
Die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen haben sich mit den Sustainable Development Goals (SDG) – zu mehr Klimaschutz verpflichtet. Der globale Temperaturanstieg soll auf 1,5 Grad begrenzt, die Widerstandsfähigkeit gegenüber klimabedingten Naturkatastrophen erhöht und die Staaten bei der Erreichung von Klimaschutzzielen unterstützt werden. Schon 1972 haben sich die Vereinten Nationen mit ihrem Umweltprogramm UNEP für ein ressourcenschonendes Handeln im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens eingesetzt.
In der Bundesrepublik Deutschland besteht seit 2019 ein Klimaschutzgesetz (Novellierung 2021), mit dem die Einhaltung der EU- und bundesweiten Klimaschutzziele garantiert werden soll: Bis 2030 sollen die CO2-Emissionen um 65 Prozent reduziert und bis 2045 die Klimaneutralität erreicht werden.
Zu den Umsetzungsmaßnahmen zählen unter anderem:
- die Bepreisung von CO2 im Verkehrs- und Wärmesektor
- die Auflegung klimafreundlicher Förderprogramme
- die Gestaltung eines ordnungsrechtlichen Rahmens im Bausektor
- die steuerliche Bevorteilung energetischer Sanierungsmaßnahmen
- Windkraftausbau
- Solarausbau
- die Erneuerung von Öl- und Gasheizungen
- die Förderung der Elektromobilität und der dazugehörige Ausbau der Ladeinfrastruktur
Auf kommunaler Ebene hat sich der Landkreis St. Wendel im Jahr 2011 mit der Initiative „Null-Emission Landkreis St. Wendel“ auf den Weg zur Klimaneutralität gemacht.
Die Initiative verfolgt dabei drei Ziele:
- Klimaschutz durch Reduzierung von Treibhausgasemissionen
- einen ländlichen Energiemix mit regionaler Wertschöpfung
- und Förderung von Akzeptanz und Teilhabe an der Energiewende.
Bei den formulierten Klimaschutzvisionen und -zielen stellt sich natürlich auch die Frage:
Was kostet das alles und wer soll das überhaupt bezahlen?
Die Studie „Der Wendepunkt – Wie Deutschland vom Kampf gegen den Klimawandel profitieren kann“ des Deloitte Economics Institute zäumt diese Frage von hinten auf:
In dieser Studie werden die Opportunitätskosten (Alternativkosten) in den Mittelpunkt gerückt, die ohne Klimaschutzanstrengungen entstehen würden. In einer Rechnung nach dem D.Climate-Modell würde ohne Klimaschutzmaßnahmen und -investitionen eine Erderwärmung von 3 Grad entstehen.
Eine derartige Erderwärmung würde zu Hitzestress, Naturkatastrophen, Schädigung des Kapitalstocks, Gesundheitsbelastungen und sinkenden Einnahmen führen. Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit würde sich bis zum Jahr 2070 um 730 Milliarden Euro reduzieren, mit steigender Tendenz gegen Ende der Untersuchungsperiode. Die Anzahl der verfügbaren Arbeitsplätze in Deutschland würde bis zum Jahr 2070 auch um fast eine halbe Million gesunken sein.
Das Projekt „die Debatte“ führt im Artikel „Kosten des Klimawandels – Das war die Debatte“ die Kostenbereiche für unsere Verkehrsinfrastruktur auf:
Spurenrinnen im Asphalt, Risse im Beton, Schienenverformungen, Überflutungen sämtlicher Infrastruktur, sturmbedingte Schäden an Leistungsmasten und vieles mehr.
Auch die gesundheitlichen Folgeschäden sind nicht unbeträchtlich.
Beispielsweise würde die USA mit Erreichung des 2 Grad-Ziels 163 Billionen US-Dollar einsparen, da die Ernteerträge und das durchschnittliche Gesundheitsniveau höher wären (Quelle: Temporal and spatial distribution of health, labor, and crop benefits of climate change mitigation in the United States).
Werden nun auch noch die Kosten des Energie- und Verkehrssektors hinzugezogen, sind die Argumente eindeutig:
Nach einer Gemeinschaftsuntersuchung aus dem Jahr 2020 von Prognos AG, Fraunhofer ISI, GWS und iinas verdreifachen die Kosten für Rohöl und Erdgas bis zum Jahr 2050. Diese Zahlen entstanden vor dem Ukraine-Krieg, dessen Verlauf aller Voraussicht nach zu keiner gegenteiligen Entwicklung führen wird.
Die Zusammenführung aller Zahlen zeigt, dass die Nachteile des Nichtstuns überwiegen.
Deswegen ist Klimaschutz kein blanker Idealismus, sondern ein entscheidender Kostenfaktor. Dieser volkswirtschaftliche Kostenfaktor wird umso größer, je länger Klimaschutzmaßnahmen aufgeschoben und Klimaschutzziele verfehlt werden.
Eine zielgerichtete Investition in eine nachhaltige und klimafreundliche Zukunft hilft also unser aller Geldbeutel.