Es war ein sonniger Morgen auf dem Weg zur Arbeit. Mit dabei hatte ich Max, unseren geliebten Hund, der in seiner Hundebox im Kofferraum saß. Mir war das Privileg eingeräumt worden, Max mit ins Büro zu bringen.
Ich liebe es, Auto zu fahren, gute Musik dabei zu hören und Gedanken nachzuhängen. Zeit für mich! Und wenn das Autoradio mir Songs vorspielt, die ich so wirklich mag, bin ich bester Laune. Wenn ich aber über viele Kilometer hinweg kein einziges gutes Lied höre, nagt dies an meiner Stimmung. Und so war es an diesem Morgen, ich war genervt vom Gequassel verschiedener Sender und Musik, die ich nicht mochte.
Plötzlich hörte ich in mir „Bete“ und erhielt den gleichzeitigen Impuls, das Radio abzuschalten. Beten gehört zu meinem Leben, seit ich Kind bin. Aber die gute Christin, die bereits morgens den Tag mit einem Gebet beginnt, bevor sie sich in die alltäglichen Pflichten „stürzt“, bin ich (noch) nicht, obwohl ich davon überzeugt bin, dass man einen Tag nicht besser beginnen kann.
Ich muss zugeben, dass ich etwas irritiert war von dieser ungewöhnlichen Aufforderung. Aber ich tat, was ich in mir vernahm und betete, als ich durch Wiebelskirchen Richtung Wellesweiler fuhr. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es 9:45 Uhr war und ich pünktlich an meinem Arbeitsplatz sein würde. So bog ich Ortsausgang Wiebelskichen ab und befuhr die Rombach, die nach ca. 200 m stark ansteigend mehrspurig durch ein Waldstück führt.
Meine große Angst ist immer, in der Dunkelheit durch Waldgebiete zu fahren und ein Tier zu verletzen oder totzufahren. Aber morgens gegen 10 Uhr hatte ich diese Bedenken noch nie. Und doch passierte es. Ein Reh kam aus den Büschen direkt vor mein Auto gesprungen. Und als diesem ein zweites folgte, schoss mir in Millisekunden durch den Kopf, dass ich zumindest das hintere Tier erwischen würde, während ich gleichzeitig das Lenkrad nach links riss und eine Vollbremsung durchführte. Es krachte laut und überrascht sah ich, dass die beiden Rehe unversehrt die andere Seite der Straße erreichten. Mein Hund Max – der nachfolgende Lieferwagen ist aufgefahren!? Ich stieg panisch aus meinem Fahrzeug und war endlos erleichtert, als ich sah, dass der Lieferwagen ca. 20 cm hinter meinem Auto zum Stehen gebracht worden war. Ein Wunder! Doch wo kam der laute Knall her, den ich gehört hatte? Ein weiterer Lieferwagen war voll in das Heck des mir folgenden Fahrzeuges gefahren.
Oh, mein Gott! War ich schuldig? Hätte ich nicht wegen der Rehe bremsen dürfen? Was kommt auf mich zu? Ich fühlte mich innerlich völlig aufgewühlt aufgrund des Unfalls, der Gedanken an die Schuldfrage, die anteilige Übernahme von Kosten und etwaige gerichtliche Auseinandersetzungen? Die Polizei wurde gerufen.
Zu meiner großen Überraschung erlaubte mir ein Polizist, mich vom Unfallort zu entfernen. Er klärte mich sofort darüber auf, dass die Schuld alleinig beim Fahrer des zweiten Lieferwagens lag, der den vorgeschriebenen Mindestabstand nicht eingehalten hatte. Ich durfte weiterfahren und wurde nie mehr wegen des Unfalls kontaktiert. Beide Fahrzeuge hinter mir mussten wegen Totalschadens abgeschleppt werden.
Meine Gedanken kehrten während der Weiterfahrt zurück zu meinem Erlebnis, der inneren Aufforderung zu beten. Ich kam völlig unbeschadet aus der Situation. Den Rehen, meinem Hund und unserem Auto war nichts passiert. „Das war Zufall“, wird ein Atheist sagen. Ich jedoch frage mich: hatte mich das Gebet beschützt? Wer gab mir den Impuls zu beten? Nie zuvor hatte ich eine so direkte Aufforderung in mir vernommen. Und doch gab es etliche Situationen, die mich auch noch im Nachhinein zum Staunen bringen und denen immer ähnliche, wenn auch leise, Impulse vorausgingen. Und jedes Mal war mir auf wundersame Weise geholfen worden, wenn ich solchen Eingebungen im Vertrauen folgte.
Instinkte von Tieren warnen diese oft wie Seismografen vor Naturkatastrophen. Aber kein Tier kann spüren, dass zwei Minuten nach einem Gebet ein Unfall passieren wird.
Das berühmte Bauchgefühl muss irgendwo herrühren. Wir feiern an diesem Wochenende Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes. Wir alle erhalten Impulse, umso mehr, je mehr wir uns dafür öffnen und darum bitten. Niemand ist privilegiert, göttliche Impulse empfangen zu dürfen.
Das Leben kann sehr chaotisch sein. Unsere Welt ist voller Probleme und führt zu Unsicherheiten und Ängsten. Unser christlicher Glaube kann nicht mit dem Verstand erfasst, sondern muss erfahren werden. Das Gebet ist der Türöffner.
Der Glaube an den Materialismus scheint den Glauben an das Dasein einer höheren Macht weitgehend abgelöst zu haben. Wir wollen Macher sein, Regisseure unseres Lebens. Sind wir das? Angesichts größter Not besinnen sich Menschen oft wieder ihres Glaubens und beginnen zu beten. Nicht alle Wünsche erfüllen sich, den größeren Sinn können wir nicht immer verstehen. Aber allein der Gedanke, dass es einen größeren Sinn für unser Dasein gibt, schenkt Hoffnung und Stärke, die zu spüren sind.
Das größte Geschenk, das wir erfahren können, sind nicht beruflicher Erfolg, Vermögen, Ruhm und Ansehen, denn sie sind kein Garant für Glück und inneren Frieden. Das größte Geschenk ist der innere Frieden. Bibel Joh. 14,27: Jesus sagt zu seinen Jüngern: „Zum Abschied gebe ich euch den Frieden, meinen Frieden, nicht den Frieden, den die Welt gibt. Erschreckt nicht, habt keine Angst!“