Freisen ist mit rund 8.200 Einwohnern die nordöstlichste Kommune im St. Wendeler Land. Der Ortsteil Freisen gehört mit knapp 3.000 Einwohnern zu den größten Dörfern der Region und stellt mit seinen Einkaufsmärkten und dem Sitz der Gemeindeverwaltung das Zentrum dar. Mit dem Werk der DST in Schwarzerden und dem Werk von Hörmann in Freisen ist sie auch ein bedeutender Industriestandort. Im Frühjahr 2012 wurde Karl-Josef Scheer zum Bürgermeister von Freisen gewählt. Der SPD-Mann ist somit der erste sozialdemokratische Verwaltungschef in der ehemaligen CDU-Hochburg.
wndn.de: Herr Scheer, sie sind der erste SPD-Bürgermeister der Gemeinde Freisen. Ist es ein gutes Gefühl, in einer „CDU-Hochburg“ gewonnen zu haben?
Karl-Josef Scheer: Als Bürgermeister sollte man politisch neutral sein. Ich möchte nur so viel sagen: Hochburgen gibt es in der heutigen Zeit nicht mehr. Die Bürgermeisterwahl ist und bleibt eine Personenwahl. Wenn die Person überzeugt, dann wird sie auch gewählt. Deshalb sollte man ehrliche Politik machen und die Menschen mitnehmen.
wndn.de: Was konnten Sie in den letzten vier Jahren bewegen?
Karl-Josef Scheer: Vieles! Wir konnten unser jährliches Haushaltsdefizit seit meinem Amtsantritt um knapp eine Million Euro senken. Das ist in meinen Augen ein großer Erfolg. Auch im Bereich der erneuerbaren Energien bewegten wir einiges. Durch die Gründung des Gemeindewerkes GNEE (Gesellschaft zur Nutzung erneuerbarer Energien) haben wir nunmehr auch die Möglichkeit uns am Betrieb von Windkraftanlagen zu beteiligen. So haben wir auch beispielsweise ein Blockheizkraftwerk in unserem Schwimmbad installiert und senkten dadurch die Energiekosten jährlich um rund 50.000 Euro. Stolz bin ich auf die Asphaltkolonne unseres Bauhofes, die kleinere Reparaturen an unseren Straßen selbst durchführt und so erhebliche Kosten einspart.
Es freut mich auch, dass wir mit unserer Veranstaltungsreihe „Live im Sitzungsaal“ schon viele Events durchführen konnten, die von unseren Bürgerinnen und Bürgern gut angenommen werden. Wir haben vieles getan, aber auch noch viel vor uns.
wndn.de: Wo sehen Sie die Stärken Ihrer Gemeinde?
Karl-Josef Scheer: Ganz klar der Zusammenhalt! Bei uns arbeiten Verwaltung, Vereine, Unternehmen und Initiativen Hand in Hand und sachorientiert zusammen. So konnten wir beispielsweise die 155 Flüchtlinge, die uns zugeteilt wurden, gut ins Gemeindeleben integrieren.
wndn.de: Was sind die größten Projekte in Freisen in den nächsten Jahren?
Karl-Josef Scheer: Wir müssen unsere Infrastruktur erhalten. Diese ist in die Jahre gekommen und bedarf dringender Sanierung. Es ist kein Platz mehr für große „Denkmäler“. Geschaffenes erhalten und gleichzeitig die Folgekosten von Investitionen senken, steht bei uns im Fokus.
wndn.de: Könnte man Freisen in Zukunft touristisch noch stärker vermarkten?
Karl-Josef Scheer: Mit unserem Wildpark, dem Fritz-Wunderlich-Rad- und Wanderweg, dem Achatweg und den Freisener Energietouren können wir den Besucherinnen und Besuchern ja schon einiges bieten. Aber wir wollen weitermachen. Ich würde mir einen Radweg auf der alten Bahntrasse von Freisen in Richtung Bostalsee und Nonnweiler wünschen. Dadurch könnte man das Pfälzer Musikantenland optimal mit dem St. Wendeler Land verbinden. Auch unser Fotoclub, der immer wieder Preise gewinnt, wird zukünftig noch stärker in die Vermarktung der Region eingebunden. Größere Investitionen hingegen, wie ein Hotel oder der Weiselbergpark, sind sicherlich nur mit privaten Investoren umsetzbar.
wndn.de: Wie sehen Sie das Thema „interkommunale Zusammenarbeit“ auf Kreisebene?
Karl-Josef Scheer: Ganz kurz: Alles was dem Wohl unserer Gemeinde dient, ist sinnvoll. Alles andere besprechen wir mit den Kreisgemeinden, der Stadt und dem Landkreis.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führten Michael Scholl und Tobias Scheid.
Persönliches:
Karl-Josef Scheer (SPD) wurde im Mai 2012 zum Bürgermeister von Freisen gewählt. Der 55-jährige Diplom-Verwaltungswirt leitete zuvor den zentralen Betriebshof der Kreisstadt Neunkirchen. Vor seiner Tätigkeit als Bürgermeister war er acht Jahre Ortsvorsteher von Oberkirchen und Mitglied des Gemeinderates seiner Heimatkommune.
Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er ist ein Familienmensch und mit seiner Heimat sehr verbunden. Soweit es seine Freizeit zulässt, erholt er sich mit Familie und Freunden beim Skifahren und Wandern.