Die alte Bundesregierung plante eine Reform der Steuerklassen, die ab 2030 in Kraft treten sollte. Aber daraus wurde nichts. Das Ehegattensplitting bleibt unangetastet.
Aber das Ehegattensplitting ist längst aus der Zeit gefallen. Es bevorzugt Paare mit einem hohen Einkommensunterschied – meist der klassische Fall: ein gutverdienender Mann, eine Frau in Teilzeit oder ohne Erwerbstätigkeit. Die steuerliche Begünstigung dieser Konstellation wirkt wie ein Anreiz gegen gleichberechtigte Erwerbsarbeit. Es ist ein Modell aus der Nachkriegszeit, das modernen Familienrealitäten nicht mehr gerecht wird – insbesondere nicht denjenigen, die Kinder großziehen.
Dabei wäre eine echte Reform dringend nötig. Wer Kinder erzieht, übernimmt die gesellschaftlich wichtigste Aufgabe. Diese Leistung verdient mehr als symbolische Anerkennung an einem Tag im Mai. Sie verdient strukturelle Entlastung.
Ein Vorschlag, der weit über die Reformideen hinausgeht, wäre: Mütter mit mindestens einem Kind lebenslang von der Einkommensteuer zu befreien. Das wäre ein Paradigmenwechsel – und ein klares Signal dafür, dass die Arbeit der Erziehung als Beitrag zum Gemeinwohl endlich den Stellenwert bekommt, den sie verdient. Gleichzeitig sollte das Ehegattensplitting abgeschafft werden. Steuerliche Entlastung sollte sich an individueller Leistung und familiärer Verantwortung orientieren – nicht am Trauschein.
Statt eines halbherzigen Reförmchens braucht es Mut zur Umgestaltung. Mütter steuerfrei stellen – das wäre ein tolles Muttertagsgeschenk.
Die Kolumne spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider.