 1977 als Verwaltungsbeamter in seiner Heimatgemeinde. Zuletzt war er dort als Führungskraft tätig und sorgte mit innovativen Ideen für die Weiterentwicklung der Kommune.
Werner Laub, Bürgermeister in Marpingen (SPD): Der dienstälteste Rathauschef im Landkreist ist seit 1990 im Amt. Seine Zeit als Leiter der Gemeindeverwaltung endet bald. Von Berufswegen her ist er Diplom-Kaufmann.
Die beiden Marpinger Bürgermeisterkandidaten Volker Weber (SPD) und Manfred Wegmann (CDU) würden mit ihrer Ausbildung etwas aus der Rolle fallen. Aber genau dies hat der Gesetzgeber auch gewollt: Kandidatinnen und Kandidaten aus der Mitte der Gesellschaft.
Seine persönliche Meinung über die optimale berufliche Qualifikation eines Rathauschefs äußerte jüngst St. Wendels ehemaliger Bürgermeister und der jetzige saarländische Innenminister Klaus Bouillon: „Das einmal eins der Verwaltung ist die Juristerei.“ Unter seinen ehemaligen Kollegen findet sich jedoch kein einziger Jurist. Klaus Bouillon hingegen ist Rechtswissenschaftler.