Die geplante Schließung der Geburtshilfe im Marienkrankenhaus St. Wendel sorgt für massive Kritik aus der Politik, die in den folgenden Pressemitteilungen laut werden. Gesundheitsminister Magnus Jung lehnt die Entscheidung entschieden ab und spricht von „hausgemachten Problemen“, während Landrat Udo Recktenwald ein landesweites Konzept fordert, um das nördliche Saarland nicht zu benachteiligen. Auch die Junge Union und die stellvertretende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Réka Klein, äußern sich besorgt und betonen die Bedeutung der Geburtenstation für die Region.
Minister Magnus Jung (SPD) lehnt Schließung der Geburtshilfe in St. Wendel ab: „Hausgemachte Probleme, keine akzeptable Lösung“
„Das Marienhausklinikum hat mir gegenüber vor wenigen Tagen angekündigt, dass es beabsichtigt, die Abteilung der Geburtenhilfe kurzfristig zum 1. Oktober zu schließen und von St. Wendel nach Neunkirchen zu verlagern. Dieser Vorschlag wird von mir nicht akzeptiert. Die dort herrschenden Personalprobleme und der Rückgang der Geburtenzahlen sind ausschließlich hausgemachte Probleme der letzten Jahre. Die Vorhaltung einer Geburtsklinik in St. Wendel halte ich weiterhin für sinnvoll, notwendig und machbar – unter der Voraussetzung, dass der Träger dies auch will. Deshalb habe ich am Montag dieser Woche die Vertreter der Marienhausklinik erneut zum Gespräch gebeten und dazu aufgefordert, von einer kurzfristigen und überhasteten Schließungsentscheidung abzusehen.“
Dieser Aufforderung kommt die Marienhausgruppe nun nicht nach. Der Minister ist stinksauer über den Versuch des Trägers, einseitig Fakten zu schaffen, nachdem dieser vor dem Sommer noch zugesagt hatte, über alternative Lösungsmöglichkeiten nachzudenken.
Der Gesundheitsminister hat in den vergangenen zwei Jahren erhebliche Anstrengungen erbracht, um die Geburtshilfe in St. Wendel zu erhalten, so ist ein Großteil der Förderungen an die Geburtshilfe in St. Wendel geflossen: Im Jahr 2023 rund 800.000€ und im Jahr 2024 750.000€.
Der Minister hatte noch vor den Sommerferien Kontakt zu dem Landrat aufgenommen, und steht weiterhin im Austausch mit diesem, um gemeinsam eine Lösung zu finden. Die wesentlichen Entscheidungen zur zukünftigen Krankenhauslandschaft werden im Rahmen der anstehenden Krankenhausplanung getroffen. Das wäre das richtige zeitliche Umfeld, um darüber zu entscheiden, wie die Zukunft der Geburtshilfe in St. Wendel gesichert werden kann. Eine gute Qualität der medizinischen Versorgung und eine gute Erreichbarkeit für den ländlichen Raum müssen bei der Lösungsfindung im Mittelpunkt stehen.
Landrat Udo Recktenwald (CDU) fordert landesweites Konzept: ‚Das nördliche Saarland darf nicht abgehängt werden!‘
„Wenn das Marienkrankenhaus kurzfristig die Geburtshilfe von St. Wendel an den Kohlhof verlagert, mag dies eine Reaktion auf den Ärztemangel zur Bedienung beider Standorte sein. Wobei man sich fragen muss, ob genug getan wurde, das Angebot so attraktiv zu gestalten, um dem Ärztemangel vorzubeugen. So hat es den Eindruck, der Standort könnte ausgedünnt worden sein, um jetzt den Mangel zu beklagen – eine Mutmaßung. Die Verlagerung kann nicht die endgültige Lösung sein, auch wenn die Hebammengemeinschaft, deren fachliche Expertise ich sehr schätze und deren Einbindung unabdingbar ist, das Konzept offenbar mitträgt und weiterhin Vor- und Nachsorge in St. Wendel anbietet und damit die werdenden Mütter weiterhin begleitet – was sehr wichtig ist und wofür ich ihr sehr dankbar sind, weil sie mit viel Herzblut und Empathie arbeitet. Fakt ist aber auch: ab Oktober wird im nördlichen Saarland nicht mehr geboren. Das darf nicht die Lösung der Zukunft sein! Die Geburtskliniken konzentrieren sich vielmehr im südlichen Landesteil. Kohlhof, Homburg und Saarbrücken liegen nicht weit auseinander. Denkbar erscheint mir daher vor dem Hintergrund der landesweiten Krankenhausplanung auch der umgekehrte Weg: Verlagerung der Geburtsklinik Kohlhof nach St. Wendel und Nutzung der freiwerdenden Kapazitäten Kohlhof für die Bedarfe im Landkreis Neunkirchen, die es dort grundsätzlich gibt. Deshalb erwarte ich statt kurzfristiger und räumlich begrenzter Lösungen ein landesweites und für alle Regionen gerechtes Konzept.“ Für den Erhalt der Geburtshilfe am Standort St. Wendel wolle sich auch das Land einsetzen, wie Gesundheitsminister Dr. Magnus Jung dem Landrat versicherte. Land und Landkreis verfolgen hierbei eine gemeinsame Linie im Rahmen der saarländischen Krankenhausplanung. „Deshalb erwarte ich ein diesbezügliches Spitzengespräch mit Ministerium, Trägern und Landkreisen. Es dürfen nicht kleinteilig Fakten geschaffen werden ohne Gesamtkonzept fürs Land. Alles muss in Betracht gezogen werden, um auch bei Geburten Gleichwertigkeit sicherzustellen und den ländlichen Raum nicht abzuhängen“, so Recktenwald abschließend.
