Tag Zwei im neuen Schulbusjahr und immer noch keine Besserung in Sicht.
In den sozialen Medien häufen sich die Beschwerden von überfüllten Bussen, Linienausfällen und rasanten Fahrmanövern der Busfahrer.
So schrieb eine empörte Userin auf der wndn-Facebookseite: „Das Chaos dauert an. Wie kann es sein, dass beide Busse morgens in Theley schon so voll sind, das an den nachfolgenden Bushaltestellen keiner mehr einsteigen kann. Wie wird hier geplant? Scheinbar sind ja auch Linien gestrichen worden. Die Fahrkarten werden immer teurer und der Service immer schlechter. Es sollte mal einer von den Verantwortlichen neuen Betreibern morgens in den Schulbussen mitfahren. Die Schüler stehen gequetscht in den Bussen, das hat mit Sicherheit nichts mehr zu tun. Und wenn man auf der Hotline der Saar-Mobil anruft geht keiner ran!“
Ein Vater machte sich sogar die Mühe und nutzte seinen Urlaub, um dem Treiben am St. Wendeler Bahnhof zuzusehen: „Es gab noch keine Verbesserung! Der Bus war nicht laut Plan am ZOB in St. Wendel. Vielleicht war er auch an einem anderen Bussteig oder hatte eine falsche Nummer am Bus. Hab extra mit meinem Sohn zusammen gewartet. Nachdem der Bus schon 15 min überfällig war, musste ich schon wieder meinen Sohn mit dem Auto fahren. Zum Glück habe ich Urlaub und dadurch auch die Zeit dazu“.
Das sind nur einige von vielen kritischen Stimmen zum Bus-Chaos im Landkreis.
Im gestrigen Artikel zum Thema haben wir den Geschäftsführer der neuen Busgesellschaft Saar-Mobil zu Wort kommen lassen.
Heute haben wir im Landratsamt nachgefragt, denn schließlich hat der Landkreis den Auftrag an das Unternehmen vergeben.
Am Abend veröffentlichte der Landkreis folgende Pressemitteilung, die wir euch unverändert zur Verfügung stellen:
—PM BEGINN—
Seit dem 1. Januar 2016 bedienen zwei neue Unternehmen die Buslinien im Landkreis St. Wendel. Anbieterwechsel im Linienverkehr haben nicht selten Startschwierigkeiten zur Folge. Bei aller sorgfältigen Planung im Vorfeld können nicht alle potentiellen Reibungspunkte ausgeschlossen werden.
Übergangsprobleme sind mit dem Ende der Weihnachtsferien im Landkreis St. Wendel entstanden. Ursache hierfür sind vor allem Komplikationen an verschiedenen Schnittstellen, etwa zwischen der Verkehrsmanagement-Gesellschaft Saar (VGS), den neuen Unternehmen, den Schulen und Gemeinden.
Dort, wo Probleme festgestellt werden, wird schnellstmöglich nachgesteuert und im Interesse der ÖPNV-Nutzer das Angebot an die Bedarfslage angepasst.
Dies betrifft insbesondere den Schulbusverkehr, wo bereits erste Verbesserungen durchgeführt wurden, etwa durch zusätzliche Busse vom Missionshaus St. Wendel, auf der Strecke zwischen St. Wendel und Freisen; verbessert wurden auch unter anderem die Anbindung des Bohnentals an Marpingen und die Anbindung an die Grundschule in Gonnesweiler. Weitere Verbesserungen werden dort, wo notwendig, so bald wie möglich umgesetzt.
Der Landkreis St. Wendel bittet, eventuelle Hinweise und Beschwerden per E-Mail an Oepnv@lkwnd.de zu schicken, um die Bearbeitungszeiten zu verkürzen. Aktuelle Fahrpläne sind verfügbar unter www.saarfahrplan.de oder über die kostenlose VGS-App.
Hintergrund:
Dass neue Unternehmen die Routen im St. Wendeler Land bedienen, hat zwei Gründe: So schreibt eine seit 2009 gültige EU-Verordnung vor, dass Aufgabenträger für den Busverkehr – und Aufgabenträger ist der Landkreis St. Wendel seit 1996 – ihre Buslinien europaweit ausschreiben müssen.
Und hier schließt der zweite Grund an: Diese Ausschreibung war notwendig, denn die Liniengenehmigungen liefen Ende 2015 aus.
Sechs Bewerber reichten bis Fristende ihre Unterlagen ein. Den Zuschlag für das Linienbündel 1 erhielt die Firma Stadtbus Zweibrücken. Das Linienbündel deckt in etwa den Bereich zwischen der Kreisstadt St. Wendel und den Gemeinden Marpingen und Tholey bis Lebach und Neunkirchen ab.
Die Linienbündel 2 und 3 fielen an das Unternehmen Saar-Mobil. Die Linienbündel 2 und 3 bedienen die Gemeinden Freisen, Namborn, Nohfelden, Nonnweiler, Oberthal und stellen Verbindungen zur Kreisstadt St. Wendel sowie zu den weiteren benachbarten Landkreisen auf saarländischer und rheinland-pfälzischer Seite her.
Die Vergabe an die beiden Unternehmen hat der Kreistag im Mai 2015 einstimmig beschlossen. Die Vergabe war an strikte Anforderungen gebunden. Die Dauer der Vergabe beträgt acht Jahre.
—PM ENDE—
Viele Bürgerinnen und Bürger im St. Wendeler Land fragen sich, warum man die Buslinien im Kreis neu vergeben musste. Wiese blieb man nicht bei den alten Anbietern?
Die Frage ist also ganz einfach zu beantworten: Man durfte nicht anders.
Denn der Landkreis hat eigentlich nicht das Heft des Handelns in der Sache in der Hand. Zwar wurde die Ausschreibung durch den Kreis vorbereitet und in den entsprechenden Gremien beraten, aber eine entsprechende Verordnung der Europäischen Union machte eine europaweite Ausschreibung der Dienstleistung unumgänglich.
Die EU-weite Ausschreibung soll den freien Wettbewerb innerhalb der Europäischen Union garantieren. Da die Firmen Stadtbus Zweibrücken und Saar-Mobil die günstigsten Anbieter waren, erhielten sie den Zuschlag für den Auftrag, nachdem der Kreistag dies einstimmig so beschlossen hat. Der Kreistagsbeschluss war jedoch nur eine Formsache, rechtlich ist der Rahmen für die Gremien in der Sache sehr eng gesteckt.
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