Wohnraumbedarfsanalyse für St. Wendel scheitert an Mehrheit

Die Wendelinusbasilika, im VOlksmund auch "der St. Wendeler Dom" genannt
Die Wendelinusbasilika in St. Wendel (Foto: Anton Didas)

Die SPD-Fraktion im St. Wendeler Stadtrat sieht ihre Forderung nach einer Wohnraumbedarfsanalyse bestätigt durch das bereits 2017 beschlossene Stadtentwicklungskonzept. In der Junisitzung war der entsprechende Antrag der Sozialdemokraten von CDU, ProWND, FDP und AfD abgelehnt worden.

Die Sozialdemokraten wollten erreichen, dass die Stadtverwaltung eine detaillierte Untersuchung des Wohnraumbedarfs in Auftrag gibt. Diese sollte verschiedene Wohnformen von altersgerechtem Wohnen bis zu Familienwohnungen erfassen und die demografische Entwicklung berücksichtigen. Zusätzlich sollten ein Leerstandskataster, eine aktualisierte Bauinteressentenliste und eine vollständige Baulückenbilanz erstellt werden. Nach Angaben der SPD liegen der Verwaltung diese Grundlagen derzeit nicht vor.

Statt der geforderten Analyse setzte sich die CDU-Fraktion für eine Fortschreibung des Stadtentwicklungskonzepts (SEKO) aus dem Jahr 2017 ein. SPD-Fraktionschef Marc André Müller stimmte dieser Fortschreibung zu, betonte jedoch die unterschiedliche Ausrichtung beider Instrumente: „Wir haben der Fortschreibung des SEKO selbstverständlich zugestimmt. Dennoch ist völlig klar, dass ein SEKO in seiner Tiefe und Methodik nicht mit einer spezifischen Wohnraumbedarfsanalyse zu vergleichen ist.“

Das sieben Jahre alte Stadtentwicklungskonzept enthält bereits deutliche Warnungen vor der damaligen Leerstandsproblematik. 2017 standen stadtweite 350 Wohngebäude leer, davon 137 in der Kernstadt. Dies entsprach 5,1 Prozent aller Gebäude und lag damit deutlich über dem saarländischen Durchschnitt von 2,5 bis 3 Prozent. Das beauftragte Planungsbüro Kernplan warnte damals eindringlich: „Die Leerstandsproblematik sollte nicht unterschätzt werden, vor allem in der Kernstadt.“

Zusätzlich zu den Leerständen identifizierte die Analyse weitere 1.131 Gebäude mit ausschließlich älteren Bewohnern ab 70 Jahren. Das Konzept empfahl bereits damals eine Konzentration auf Innenentwicklung und Sanierung alter Bausubstanz statt weiterer Flächenversiegelung.

Marc André Müller kritisiert die aktuelle Haltung der anderen Fraktionen scharf: „Wer heute gegen eine Wohnraumbedarfsanalyse, Leerstandsmanagement und vorausschauende Planung stimmt, handelt konkret gegen die Empfehlungen und Beschlüsse, auf die sich der Stadtrat schon 2017 einstimmig verständigt hat.“ Besonders ärgerte ihn der Vorwurf der Vergesslichkeit durch CDU-Fraktionschef Sebastian Schorr: „Dass dann in der jüngsten Stadtratssitzung ausgerechnet der CDU-Fraktionsvorsitzende Sebastian Schorr uns mit Blick auf das SEKO vorwarf, vergesslich zu sein, schlägt aber dem Fass den Boden aus!“

Das ursprüngliche Stadtentwicklungskonzept warnte bereits vor den finanziellen Folgen ungezügelter Außenentwicklung. Die Erschließung neuer Siedlungsbereiche verursache nicht nur Erstellungskosten, sondern dauerhafte Folgekosten für Unterhaltung und Sanierung der Infrastruktur. Gleichzeitig würden den Ortskernen Nachfragepotenziale entzogen und Verödungsprozesse verstärkt.

Zur Lösung der Wohnraumprobleme empfahl das Konzept bereits 2017: „Um den Bedarf an zusätzlichen Wohneinheiten bis 2025 in der Kernstadt (…) decken zu können, sollten möglichst auch leerstehende Wohngebäude revitalisiert werden.“ Große Erschließungen auf der grünen Wiese gehörten angesichts der Bevölkerungsentwicklung der Vergangenheit an.

Die SPD sieht sich durch diese Aussagen in ihrer aktuellen Forderung nach einer detaillierten Wohnraumbedarfsanalyse bestätigt. Das vollständige Stadtentwicklungskonzept ist unter https://2024.sankt-wendel.de/wp-content/uploads/2024/05/SEKO.pdf einsehbar.

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