Mauritius Choriol, der langjährige Abt des Benediktinerklosters Tholey, ist am Mittwoch im Alter von 65 Jahren gestorben. Über 17 Jahre hinweg hatte er die Leitung der Abtei inne und prägte das klösterliche Leben entscheidend mit.
Choriol, mit bürgerlichem Namen Alain Choriol, verstarb im Krankenhaus St. Wendel an den Folgen eines Herzinfarkts, im Beisein seiner Ordensbrüder.
Geboren wurde er 1959 in der Nähe von Straßburg. Bevor er 1983 in den Benediktinerorden eintrat, arbeitete er als Koch in Luxemburg und Frankreich – eine Tätigkeit, der er auch im Kloster weiterhin nachging, indem er regelmäßig die Gemeinschaft und Gäste bekochte.
Nach dem Rücktritt seines Vorgängers übernahm er vor 17 Jahren die Leitung der Abtei. In seine Amtszeit fiel unter anderem die umfassende Renovierung des Klostergebäudes sowie die Installation der Glasfenster des Künstlers Gerhard Richter.
Die Trauerfeier wird in etwa zwei Wochen in Tholey stattfinden. Sie wird vom Trierer Bischof Stephan Ackermann sowie dem Abtpräses der Benediktiner geleitet.
Bis zur Wahl eines neuen Abtes übernimmt Prior Pater Wendelinus kommissarisch die Leitung der Abtei. Derzeit leben zwölf Mönche in der Gemeinschaft.
„Wir sind schockiert und unendlich traurig, dass Abt Mauritius so plötzlich aus dem Leben gerissen wurde. Dem gesamten Konvent sowie den Angehörigen möchte ich im Namen der gesamten Gemeinde Tholey unser aller Anteilnahme aussprechen“, reagiert der Tholeyer Bürgermeister Andreas Maldener
Landrat Udo Recktenwald: „Er hat die Abtei durch wirtschaftliche schwere Zeiten geführt und ihr neues Leben eingehaucht. Mit seinem Namen eng verbunden bleibt die umfangreiche, durch einen privaten Mäzen ermöglichte Sanierung der Abtei. Damit verbunden ist die weltweit beachtete Ausstattung der Abtei mit modernen Glasfenstern von Gerhard Richter und von Mahbuba Maqusoodi im Jahr 2020. Dies hat den Ruf der Abtei als spirituelles und kulturelles Zentrum verstärkt und sie zu einem außergewöhnlichen Anziehungspunkt für Kunstliebhaber und Pilger aus aller Welt gemacht. Auch dank der beeindruckenden Gartenanlage, dem Gästehaus, der Imkerei, der vielfältigen Veranstaltungen und des von der Gemeinde ergänzend betriebenen touristischen Angebotes ist die Abtei unter Leitung von Abt Mauritius zu einem lebendigen und weltoffenen Ort der Begegnung, Bewunderung und Bereicherung, aber auch zu einem Rückzugsort für Stille und Gebet geworden. Es ist eindrucksvoll gelungen, das monastische Leben der Mönche mit dem weltlichen Interesse der Pilger in Einklang zu bringen. Gerade in Zeiten gesellschaftlichen Wandels und Umbrüchen, gerade in Zeiten von Unsicherheit und Krisen ist die Abtei zu einem Anlaufpunkt für Menschen geworden, die den Sinn des Lebens erkunden und hier in Gebet, Einkehr und Stille Trost und Zuspruch finden.“
Lebenslauf von Abt Mauritius Choriol
Alain Choriol, der spätere Abt Mauritius, wurde am 22. November 1959 in Erstein im Elsass (Frankreich) geboren. Nach dem Schulabschluss absolvierte er von 1975 bis 1978 eine Ausbildung an der renommierten École Hôtelière de Strasbourg und arbeitete anschließend als Koch. Von 1978 bis 1981 leistete er seinen Militärdienst in Neukaledonien (Polynesien) ab. Seine Karriere in der Gastronomie führte ihn bis zum Sternekoch, ehe er 1984 seine Tätigkeit in der Küche beendete.
Im selben Jahr trat er in den Konvent der Benediktinerabtei St. Mauritius in Tholey ein. Zwischen 1989 und 1995 studierte er Theologie an den Universitäten Fribourg (Schweiz) und Salzburg. Am 23. September 1990 legte er die Feierliche Profess ab. Die Diakonenweihe empfing er am 7. Juli 1991, gefolgt von einem Pastoralkurs in Ruanda und Zaire. 1993 wurde er in der Abteikirche von Tholey zum Priester geweiht.
Ab 1998 übernahm Pater Mauritius das Amt des Cellerars (Wirtschaftsverwalters) der Abtei. Im Jahr 2002 erhielt er die deutsche Staatsbürgerschaft. 2007 wurde er zum Prior ernannt. Nach dem Rücktritt von Abt Makarios Hebler wurde er in den Jahren 2008 und 2011 jeweils zum Prior-Administrator und damit zum Leiter des Klosters gewählt.
Am 22. Juli 2014 wählte ihn der Konvent schließlich zum Abt der Abtei St. Mauritius Tholey.