Es gibt Frauen (natürlich auch Männer), die shoppen gehen, wenn sie frustriert oder mit ihrem Äußeren unzufrieden sind. Bei mir ist das anders. Wenn ich in den Spiegel schaue, mich nicht leiden kann, werde ich niemals shoppen – ich hab’s versucht. Was auch immer ich anziehe, es steht mir nicht. Gefährlich wird’s, wenn mein Spiegelbild mir sagt: „Hej, heute siehst du doch ganz passabel aus.“ Was auch immer ich überstreife – mega. Und da kann es schon einmal passieren, dass gleich drei Teile (wenn auch nie überteuert) in meiner Einkaufstüte verschwinden. Seltsam irgendwie – ziehe ich dieselben Stücke zu Hause noch einmal an, ist der Zauber schon verschwunden und ich denke, na, das Geld hättest du dir sparen können. Hinzu kommt: neue Klamotten müssen erst einmal in die Wäsche, erhöhen den Bügelberg, müssen im Schrank noch Platz finden und hängen dort dann zwischen den Mega-Teilen vom Vormonat, in der Hoffnung, dann auch irgendwann getragen und nicht vergessen zu werden. Eine andere „Frauenkrankheit“ ist der Kauf von Dekoartikeln. Schon wieder ein Teil mehr, das abgestaubt werden muss. Dekoläden, vollgestopft mit Deko, saisonbedingt immer im Wechsel, finden sich in jedem Shopping Center. Und sehen wir uns genauer an, wo die Produkte herkommen, so wird man zu einem überwiegenden Prozentsatz wohl China als Ursprungsland finden.
Ich schaue mir die Welt an, all die Probleme, mit denen wir uns derzeit konfrontiert sehen. Ich schaue hin, wo ich mit dazu beitrage, dass Ressourcen unnötig verbraucht werden. Denn „Hand auf’s Herz“ – ich werde nicht wie eine Dame aus dem vergangenen Jahrhundert herumlaufen, wenn ich mir einmal eine Saison nichts kaufe.
Und dann ist da noch Thomas, der wirklich Thomas heißt. Thomas aus unserer Straße, der auf manche sicherlich etwas eigen wirkt. Wir treffen uns ca. alle 2 Monate auf einen Kaffee, denn wir kennen uns noch von Schulzeiten her. Thomas lebt in einem komplett von Efeu zugewachsenen Haus. Sowohl rundum als auch innendrin stecken sehr viel Liebe zum Detail und handwerkliches Geschick. Derzeit baut er auf seinem Grundstück einen Backofen aus Backsteinen in seiner Art des Perfektionismus. Es entsteht frei kreiert ein Prachtstück im gotischen Stil. Im vergangenen Jahr bereicherte er seinen Garten mittels eines großzügig angelegten Hochbeetes. Sein Garten ist ein botanisches Paradies, ein Idyll in unserer Straße, das aber wohl die wenigsten kennen, die Thomas nicht kennen.
Wenn ich Thomas besuche, kocht er das Kaffeewasser in einem alten Wasserkessel auf einem Küchenherd aus Omas Zeiten. Nichts Neues in der Wohnung, keine Spülmaschine, keine Kaffeemaschine, keine Heizung, kein Computer und kein Fernseher. Und wenn ich Thomas frage, wie es ihm geht, äußert er immer „bestens“ und dabei wirkt er zu 100 % authentisch.
Thomas wirkt eigen, denn er hat mit Sicherheit noch keine Shopping Mall betreten, man kennt seine Kleidung, die er trägt, wenn er durch die Straße zum Einkaufen geht. Die wenigsten kennen seine Geschichten, die er zu erzählen hat. Für mich ist er ein buddhistischer Christ oder ein christlicher Buddhist, weil beide Richtungen in sein Leben einfließen. Es ist sehr spannend, sich mit ihm zu unterhalten.
