„Nein zu Gewalt an Frauen“: Vor dem Landratsamt in St. Wendel haben Landrat Udo Recktenwald, die Frauenbeauftragte des Landkreises St. Wendel Ursula Weiland und Thorsten Schmidt vom Deutschen Gewerkschaftsbund heute Morgen eine Fahne mit dieser Aufschrift gehisst. Es ist der Internationale Tag für die Beseitigung der Gewalt an Frauen, ein Anlass, gemeinsam Flagge zu zeigen, gemeinsam die Stimme zu erheben. Die Statistiken zeigen leider, dass es mehr als notwendig ist: Jeden dritten Tag stirbt eine Frau in Deutschland durch die Hand ihres Partners oder Ex-partners. Im Landkreis St. Wendel rückte die Polizei im vergangenen Jahr mehr als 150-mal wegen häuslicher Gewalt aus. Die Dunkelziffer von Fällen häuslicher Gewalt wird weitaus höher eingeschätzt.
Menschenrechts- und Frauenorganisationen fordern seit Jahren schärfere Gesetze. Den Rahmen hierfür liefert die Istanbul Konvention, das „Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen“ von 2011. Deutschland hat diesen Vertrag 2018 in Kraft gesetzt. Die saarländische Landesregierung werde in Bälde Stellen schaffen, die sich diesem Thema widmen. „Der Ausbau der Hilfestrukturen ist wichtig, doch ebenso bedeutend ist es, auf Prävention zu setzten“, ist Weiland überzeugt.
„Bereits in den Schulen müssten Kinder Konflikte friedlich lösen lernen und das Handwerkszeug zur eigenen Affektregulierung erhalten. Da nicht in jedem Elternhaus diese Fähigkeiten vermittelt werden können, werden soziale Kompetenzen immer stärker in der öffentlichen Erziehung wahrgenommen werden müssen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Gewaltschutz im Zusammenhang mit dem Umgangsrecht für gemeinsame Kinder. Das Familienrecht stellt das Sorgerecht des Täters häufig über den Schutz der Opfer. Da sehe ich dringenden gesetzgeberischen Handlungsbedarf und Unterstützung der Familiengerichte bei der Umsetzung.“
Im Saarland wurden im vergangenen Jahr 2.566 Straftaten zur häuslichen Gewalt registriert. Das sind 173 weniger als 2020. Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung 2021: 51, davon 50 weibliche Opfer. Im Bereich „Vergewaltigung/sexuelle Übergriffe wurden 23 Frauen Opfer. Im Bereich Bedrohung sind 17,6 Prozent der Opfer männlich, 82,4 Prozent weiblich, im Bereich der Nachstellung (Stalking) wurden 7,8 % männliche Opfer und 92,2% weibliche Opfer gezählt.
Im Saarland können sich Gewaltbetroffene an verschiedene Gewaltschutzorganisationen und Beratungsstellen wenden:
Bundesweites Hilfetelefon in 18 Sprachen: Tel. (08000) 116016, Frauennotruf für Opfer sexualisierter Gewalt/Beratung und Prozessbegleitung: Tel. (0681) 36767. Hilfe und Unterstützung gibt es auch bei jeder Polizeidienststelle.
Ein Handzeichen, das Leben retten kann: Das „Signal for Help“ – wie es geht und wem es dient.