„Das Geschäftsmodell St. Wendeler Land ist ein sehr erfolgreiches.“ Mit diesen Worten begann Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka-Bank, seinen Vortrag beim diesjährigen St. Wendeler Wirtschaftstag, der am Montagabend zum 25. Mal stattfand. Auf Einladung der Kreissparkasse St. Wendel lauschten im voll besetzten Saalbau die Zuhörerinnen und Zuhörern den Worten des Ökonomen. In seinen Ausführungen ging Dr. Kater auf die Vorteile des Standortes St. Wendel, wie der im Vergleich zu Restdeutschland höhere Anteil an Industriebetrieben, die sehr niedrige Arbeitslosenquote und den gut ausgebauten Tourismussektor, ein. Negativ sah er hingegen die demographische Entwicklung, die zukünftig das Wirtschaftswachstum verlangsamen dürfte, oder die niedrigen Investitionen der Industrie, was jedoch ein gesamtdeutscher Trend sei. Dr. Kater stellte jedoch fest, dass das St. Wendeler Land wirtschaftlich dynamischer sei, als viele andere Regionen in der Bundesrepublik oder das Saarland. Er veranschaulichte dies an einem Index, der er für die Region errechnete. Die fiktive „St. Wendel AG“ schlug gar in den letzten 25 Jahren den Deutschen Aktienindex DAX in der Performance.
Auf die Frage hin, ob es den Deutschen derzeit zu gut ginge, um die Bedrohungen für die Wirtschaft, z.B. eine schwächelnde Konjunktur in China, die Krise des Autobauers Volkswagen oder eine durch Emissionshandel bedrohte Stahlindustrie wahrzunehmen, die sich derzeit aufbauen, antwortete der Volkswirt, dass man dies wohl so sehen könne, aber wirtschaftliche Prozesse oft auch eine Frage der Psychologie seien. Deshalb nehme man als Person sich ändernde wirtschaftliche Indikatoren aufgrund der langen Konjunkturzyklen sehr zeitversetzt wahr. Dennoch täten sich nach Ansicht von Herrn Dr. Kater auch schon Zeichen einer sich eintrübenden Konjunktur auf. Auch sei Deutschland wirtschaftspolitisch, beispielsweise durch Erhöhungen der Renten, das Mindestlohngesetz oder hohe Tarifabschlüsse, nicht optimal auf einen Rückgang der Wirtschaft vorbereitet. Aber den Menschen ginge es gut. Derzeit durchlaufe man gerade eine Phase von hohen realen Lohnzuwächsen. Die Bürgerinnen und Bürger geben wieder mehr aus und stärkten so die Binnenkonjunktur.
Auch zum Thema Geldanlage hatte der Referent eine eindeutige Meinung. Zwar seien die Deutschen mit über 5 Billiarden Euro Geldvermögen die Sparweltmeister, aber etwas zu risikoscheu beim Thema Vermögensaufbau. Aufgrund der niedrigen Zinsen seien Aktien beispielsweise eine gute Alternative, um sein Geld gewinnbringender anzulegen. Der Deutsche Aktienindex DAX hat seit seiner Gründung im Schnitt 8,9% jährlichen Wertzuwachs verbuchen können. Von dieser Entwicklung könnten auch die private Haushalte profitieren. Deshalb gäbe es beim Thema Wertanlage in Deutschland Nachholpotential.
Auch Landrat Udo Recktenwald sprach beim Wirtschaftstag und berichtete über die Lage des Landkreises. „Für den Landkreis St. Wendel war 2015 ein erfolgreiches Jahr. Insbesondere die touristische Erfolgsbilanz konnten wir, gerade wegen der Eröffnung des Ferienparks am Bostalsee, fortschreiben. Der Sparkassen-Tourismusbarometer bezeichnet den Landkreis St. Wendel als einen Motor der wachsenden Besucherzahlen im Saarland“, so der Landrat in seiner Rede.
Der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse St. Wendel, Klaus-Dieter Schmitt, ließ den Jubiläumswirtschaftstag mit einer Diskussion und einem Blick auf 25 Jahre Wirtschaftsgeschichte im St. Wendeler Land ausklingen und berichtete über das Geschäftsjahr 2015. Er betonte dabei, dass die Bank rund eine halbe Million Euro jährlich für Vereine, soziale Projekte oder Stiftungen bereitstelle. Zudem verdeutlichte er die Relevanz der Sparkasse als Steuerzahler, denn das Institut überweist eine Million Euro an Gewerbesteuer pro Jahr in die kommunalen Kassen.
Seit 25 Jahren richtet die Kreissparkasse St. Wendel die Veranstaltung aus. Redner wie der kürzlich verstorbene Politiker und Unternehmer Lothar Späth oder der derzeitige Bundespräsident Joachim Gauck verdeutlichen eindrucksvoll die Bedeutung der Wirtschaftstage als Impulsgeber für die Region.