Warum lässt Gott Unheil zu? – Wort zu Ostern

Es ist eine alte Frage, die zurzeit angesichts des Kriegs in der Ukraine wieder besonders aktuell ist: Warum lässt Gott das Böse zu? Müsste er nicht eingreifen, wenn er gut und allmächtig ist?

Seit knapp zwei Monaten erschüttern uns die Bilder aus der Ukraine. Der Krieg ist (endgültig) zurück in Europa mit allem was dazu gehört: Zerstörung, Angst, Flucht, Vergewaltigungen und Tod. Und ein Ende des Krieges ist nicht in Sicht. Wie passt eine solche Realität mit dem christlichen Glauben zusammen? Christen glauben schließlich an einen Gott, der gut und allmächtig ist. Doch wie kann Gott gut und allmächtig sein, wenn er all das Elend dieser Welt zulässt? Ist Gott gleichgültig oder gar böse? Oder einfach ohnmächtig? Oder gibt es ihn vielleicht schlicht gar nicht?

Eine Antwort darauf könnte lauten, dass Gott dem Menschen eben einen (zumindest mehr oder weniger) freien Willen gegeben hat. Der Mensch ist zur Freiheit berufen. Menschen sind daher grundsätzlich frei darin, Gutes oder Böses zu tun (oder zu unterlassen). Sie können Krieg erklären oder Frieden stiften. Weil Menschen frei sind, können sie lieben und Gutes tun, sich aber auch dafür entscheiden, Böses zu tun.

Papst Johannes Paul II. hat einmal gesagt: „Es gibt keine Freiheit ohne Liebe“. Umgekehrt könnte man sagen, dass es auch keine wirkliche Liebe ohne Freiheit geben kann. Denn Liebe kann nicht erzwungen werden, sondern setzt eine innere Beteiligung und damit auch Freiheit voraus.

Aber kann diese Antwort überzeugen angesichts der (zumindest scheinbaren) Sinnlosigkeit des ganzen Elends? Warum töten sich Menschen gegenseitig in einem Krieg? Warum müssen Mütter um ihre gefallenen Söhne weinen und Millionen von Menschen fliehen? Und warum gibt es darüber hinaus auch noch nicht menschlich verschuldetes Leid? Warum gibt es beispielsweise Naturkatastrophen oder Kinder, die an Krebs erkranken und leiden müssen?

Die in den Evangelien überlieferte Passionsgeschichte des Jesus von Nazareth, der nach christlichem Glauben der Sohn Gottes ist, zeigt uns zunächst, dass auch Gott das Böse und Leiden kennt. Jesus wurde unschuldig verhaftet. Er wurde geschlagen und maximal gedemütigt: Nackt wurde er neben zwei Räubern an ein Kreuz genagelt, um in aller Öffentlichkeit als „Verbrecher“ elendig zu verrecken. Mit einer Dornenkrone und einer Inschrift wurde er als „König der Juden“ verhöhnt. Und Maria musste die grausame und brutale Hinrichtung ihres Sohnes ohnmächtig mit ansehen. Jesus hat die schlimmste Seite der menschlichen Natur erfahren. Er hat Hass und Hohn, Verachtung und mörderische Gewalt ertragen müssen und erlitten. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mt 27, 46), klagte Jesus daher am Kreuz.

Und so wie Jesus Unrecht und Leid ertragen musste, sind auch wir Menschen heute nicht frei davon. In der Ukraine nicht, in Syrien nicht, aber auch in Deutschland – wie beispielsweise im Ahrtal – nicht. Jeder von uns ist letztendlich in seinem Leben irgendwann mit Leid, Krankheit und Tod konfrontiert. Die Ostergeschichte gibt Christen aber Hoffnung. Nach dem Lukasevangelium sind die letzten Worte Jesu: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“ (Lk 23, 46). Dies zeigt Christen: Wir können niemals tiefer fallen als in Gottes Hände – selbst nicht mit dem Tod.

Die grundlegende österlich-christliche Hoffnung ist, dass Gott alles gut werden lässt, vielleicht nicht direkt und nicht so wie wir Menschen uns das denken oder wünschen – und vielleicht nicht einmal in diesem Leben. Aber Ostern gibt Christen ja die Hoffnung und den Glauben daran, dass der Tod nicht das Ende ist. Und diesen Glauben können auch Kriege nicht zerstören. „Auch wenn ihr alle unsere Kathedralen und Kirchen zerstört, werdet ihr nicht unseren Glauben an Gott zerstören!“, sagte Wolodymyr Selenskyj vergangenen Monat. Der Glaube ist daher sozusagen bombensicher.

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