Ihr Kinderlein kommet, oh kommet doch all – jährlich in der Vorweihnachtszeit laden Anke und Alexander Kunz ihre „Kinderlein“ von den Lebenshilfen St. Wendel und Merzig-Wadern zur Vorpremiere der Dinnershow „Alexander Kunz Theatre“ ins Spiegelpalais nach Saarbrücken ein. Und genau so fühlen sich die Menschen mit Behinderungen und ihre Betreuer auch – es weht ein wärmender Hauch von Weihnachten und Bescherung durch das Spiegelpalais. Für fast der über 200 Gäste ist es der Höhepunkt des Jahres, ein Abend auf den man sich schon Monate vorher riesig freut und den man um nichts in der Welt missen möchte.
Kerzen verbreiten ein festliches Licht im Saal, bunte Scheinwerfer setzen farbliche Akzente und schon stürmt Sonnyboy Eric Reid begleitet von sieben hochgewachsenen Tänzerinnen des Theatre Revueensembles das Parkett. Da quellen die Augen über und kaum jemand denkt an die kommenden Gaumenfreuden – immer schön eins nach dem anderen. Der Amerikaner Eric Reid zieht das Publikum mit seinen weichen Soultönen sofort in seinen Bann, derweil die Tänzerinnen in ihren fantastischen Kostüme die Blicke der Menschen mit Behinderungen auf sich ziehen.
Dann betritt Chris Kolonko als glamouröse Dame mit Federboa das Palais. Der Münchener Entertainer lässt schon zu Beginn keinen Zweifel an seiner Mann-Frau-Doppelrolle: „Ich bin keine echte Frau, ich bin ein Fräulein. Bei mir hat sich im Laufe der Jahre viel verändert, nicht jeder Körperteil hat bei mir am gleichen Tag Geburtstag.“ Das Eis ist gebrochen, die Stimmung im Spiegelpalais ist gleich spitze.
Der über vierstündige Showabend im „Alexander Kunz Theater“ verging mal wieder wie im Fluge. Im Minutentakt wechselten sich die Höhepunkte ab. Sven und Vanesa zeigten Handstand-Equilibristik, wie man sie sehr selten sieht: Vanessa übernahm die tragende Rolle und stützte mit Armen, Händen, Beinen und Rücken ihren Partner. Poetische Luftakrobatik zeigten Dasha und Vadym aus der Ukraine – ein Mann und eine Frau, gemeinsam in Höhen und Tiefen – eine erotische Liebesgeschichte, die unter die Haut ging. Noch spektakulärer zeigte sich Pavel Voladas mit seiner einzigartigen Performance am 4er-Reck: Bei seinen waghalsigen Sprüngen duckten sich die Gäste in der Manege schon mal ab, man weiß ja nie.
Natürlich kamen auch die kulinarischen Erlebnisse im Spiegelpalais nicht zu kurz. Von der Crèmesuppe von Hofgut-Karotten, über Ravioli von Muskatkürbis, Tranche vom norwegischen Ikarimi Lachs, gegarter Barbarieentenbrust bis hin zum warmen Kuchen von der Plantagenschokolade – das Kunz-Team verwöhnte die Gäste von der Lebenshilfe mal wieder reichlich..
Lebenshilfe-Geschäftsführer Hermann Scharf war am Ende gerührt: „Liebe Anke, lieber Alexander, danke für Eure Gastfreundschaft und Eure Liebe zu uns. Vielen Dank für einen wunderschönen Abend mit Euch.“ Als kleinen Dank gab es für die Gastgeber Collagen des Spiegelpalais, gefertigt von der Malgruppe der Lebenshilfe. Sternekoch Kunz dankte seinen Gästen: „Für uns und die Artisten ist es immer wieder ein ganz besonderer Abend. Es gibt kein dankbareres und herzlicheres Publikum als die Menschen mit Behinderung. Wir werden an dieser Tradition festhalten.“ Andreas, einer der herzlichen Gäste, fasste den Abend kurz und passend zusammen. „Die Sprünge unn alles hann mir gudd gefall, das Esse war gudd, alles war gudd.“