Eine Suchanfrage über das Wetter in Berlin, die Buchung eines Hotels über ein Reiseportal und schnell noch der Onlinekauf eines Stadtplaners. Dies alles hinterlässt – teilweise offensichtlich, teilweise versteckt – Spuren im Internet. Es entsteht ein sogenannter Datenschatten. „Ein Datenschatten zeigt, wer wir sind oder zumindest wie wir uns verhalten“ so Herr Helmut Eiermann, Leiter des Bereichs Technisch-organisatorischer Datenschutz beim Landesbeauftragten für den Datenschutz Rheinland-Pfalz bei seinem Vortrag zum Thema Datenspuren im Internet. Über 200 Studierende folgten am Umwelt-Campus Birkenfeld gespannt den Ausführungen des Datenschutzexperten.
Jede Anfrage, die man startet, wird irgendwo gespeichert und ausgewertet. Die gewonnenen Daten werden von Data Brokers gekauft und verkauft, da das Wissen über Suchanfragen oder Kaufverhalten im Internet sehr viel Geld wert ist. So bringt eine zielgruppenspezifische Werbung dreimal mehr Geld ein als allgemeine Werbung. Auch die meisten kostenlosen Angebote im Internet refinanzieren sich größtenteils durch Werbung. Als Paradebeispiel diente Herrn Eiermann das Unternehmen Google. Mit mehr als 80 Prozent aller weltweiten Suchanfragen und einem Jahresumsatz in 2015 von ca. 75 Milliarden US-Dollar ist das Unternehmen Marktführer unter den Internetsuchmaschinen und erzielt seine Gewinne hauptsächlich durch nutzerzentrierte Werbung.
Das Sammeln der Daten ist ein zweischneidiges Schwert: Einerseits erlauben die Daten den Internetdienstleistern wie z.B. Amazon, eBay, Google und Co. ein – schockierend genaues – Profil des Nutzers zu erstellen. Andererseits kann z.B. die Suche nach Produkten in einem Online Shop oder nach Informationen über eine Suchmaschine erheblich einfacher gestaltet werden.
Herr Eiermann schilderte anhand von Beispielen leicht verständlich, die verschiedenen Techniken, um aus diesen vermeintlich anonymen Fußspuren, wie z.B. IP-Adresse, Browsereinstellungen oder Cookies, die jeder Internet-Nutzer beim Surfen hinterlässt, personenbezogene Daten zu gewinnen. Es handelt sich dabei nicht um illegale Datenbeschaffung, sondern um legale und gängige Praxis bei fast allen Internetdienstleistern. „Es geht dabei nicht um die Verbreitung von Paranoia oder Panik, sondern primär um Aufklärung“ erklärte Herr Eiermann. Der Nutzer müsse wissen, welche Daten gesammelt werden, um sich für oder gegen die Nutzung eines angebotenen Interdienstes entscheiden zu können. Um diese Autonomie des Nutzers „muss man kämpfen“, so Herr Eiermann wörtlich.
Vorträge dieser Art werden in regelmäßigen Abständen vom Institut für Softwaresysteme in Wirtschaft, Umwelt und Verwaltung (ISS) organisiert. Weitere Infos und kommende Termine finden Sie unter www.umwelt-campus.de.
Weitere Informationen zum Thema Datenschutz und Privatsphäre sind auf der Webseite des Landesbeauftragten für den Datenschutz unter www.datenschutz.rlp.de zu finden.
Foto: Umweltcampus