Tholey nimmt Abschied von Abt Mauritius Choriol

Tholey nimmt Abschied von Abt Mauritius Choriol

Mit einem feierlichen Pontifikalrequiem mit dem Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann und dem Abtpräses der Beuroner Benediktiner-Kongregation, Dr. Franziskus Berzdorf OSB, haben die Menschen in Tholey heute Abschied von Abt Mauritius Choriol OSB genommen. Der Abt des ältesten Klosters in Deutschland war am 9. Juli im Alter von 65 Jahren an den Folgen eines schweren Herzinfarktes gestorben.

Abt Mauritius Choriol im Alter von 65 Jahren plötzlich verstorben. (Foto: Anton Didas)

Prior Pater Wendelinus: „Wie Kinder, die um ihren Vater trauern“

Nach dem Einzug des Tholeyer Konvents und der Choralschola begrüßte der Prior der Abtei, Pater Wendelinus Naumann OSB, die Trauergemeinde in der vollbesetzten Benediktinerabteikirche St. Mauritius. An der Messe nahmen neben Vertretern der Kirche und anderer Klöster sowie politischen Amtsträgern auch Mitglieder der Familie von Abt Mauritius teil. Pater Wendelinus sagte, Abt Mauritius, dem „keine Arbeit zu viel“ gewesen sei, sei „aus dem Leben gerissen“ worden. Aber er sei auf den Tod vorbereitet gewesen. „Haltet mich nicht mit Ketten in dieser Welt“, habe er zu seinen Mitbrüdern gesagt. Die Mönche seien nun „wie Kinder, die um ihren Vater trauen“. Im Namen seiner Mitbrüder dankte Pater Wendelinus für die große Anteilnahme in den letzten Wochen.

Bischof Ackermann: „Die Liebe ist das Band, das auch im Tod nicht zerschnitten wird“

Bischof Stephan Ackermann sagte zu Beginn des Gottesdienstes, er sei nach Tholey gekommen, um seine Dankbarkeit für das Wirken des verstorbenen Abtes sowie seine Verbundenheit mit dem Ort und der Gemeinschaft von Tholey zum Ausdruck zu bringen. Das Tholeyer Kloster sei „keine einsame Insel“, sondern eingebunden und Jesus sei derjenige, der uns alle verbinde, auch über die Grenze des Todes.

In seiner Predigt ging Bischof Ackermann auf eine Stelle des Johannes-Evangeliums ein, die Abt Mauritius sich selbst für sein Sterbeamt gewünscht habe: „Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben (…). Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.“ Der Tod sei ein unwiderruflicher Abschied. Doch die Liebe sei das „Band, das auch im Tod nicht zerschnitten wird“.

Bischof Ackermann blickte auf das Wirken des gebürtigen Franzosen in Tholey zurück. Mauritius, gebürtig Alain Choriol, war 1986 nach Tholey gekommen und im Jahr 1998 Cellerar (Verwalter) sowie 2007 Prior geworden. Im Jahr 2008 wählte der Konvent von Tholey Pater Mauritius nach der Resignation von Abt Makarios Hebler OSB zum Prior-Administrator und 2014 zu ihrem Abt. Der Verstorbene habe die Gemeinschaft durch Höhen und Tiefen geführt und sei dabei bescheiden geblieben, so Ackermann.

In der Liebe zu bleiben, meine die konkrete Treue des Alltags. Die reine Lehre bleibe zu wenig. Das Wort müsse auch Fleisch werden. Als Koch aus der Sternegastronomie kommend, habe Mauritius auch als Abt Gäste bewirtet und die Menschen wie Jesus an einen Tisch gebeten. Mauritius sei dem Wahlspruch der Abtei, „fides cum benignitate“ („Glaube mit Menschlichkeit“), gerecht geworden.

Am Ende seiner Predigt erinnerte der Bischof an den österlichen Glauben: Gott habe den Menschen zur Unvergänglichkeit geschaffen.

In den Fürbitten dankte Bruder Clemens mit stockender Stimme Gott dafür, dass er Mauritius habe kennenlernen dürfen und bat Gott darum, „wieder frohe Stunden erleben zu können und in Dankbarkeit zurückzublicken“.

