Ihr seht sie auch mittlerweile überall, nicht nur in Ballungsgebieten. Die Kopftücher (Hidschab) – Muslima, die ihrem Glauben gemäß, ihr Haar verdecken. Ihr Kopftuch verrät sie, auch in unserer Kleinstadt. Ich war einige Male unterwegs in den Emiraten, in Ägypten und in der Türkei. In diesen Ländern gehört das Kopftuch zum Straßenbild so wie bei uns üblicherweise nackte Beine unter Miniröcken im Sommer kein seltener Anblick sind.
Sie sind uns fremd, die Frauen mit den Kopftüchern, ihre langen Kleider und Mäntel. Wir gehen nicht auf sie zu. Wir fragen sie nicht nach ihrer Geschichte, registrieren nur, dass mehr Fremde das Bild unserer Stadt prägen.
In einem Bekleidungsgeschäft in unserer Kleinstadt musste ich vor ca. 2 Jahren miterleben, wie herablassend eine ältere Frau mit Migrationshintergrund von der Kassiererin behandelt wurde. Mir stockte der Atem, ich glaubte nicht der Situation, die ich gerade erlebte. Ich wurde freundlich angesprochen, die alte Frau ganz einfach ignoriert. Es brauchte nur einen Funken Zivilcourage, den Wert der Ausländerin – auch vor weiteren Kunden – wiederherzustellen. Ich bat die Verkäuferin, die Kundin höflich zu bedienen und keine Ausnahmen zu machen zwischen deutscher und ausländischer Kundschaft. Meine Worte waren der Kassiererin sichtlich unangenehm und ich hoffte, dass diese Situation kein zweites Mal mehr vorkam.
Leider musste ich vor Tagen erleben, wie distanziert eine junge Muslima in einem anderen Bekleidungsgeschäft in unserer Stadt bedient wurde, die Kinderkleidung umtauschen wollte. Es fehlte nicht an Höflichkeit, es fehlte an Herzlichkeit, die vorherigen Kundinnen an der Kasse entgegengebracht wurde. Mit ein wenig Feingefühl erkennt man die Nuancen menschlichen Handelns. Diese junge Frau mit ihrem gebrochenen Deutsch wurde nach einem Cent gefragt, damit ihr volle Euros herausgegeben werden konnten. Sie begann nach ihrem Geldbeutel zu suchen. In dieser Zeit hatte ich schon einen Cent aus meinem Geldbeutel gefischt und auf den Tresen gelegt. Es war nur EIN Cent, aber die junge Frau drehte sich schier fassungslos um, war voller Dankbarkeit und voller Freude. Und ich glaube, sie wäre mir um den Hals gefallen, wenn sie sich nur getraut hätte. Ihre Dankbarkeit galt nicht dem Cent, den ich geopfert hatte, ihre Dankbarkeit galt meiner kleinen Geste der Mitmenschlichkeit, die mich nichts gekostet hatte.
In diesem Moment wurde mir bewusst, wie ungewöhnlich es für sie sein muss, Zuwendung von Menschen unseres Landes zu erhalten. Es war eine kleine Geste, EIN Cent, für den sich die meisten überhaupt nicht bücken würden, wenn sie ihn auf der Straße finden würden. Wir sind alle Botschafter unseres Landes, unserer Stadt, auch unserer Religion. Dieses warmherzige Lächeln und diese Freude, die mir die Augen dieser jungen Muslimin schenkten, kostete EINEN einzigen Cent und bedeutete für mich in diesem kurzen Moment DIE Welt.
Kulturen verbinden – gemeinsam kochen
„Die kürzeste Verbindung zweier Kulturen geht durch den Magen! Deutsch lernen und lehren beim gemeinsamen Kochen. Wenn Sie die Küche anderer Kulturen kennenlernen und eine Frau beim
Deutschlernen unterstützen möchten, melden Sie sich an!“ Das bietet das Frauenprogramm des Landkreises St. Wendel an. „Bei öffentlichen Terminen lernen sich Frauen aus verschiedenen Kulturen kennen und es finden sich Tandempartnerinnen. Diese Partnerinnen treffen sich abwechselnd in den eigenen Küchen, kochen und essen miteinander. In der deutschen Küche wird deutsch gekocht, in der arabischen wird arabisch gekocht.“
Wer bei diesem Programm mitmachen möchte, kann sich bei folgenden Frauen melden:
Ursula Weiland: u.weiland@lkwnd.de, (06851) 801-2070
Amina Sulaiman: aminakolko1973@gmail.com, 0159 022 310 58
Petra Scherschel: p.scherschel@caritas-wnd.de, 0176 100 34134
Isabelle Federkeil: mail@isabelle-federkeil.de, 0172 630 8655
Zur Kolumnistin
Liebe Leser*innen von wndn.de. Gerne stelle ich mich vor als neue freiberufliche Mitarbeiterin von wndn.de. Das Leben führte mich in den Beruf der Bankkauffrau, in die Betreuung von Jugendlichen im Rahmen der Jugendhilfe, in das Thema Gesundheit und in die Liebe zur Natur. Nebenberufliche Fortbildungen zur Gesundheitsberaterin IHK, Vitalstoffberaterin, Mineralstoffberaterin mit Schüßler-Salzen und Kosmetikerin erlauben mir, euch auch Tipps in Sachen Krankheitsprävention und Ernährung mitzugeben. Als waschechte St. Wendelerin freue ich mich, euch mit hinein in meine Gedankenwelt nehmen zu dürfen. Geplant sind regelmäßig Kolumnen, Tipps für unsere Natur und wer weiß, was mir ansonsten noch einfällt 🙂
Wie kam ich zum Schreiben? Ich erlebe Situationen mit Menschen oft sehr intensiv, so dass daraus kleine Geschichten entstehen, die ich über das Schreiben festhalten kann. Gerne möchte ich über meine Kolumnen zum Nachdenken anregen. Jeder erlebt das Leben anders und mit Sicherheit werden einige meiner Gedanken nicht die Eurigen sein. Aber genau das macht das Leben bunt! Ansonsten ist die Fotografie eine weitere Leidenschaft von mir.“