Es scheint etwas, als hätte man sie aus den Augen verloren, die Frage nach dem zukünftigen Standort der Nikolaus-Obertreis-Schule in St. Wendel. Die letzte Beratung in den Gremien des Stadtrats fand Anfang Dezember 2020 statt, wobei sich einzig die SPD inhaltlich äußerte. Ende Februar soll das wichtige Thema wieder auf die Tagesordnung kommen. Daher fordert die SPD nun, dass die Angelegenheit mit dem nötigen Nachdruck und der gebührlichen Dringlichkeit verfolgt wird.
„Der Bürgermeister muss dafür sorgen, dass nicht noch mehr wertvolle Zeit verloren geht. Schon das Gutachten zur Standortuntersuchung kam fast ein Jahr später als von ihm angekündigt. Seit es vorliegt, ist wieder fast ein dreiviertel Jahr vergangen“, erklärt der bildungspolitische Sprecher der SPD, Marc André Müller. Außerdem hofft die SPD auf eine Diskussion in öffentlicher Präsenzsitzung. „Die Frage, wo St. Wendels größte Grundschule mit über 300 Schülern künftig angesiedelt sein wird, bewegt viele Bürgerinnen und Bürger, nicht erst seit wir die öffentliche Diskussion über den maroden Zustand der Schule auf unserem Neujahrsempfang 2019 und in der Presse angestoßen haben“, meint Marc André Müller, „daher sollte die Öffentlichkeit die weitere Debatte und Abstimmung auch live mitverfolgen können!“. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Bürgermeister und sein erster Beigeordneter den Standort Missionshaus als künftigen Grundschulstandort bevorzugen, die SPD lehnt diesen Standort ab.
Aus diesem Grund fordert die SPD, dass der Bürgermeister dem Stadtrat endlich einen Teil der noch fehlenden Zahlen für den Standort Missionshaus vorlegen soll. „Bereits im Sommer 2020 hat die Stadtverwaltung Kostenschätzungen für die unterschiedlichen Standorte in der Presse veröffentlichen lassen, wobei der Standort Missionshaus auf den ersten Blick als die günstigste Variante erschien“, erklärt Marc André Müller. Diese Zahl ist in den Augen der SPD aber schön gerechnet und irreführend, denn in der Kalkulation seien einige Zahlen noch gar nicht berücksichtigt gewesen. „Bis heute ist dem Stadtrat noch völlig unbekannt, ob das Missionshausgebäude von den Steyler Missionaren durch die Stadt gekauft oder gepachtet werden soll und welchen Kosten hier tatsächlich entstehen. Es wäre wichtig, dass diese Zahlen den Ratsmitgliedern deutlich vor der nächsten Beratung vorgelegt werden“, fordert Müller daher.
Bekannt sei lediglich, dass der Gutachterausschuss den Wert des Schulgebäudes und des umliegenden Geländes auf knapp 2 Millionen Euro taxiert habe. Eine Übereinkunft zwischen Orden und Stadtverwaltung lag im Dezember aber noch nicht vor. Weiterhin offenbare das vom Stadtrat in Auftrag gegebene Gutachten, dass man die tatsächlichen Umbaukosten für die Einhaltung des Brandschutzes erst dann ermitteln könne, wenn man das Gewölbe geöffnet hat – also wohl erst nach einer Entscheidung für den Standort. Hier könnten immense Mehrkosten entstehen, die heute noch nicht abzuschätzen sind. Beim Standort Missionshaus müsse man zudem langfristige Wirtschaftlichkeit, Ökologie und Nachhaltigkeit infrage stellen. Denn da das Gebäude laut Unterlagen der Stadt unter Denkmalschutz steht, ist eine Wärmedämmung nur sehr aufwändig und mit gleichzeitigem Einbau einer kostspieligen Lüftungsanlage möglich. Daher sehen die Pläne für den Fall einer Entscheidung pro Missionshaus vor, auf eine Dämmung zu verzichten und statt einer Erdwärmepumpe eine Brennstoffheizung einzubauen.
Bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung geht das vorliegende Gutachten von einem Zeitraum von 15 Jahren aus. Die hohen Heizkosten und notwendige Folgesanierungen in den Jahren danach wurden in der Kalkulation nicht berücksichtigt. „Darüber, dass wir bei diesem Projekt, das so oder so einen zweistelligen Millionenbetrag kosten wird, langfristig und nachhaltig planen sollten, besteht aber hoffentlich Kosens“, meint Müller. Alleine schon aus diesen Gründen plädiert die SPD weiterhin für einen Neubau der Schule an anderem Standort oder alternativ Sanierung der ehemaligen St.Annenschule/Wingertschule in Alsfassen.