Ich bewundere Thomas. Sein ökologischer Fußabdruck ist verschwindend im Vergleich zu dem, den die meisten von uns Jahr für Jahr hinterlassen. Vielleicht denken manche über ihn, er sei in seiner Lebensweise rückständig, weil er aufgrund seines Konsumverzichtes nach außen hin einfach wirkt. Aber Thomas ist uns allen weit voraus, er dient als Vorbild für nachhaltiges Denken, das quasi schon wieder als Modeausdruck in aller Munde ist – so als sei es heutzutage hip, wenn man sich NACHHALTIG auf „die Stirn“ schreibt. So wird mit dem Slogan „nachhaltig“ das Konsumverhalten bereits wieder angekurbelt und schlechtes Gewissen beruhigt. Im Konsumdschungel ist kaum noch nachvollziehbar, welche Werbeversprechen glaubwürdig sind. Thomas hat dieses Problem nicht, er macht sein Innenleben nicht abhängig von materiellen Dingen und erliegt somit keinen falschen Werbeversprechen. Er lebt so nachhaltig, wie man einfach nur in unserer Zeit nachhaltig leben kann.
Statistisch gesehen verbrauchen wir global derzeit die Ressourcen von 1,75 Erden im Jahr – Tendenz steigend. Hierbei sind die Industrienationen traurige Spitzenreiter. Ein Umdenken ist unumgänglich und die Gebote zur Reduzierung von Energie und Rohstoffen sind ein Muss zum Erhalt unserer Erde für die nachfolgenden Generationen. Wir machen uns auch schuldig den Nationen gegenüber, die für die Verschwendung der Ressourcen und die Verschmutzung unseres Planeten überhaupt nicht verantwortlich sind, aber mit den Konsequenzen des Raubbaus leben müssen. Auch ich mache mich schuldig!!!
Hier ein paar Werte aus dem Internet: • Infografik: Die Welt ist nicht genug | Statista:
Die Weltbevölkerung verbraucht durchschnittlich jährlich die Ressourcen von derzeit 1,75 Erden. Quatar ist Spitzenreiter mit jährlich 9,02 Erden, die USA verbrauchen 5,13, Australien 4,48, Deutschland 2,95 und Indien mit seiner gigantisch hohen Einwohnerzahl lediglich 0,76 Erden.
Auch wenn es uns nicht gelingt, diszipliniert wie Thomas zu leben, können wir in vielen Lebensbereichen zum Einsparen von Ressourcen beitragen. Ob wir nun mit dem Fahrrad die Sonntagsbrötchen beim Bäcker kaufen, ob wir darauf achten, Online Shopping mit den bekannten Negativfolgen zu reduzieren, heimische Produkte zu kaufen und damit gleichzeitig die Erzeuger in unserer Region unterstützen sowie durch die Einsparung von Transportwegen zur CO2 Reduktion beitragen, dies sind Beispiele, wie wir schon im Kleinen unseren positiven Beitrag leisten können. Wir sind dankbar für Arbeitsplätze in unserer Region, über unser Konsumverhalten – regional orientiert – stärken wir unsere Heimat.
Langfristig gesehen kommen wir überhaupt nicht an Konsumverzicht vorbei. Die Preise für Energie und Güter schnellen in die Höhe. Konsumverzicht bzw. besser formuliert Konsumreduktion kommt unserem Geldbeutel und unserer Erde mit ihren begrenzten Ressourcen zugute. Unsere Welt, wie wir sie noch in ihrer Schönheit vorfinden, sollte uns Genuss und Belohnung genug sein. Wer keine saubere Luft, keine gesunden Wälder und kein sauberes Wasser mehr vorfindet, wird erkennen, was wirklich Wert hat und glücklich macht.
Zur Kolumnisten
Karin Schüßler ist waschechte St. Wendelerin. Sie hat als Bankkauffrau gearbeitet, ehe sie mit der Betreuung Jugendlicher im Rahmen der Jugendhilfe begann. Sie befasst sich außerdem intensiv mit den Themen Gesundheit und Natur. Nebenberufliche Fortbildungen zur Gesundheitsberaterin IHK, Vitalstoffberaterin, Mineralstoffberaterin mit Schüßler-Salzen und Kosmetikerin erlauben es ihr, uns auch Tipps in Sachen Krankheitsprävention und Ernährung mitzugeben.