Kolumne

Warum sich eine Berufsausbildung lohnt – Kolumne von Julian Schneider

Julian Schneider erklärt, warum sich eine Berufsausbildung lohnt

Der Berufsbildungsbericht 2022 des Bundesinstitut für Berufsbildung zeigt, dass die Anzahl unbesetzter Ausbildungsstellen im Jahr 2021 bei 63.176 lag. Die Bundesagentur für Arbeit hat für das Berichtsjahr 2020/21 offengelegt, dass auf 522.867 gemeldete Bewerbungsstellen 433.543 gemeldete Bewerber folgten (Betrachtungszeitraum 10/2020-09/2021). Im August 2022 kamen im Landkreis St. Wendel auf 255 unbesetzte Ausbildungsstellen insgesamt nur 75 Bewerber. Angebot und Nachfrage im deutschen Ausbildungsmarkt stimmen nicht immer überein.

Zunächst einmal ist es eine sehr positive Entwicklung, dass den jungen Menschen ein breites Potpourri an Berufsausbildungen zur Verfügung steht: In Deutschland gibt es ca. 300 verschiedene Ausbildungsberufe. Hierzu zählen Klassiker wie Kaufmann/ Kauffrau für Büromanagement, Industriekaufmann/ -kauffrau, Kfz-Mechatroniker, Friseur oder Elektroniker. Es gibt auch Exoten wie die Ausbildung zum Bierbrauer, zum Gamedesigner, zur Fachkraft für Speiseeis, zum Maskenbildner, zum Schädlingsbekämpfer, zum Graveur und vieles mehr. Dass bei dieser Fülle an Chancen bestimmte Angebote ungenutzt bleiben, liegt auf der Hand. Doch der Azubimangel greift tiefer und liegt unter strukturellen Herausforderungen begraben. Der demografische Wandel ist ein vielzitiertes Argument, dessen Wirkung nicht wegdiskutiert werden kann. In Deutschland ist heutzutage jede zweite Person älter als 45 Jahre und jede fünfte Person älter als 66 Jahre (Quelle: Statistisches Bundesamt). Die Geburtenrate in Deutschland ist von 1964 mit 2,54 Kindern pro Frau auf 1,53 Kinder pro Frau im Jahr 2020 gesunken (Quellen: Weltbank, Statistisches Bundesamt). Im Jahr 2021 ist die Geburtenrate erstmal wieder auf 1,58 Kinder pro Frau angestiegen (ein Hoch auf die Corona-Babys!). Doch insgesamt führen diese Entwicklungen weiterhin dazu, dass der Azubimangel zunimmt. Kann sich aus dieser allgemeingesellschaftlichen Lage für junge Menschen eine echte Chance ergeben? Was spricht für den Weg einer Ausbildung?

Junge Menschen in Ausbildung erlangen sehr früh die Möglichkeit, sich ein unabhängiges Leben aufzubauen. Sie legen mit einer Ausbildung ein starkes Fundament für ihre Zukunft, auf dem sie jederzeit aufbauen können. Die Weiterbildungsmöglichkeiten sind inzwischen unerschöpflich und an vielen Stellen von überall aus nutzbar. Die digitalen Weiterbildungsmöglichkeiten eröffnen vollkommen neue Horizonte am Bildungsmarkt. Nach einer Ausbildung stehen die Türen offen – egal ob zum Meister, Techniker, Betriebswirt, Studium oder in die Selbstständigkeit. Die Entscheidung für eine Berufsausbildung ist also keine Entscheidung gegen ein Studium. Nach der Berufsausbildung sind einem keine Grenzen gesetzt. Im Übrigen erkennen und schätzen Personalverantwortliche von Unternehmen eine vorangegangene Ausbildung des Bewerbers. Dieser verfügt über direkte Erfahrungen an der Basis und kennt die alltäglichen Herausforderungen vor Ort.

Zu häufig wird eine Berufsausbildung abgelehnt, weil ein Studium verlockender klingt. Doch was ist schon ein mittelklassiger BWLer im Vergleich zu einem für sein Handwerk brennender Tischler mit stetiger Weiterentwicklung? Egal, wie die eigene Entscheidung ausfällt: Der junge Mensch sollte seinem Interesse folgen. Das zahlt sich mehr aus als ein statistisch besseres Einstiegsgehalt.

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