Es war 20:54 Uhr als Schiedsrichter Giuseppe Geraci das Saarlandpokalspiel zwischen Saarlandligist SV Rot-Weiß Hasborn und Regionalligaspitzenreiter 1. FC Saarbrücken abpfiff. Enttäuscht sanken die Spieler der Hausherren auf den Rasen. Sie konnten in diesem Moment wohl noch gar nicht richtig realisieren, was kurz zuvor passiert war. Nur sieben Minuten vorher sah es noch nach der ganz großen Sensation aus. Bis zur 88. Minute hatten die Gastgeber nach Toren von Mike Forster und Martin Dausch noch mit 2:0 geführt.
Schon zu Beginn der Partie wurde klar, dass der SV Hasborn nicht angetreten war, um sich von den Landeshauptstädtern abfertigen zu lassen. Zwar war der FCS feldüberlegen, doch Hasborn spielte mutig und konnte immer wieder Nadelstiche gegen die Gästedefensive setzen. Saarbrückens Trainer Dirk Lottner hatte im Gegensatz zum jüngsten 2:1-Sieg gegen Ulm kräftig rotiert und seine Mannschaft auf neun Positionen verändert. Auch die Stammkräfte Manuel Zeitz, Gillian Jurcher und Tobias Jänicke hatten zunächst nur auf der Auswechselbank platzgenommen. Diese Veränderung merkte man der Mannschaft an. Nur selten konnte der FCS gegen die gut gestaffelte Hasborner Abwehr für echte Gefahr sorgen. Und wenn es dann doch einmal brannte, hatte RWH-Trainer Pascal Bach noch einen echten Teufelskerl zwischen den Pfosten. Der erst 17-jährige Simon Graf, der vor einigen Wochen noch für die U19 des FCS gespielt hatte, rettete für sein Team gleich zweimal in höchster Not. Nach rund 25 Minuten fälschte er einen Saarbrücker Kopfball gegen seine Laufrichtung im Anschluss an eine Flanke von rechts noch so signifikant ab, dass Innenverteidiger Nikolas Wilhelm auf der Linie klären konnte. Wenige Minuten später fischte er einen gefährlich getretenen Freistoß bravourös aus dem Winkel. In der 33. Minute erwischten die Rot-Weißen den Gegner dann auf dem falschen Fuß. Gut 25 Meter vor dem Tor sah Hasborns Mike Forster, dass FCS-Torwart Castellucci ein wenig zu weit vor seinem Kasten stand. Der Routinier nahm Maß und nagelte das Spielgerät unhaltbar zum 1:0 ins rechte Kreuzeck. Mit diesem Spielstand wurden dann auch die Seiten getauscht.
Saarbrückens Trainer Lottner schien mit dem Auftritt seiner Elf überhaupt nicht zufrieden und ersetzte Rasim Bulic und Kianz Froese durch Zeitz und Jurcher. Doch der erhoffte Erfolg blieb zunächst aus. Trotz zunehmenden Drucks der Saarbrücker waren Torchancen weiterhin Mangelware. Ganz anders Hasborn. Nach einem klugen Pass in der 73. Minute stand der Ex-FCSler Martin Dausch plötzlich mit viel Platz auf der rechten Seite des Gästesechzehners, circa zehn Meter von der Grundlinie entfernt. Mit viel Gefühl zirkelte der Ex-Profi den Ball in Richtung langes Eck, wo er vom Innenpfosten ins Tor prallte. Grenzenloser Jubel bei den Hasborner Fans. Zu diesem Zeitpunkt wankte der Favorit nicht mehr bloß, er stand kurz vor dem Zusammenbruch. Der RWH kämpfte aufopferungsvoll und verteidigte seine Führung. Bis zur verhängnisvollen 88. Spielminute. Nachdem Stefan Schätzel den Ball in der Vorwärtsbewegung verloren hatte und ein Foul an Fundu Kamu nicht geahndet worden war, foulte Unglücksrabe Martin Dausch innerhalb des Sechzehners Saarbrückens Eisele und Schiri Geraci zeigte auf den Punkt. Den fälligen Strafstoß verwandelte Timm Golley. Die Hausherren schienen geschockt und der FCS bäumte sich noch ein letztes Mal auf. In der 90. Minute herrschte Verwirrung im Hasborner Strafraum und ein Schuss von Christopher Schorch wurde von einem Verteidigerbein unglücklich ins eigene Tor abgefälscht. 2:2. In der fünften Minute der Nachspielzeit war es dann Saarbrückens Kapitän Zeitz der im Anschluss an einen Freistoß für die Entscheidung sorgte und den 3:2-Siegtreffer für sein Team erzielte.
Danach war Schluss im Waldstadion. Während der FCS sich freute, noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen zu sein, oszillierte die Gefühlswelt der Hasborner irgendwo zwischen Stolz über die gezeigte Leistung und Enttäuschung ob der späten Niederlage.
SV Hasborn: Graf – Forster, Küss, Kamu, Gemmel, Quinten (Pabst), Wilhelm, Dausch, Geßner, Roob (Collet), Lensch (Schätzel)
1. FC Saarbrücken: Castellucci – Schorch, Bulic (Zeitz), Golley, Fejzullahu (Jänicke), Froese (Jurcher), Herr, Müller, Breitenbach, Miotke, Eisele
Von den sechs Kreisteam, die sich für die 1. Hauptrunde des Saarlandpokals qualifizieren konnten sind vier auf der Strecke geblieben. Neben dem SV Hasborn mussten auch die SG Marpingen/Urexweiler (0:2 gegen den FC Reimsbach), der FC Freisen (1:2 gegen den FV Bischmisheim) und die SG Wolfersweiler/Gimbweiler (1:3 gegen den SV Losheim) gegen höher spielende Teams die Segel streichen. In der 2. Hauptrunde stehen hingegen Saarlandligist VfL Primstal (6:1 beim SSV Überherrn) und Landesligist TuS Nohfelden (4:1 gegen den SV Weiskirchen Konfeld).