Junge Union: „Ein schlechter Tag für Frauen in der Region“
Die Junge Union im Kreisverband beobachtet die angekündigte Schließung der Geburtshilfe zum 30.9.2024 mit großer Sorge. Zur adäquaten medizinischen Versorgung von Schwangeren gehört eine Geburtenstation in erreichbarer Nähe. Diese Versorgung im Landkreis St. Wendel wird durch die Marienhaus GmbH als Träger aufs Spiel gesetzt. Dies führt nicht nur zu großer Verunsicherung, sondern auch zu Unverständnis der Betroffenen. “Die Entscheidung der Marienhaus GmbH lässt die Bedürfnisse der Bevölkerung in der Region gänzlich außer Acht. Viele werdende Mütter bleiben so lange es ihnen möglich ist zuhause, dies wird durch die Schließung der Geburtshilfe zunehmend schwieriger. Alleine für Patientinnen aus der Kernstadt erhöht sich die Anfahrtszeit um eine halbe Stunde” so Saskia Wita, stellvertretende Vorsitzende der JU im Landkreis St. Wendel und Mitglied im St. Wendeler Stadtrat.
Weiter äußert sich Sophie Holderbaum als Mitglied des Kreistags zu dem Thema: “Viele Regionen im Landkreis St. Wendel befinden sich im Randgebiet des Saarlandes. Auch im angrenzenden Rheinland-Pfalz sind die Geburtskliniken in Idar-Oberstein und Trier mit weiten und unzumutbaren Fahrtwegen entfernt, sodass sich auch hier keine Alternative bietet. Insbesondere die ländlichen Regionen wie Nohfelden und Nonnweiler erreichen eine Geburtsklinik im besten Fall in 30 Minuten.”
Wir unterstützen den Vorschlag des Landrates, die Geburtsklinik von Neunkirchen nach St. Wendel zu verlegen, um die Versorgung in allen Teilen des Saarlandes sicherzustellen.
Réka Klein warnt: „St. Wendel darf seine Geburtshilfe nicht verlieren!“
„Die Entscheidung des Marienkrankenhauses, die Geburtshilfe von St. Wendel nach Neunkirchen zu verlagern, trifft die Region hart. Für gebärende Frauen, beispielsweise aus Nohfelden und den umliegenden Gemeinden, bedeutet dies einen Fahrtweg von bis zu 40 Minuten. Das schwächt unseren Landkreis massiv.
Bereits 2021 habe ich mich vehement gegen die Schließung der operativen Gynäkologie am Standort St. Wendel ausgesprochen und nun steht erneut eine weitere Schließung im Raum, die einen entscheidenden Teil der Versorgung der Frau gefährdet. Besonders bedenklich ist dabei die potenzielle Schließung des einzigen Hebammenkreißsaals im Saarland, der für viele Frauen ein einzigartiges, natürliches Geburtserlebnis bietet. Dieses wichtige Angebot darf nicht verloren gehen und es gilt, dieses zu vermarkten!
Die angeführten Gründe – wie Personalengpässe und sinkende Geburtenzahlen – sind in der Klinik selbst entstanden. Es gibt jedoch Lösungen und die Landesregierung hat in den letzten Jahren erheblich in die Geburtshilfe in St. Wendel investiert: 2023 wurden knapp 800.000 Euro und 2024 weitere 750.000 Euro bereitgestellt, um die Abteilung zu unterstützen und zu stärken. Diese Mittel zeigen deutlich, dass der politische Wille klar ist: Wir wollen weiterhin Sankt Wendeler Babys!
Auch Gesundheitsminister Magnus Jung hat sich selbst wiederholt klar gegen eine Schließung der Geburtshilfe in St. Wendel positioniert. Es ist nun am Klinikträger, Verantwortung zu übernehmen und die zugesagte Prüfung alternativer Lösungen ernsthaft fortzusetzen. Wir dürfen nicht zulassen, dass voreilig Fakten geschaffen werden, die diese Entscheidung noch vor Abschluss der Krankenhausreform begründen. St. Wendel braucht seine Geburtsklinik – für die Sicherheit und das Wohl der Frauen in unserer Region und für die Stärkung unseres Landkreises“, so Klein.