Innenminister Jost: „Würdiger Repräsentant und Abt dieses herausragenden Klosters“

Stellvertretend für die saarländische Landesregierung würdigte Innenminister Reinhold Jost (SPD) Abt Mauritius als „große[n] Menschenfreund“, der „die Welt ein bisschen besser gemacht“ habe. Er habe erst über Umwege zu seiner Berufung gefunden. Als Kind habe er den Tod seiner Mutter erleben müssen und in jungen Jahren eine Kochlehre (an der École Hôtelière in Straßburg) gemacht. Anschließend habe er einen Dienst beim französischen Militär absolviert und in Offizierskantinen in Neukaledonien im Südpazifik gekocht. Später habe er in der Spitzengastronomie in Frankreich, der Schweiz und Luxemburg gearbeitet. Doch dies habe Mauritius noch nicht erfüllt: „Es musste etwas geben, was auch geistig sättigt.“

„Es musste wahrscheinlich genau so kommen“, so Jost. Mauritius habe das Beste aus zwei Welten und „im besten Sinne Leib und Seele zusammengebracht“. Im Jahr 2018 habe er sich mit seinen Kollegen auf einer Konferenz der deutschen Wirtschaftsminister an seinen Kochkünsten erfreuen können, was der darauffolgenden Beschlussfassung nicht geschadet habe.

Der Sozialdemokrat erinnerte in seiner Ansprache auch daran, wie es gelungen war, den Künstler Gerhard Richter für die Neugestaltung der Tholeyer Chor-Fenster zu gewinnen. Der Einbau der Richter-Fenster im Jahr 2020 hatte der Tholeyer Abtei internationale Aufmerksamkeit beschert.

„Jedes Gebäude“, fuhr Jost am Ambo der Abteikirche stehend fort, sei aber „nur so gut, wie die Menschen, die es mit Leben füllen“. Abt Mauritius sei ein „würdiger Repräsentant und Abt dieses in jeder Hinsicht herausragenden Klosters“ gewesen. Die Abtei, das Saarland und die Welt „haben einen großen Benediktiner verloren“, so Jost.

Landrat Recktenwald: „Der Abtei neues Leben eingehaucht“

Der St. Wendeler Landrat Udo Recktenwald (CDU) würdigte die großen Verdienste des Abtes. Er habe „tiefe Fußspuren hinterlassen“. Mit Blick auf die personelle, bauliche und wirtschaftliche Entwicklung des Klosters unter der Leitung des Verstorbenen in den vergangenen 17 Jahren sagte Recktenwald, Abt Mauritius habe der Abtei „neues Leben eingehaucht“ und ihren Ruf als spirituelles und kulturelles Zentrum gestärkt.

Unter der Führung von Mauritius als Prior-Administrator und Abt waren mit Hilfe von Förderern (insbesondere der Unternehmerfamilie Meiser), des Bistums Trier und öffentlicher Stellen die Klostergebäude samt Abteikirche umfassend saniert worden und mehr als zehn Mönche in das Kloster eingetreten.

Liebe gehe bekanntlich durch den Magen, so Recktenwald. Die Abtei sei unter Abt Mauritius nicht nur ein Ort der Kunst und Spiritualität, sondern auch ein Ort der Gastfreundschaft gewesen. Gerade in unseren Zeiten brauche es „Persönlichkeiten wie ihn“.

Sein Werk werde bleiben und die Zeit überdauern. Sein Name werde für immer für ein Mitgestalten des St. Wendeler Landes stehen. „Vergessen werden wir unsern Vater Abt nicht!“, schloss der Landrat seine Ansprache.

Bürgermeister Maldener: „Kein Mann lauter Worte, aber tiefer Wirkung“

Schließlich würdigte der Bürgermeister von Tholey, Andreas Maldener (CDU), den verstorbenen Abt. Er habe die Gemeinde Tholey über die vergangenen Jahrzehnte geprägt. „Vater Abt Mauritius war kein Mann lauter Worte, aber ein Mann tiefer Wirkung“, so Maldener. Der Tholeyer Rathauschef bezeichnete Abt Mauritius als einen „Anker in bewegten Zeiten“ und „Brückenbauer“ zwischen Tradition und Gegenwart.

Er habe uns an das rechte Maß erinnert. Denn das Kloster sei nicht nur Touristenattraktion, sondern Lebensform. Die Zusammenarbeit mit der Zivilgemeinde sei ihm ein wichtiges Anliegen gewesen. Seine Stimme sei leise, aber klar und sehr geschätzt gewesen. Abt Mauritius habe einen feinen Humor gehabt. Er habe in vorbildlicher Weise gezeigt, das Maß zu wahren, offen zu sein und Gemeinschaft zu leben.

Bei einem privaten Trauerfall habe der Abt ihn vor wenigen Monaten Trost gespendet und gesagt, dass der Tod nicht das Ende sei, sondern Heimkehr.

Im Anschluss an die Messe wurde der 86. Abt von Tholey nach einer kurzen Prozession durch das frühgotische Gotteshaus in der Äbtegruft der Abteikirche neben seinen Vorgängern (dem Wiederbesiedlungsabt Dr. Petrus Borne und Abt Hrabanus Heddergott) beigesetzt.

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