St. Wendel. Mobbing ist die häufigste Gewaltform in Schulen geworden. Wo sich früher Schüler auf dem Schulhof verprügelt haben, sind die Kinder und Jugendlichen heute auch zuhause noch von der Gewalt ihrer Mitschüler betroffen. Das „Lästern hört ja nicht an den Schulmauern auf, durch die Möglichkeiten der Sozialen Netzwerke bekommt man ja selbst in Chicago mit, was über jemanden in St. Wendel gesprochen wird“, beschreibt Schulleiter Hubert Maschlanka die neuen Probleme, mit denen die Jugendlichen konfrontiert werden. Probleme, mit denen auch schon Schülerinnen und Schüler an den Dr. Walter Bruch Schulen in Berührung kamen, wie Schüler Nils Diehl berichtet. Er weiß, wie sich Mobbing anfühlt und sensibilisiert auch seine Mitschüler für das Thema. Mit Hilfe des Anti-Mobbing-Koffers konnten sie das Thema in der Vergangenheit bereits gemeinsam aufarbeiten und so für ein besseres Schulklima sorgen.
Nun wurde dieser Koffer in die digitale Welt gebracht. Mit Hilfe einer digitalen Plattform können Schulen umfangreiche Materialien nutzen und bis zu 5 Projekttage gestalten. Der Startschuss im Saarland wurde am Montag am TGBBZ der Dr. Walter Bruch Schule gegeben. Entwickelt wurde diese Plattform von der Techniker Krankenkasse und der Behörde für Schule und Berufsbildung Hamburg. „Es geht hierbei auch um die konkrete Vorbeugung von Krankheiten“, erklärt Stefan Groh, Leiter der TK-Landesvertretung Saarland. Dass Schülerinnen und Schüler, die gemobbt werden, häufiger im Unterricht fehlen und ernsthafte Krankheiten bekommen, kann auch Hubert Maschlanka bestätigen. Daher ist es ihm auch wichtig präventive Maßnahmen anzubieten. So konnten Lehrerinnen und Lehrer im vergangen Jahr bereits eine Schulung beim Landesinstitut für Präventives Handeln durchführen, bei denen sie solche Projekttage erarbeiteten.
Durch den digitalen Zugang können die verwendeten nun Materialien stets überarbeitet und verbessert werden. Und vor allem das Thema Cybermobbing wurde noch verstärkter ins Visier genommen, als es noch beim „Anti-Mobbing-Koffer“ der Fall war.
Mit den aktuellen Inhalten und der digitalen Form sollen die Schülerinnen und Schüler im Projekt „Gemeinsam Klasse sein“ nah an ihren Lebenswirklichkeiten abgeholt werden. Entgegen weitläufiger Forderungen sieht Nils Diehl vor allem Vorteile darin, dass die Inhalte unverzüglich angewandt werden können, wenn es Vorfälle gibt. Nach seinem Einschätzen brauchen die Schülerinnen und Schüler die direkte Betroffenheit, um sich mit dem Thema Mobbing ernsthaft beschäftigen zu wollen. Ein Medienkompetenztraining würde seiner Meinung nach nicht dazu führen, ernsthafte Gespräche führen zu können. Doch um schnell reagieren zu können müssen die Lehrer Hilfestellungen bekommen. Diese erhalten sie im Programm „Gemeinsam Klasse sein“.
„Die Mobber wissen ja gar nicht immer, welchen Schaden sie anrichten, da wollen wir jetzt ansetzen, damit weniger Mobbing in der Schule und im Internet entsteht und ein angenehmes Lernklima herrscht“, so Hubert Maschlanka.
Auch andere Schulen sollen die Möglichkeit erhalten, Mobbing-Interventionsteams ausbilden zu können und einen Pädagogischen Tag zum Thema Mobbing durchzuführen um das Zertifikat „mobbingfreie Schule“ zu erhalten. Informationen hierzu erhalten die Schulen unter https://www.gemeinsam-klasse-sein.de/anti-mobbing .