St. Wendel. Der Sommer ist zurück und die Temperaturen steigen wieder an. Wer hat da nicht Lust auf eine frische Abkühlung zum Beispiel im Freibad St. Wendel? Wir haben mit dem St. Wendeler Schwimmmeister Lothar Ballerio über Berufsanforderungen, Vorurteile, Tipps für Badegäste und vieles mehr gesprochen.
wndn.de: Lothar, was kannst du unseren Leserinnen und Lesern über dich erzählen?
Lothar Balerio: „Ich bin Lothar Ballerio, 30 Jahre jung, arbeite in den Bäderbetrieben der Kreisstadt St. Wendel und wohne im schönen St. Wendel. Ich habe eine Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe und vor kurzem auch noch eine Weiterbildung zum geprüften Meister für Bäderbetriebe absolviert. Saisonabhängig bin ich sowohl im Wendelinusbad als auch im Freibad St. Wendel eingesetzt. Ich bin ein offener, umgänglicher und humorvoller Mensch. Eines möchte ich gerne vorab klären: Der umgangssprachliche Begriff „Bademeister“ ist keine korrekte Berufsbezeichnung. Es existiert nur der Ausbildungsberuf des Fachangestellten für Bäderbetriebe und darüber hinaus die Zusatzqualifikation des geprüften Meister für Bäderbetriebe.“
Gut, dann wäre das auch schon mal geklärt. Was sind denn die Anforderungen für den Beruf eines Fachangestellten für Bäderbetriebe beziehungsweise eines geprüften Meister für Bäderbetriebe?
„Für die Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe ist keine bestimmte Schulbildung vorgeschrieben, aber in der Praxis stellen die Behörden am ehesten Auszubildende mit einem abgeschlossenen mittleren Bildungsabschluss ein. Von besonderer Bedeutung sind die Fächer Mathematik, Deutsch, Biologie, Chemie und Sport. Im Arbeitsleben ist ein Azubi zum Beispiel für die Sicherheit der Gäste, das Führen der Betriebsbücher, die Formulierung von Berichten, wie Unfallberichten und die Analyse von Wasseraufbereitung mit verantwortlich. Zudem erlernen die Auszubildenden unterschiedliche Sportschwimmtechniken, Tauchen sowie Rettungsschwimmen und Erste Hilfe Maßnahmen.
Um ein geprüfter Meister für Bäderbetriebe zu werden sind umfassendere und vertiefte Kenntnisse in allen bereits vorhandenen Wissensbereichen notwendig. Nach der abgeschlossenen Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe und zwei Jahren Berufserfahrung besucht man für mindestens acht Monate, beispielsweise die Landesschwimmmeisterschule im Freistaat Sachsen, auf der man dann in Theorie und Praxis auf Herz und Nieren geprüft wird und noch spezifischeres Fachwissen erlangt. Die praktische Abschlussprüfung besteht aus der Anfertigung einer Hausarbeit, einer betriebstechnischen Situationsaufgabe und Rettungsschwimmen. Die Theorieprüfung beinhaltet Fragestellungen zu rechtskonformem Handeln, Bädertechnik, Management- und Führungsaufgaben, mathematische und naturwissenschaftliche Aufgaben und Rechnungen der Bilanzbuchhaltung.“
Lothar, was sind denn die genauen Aufgaben eines geprüften Meisters für Bäderbetriebe?
„Das Aufgabengebiet ist komplex. Angefangen bei einer selbstverständlich einwandfreien Gästekommunikation, über die Kassenaufsicht und Abwicklung des Zahlungsverkehrs, das Event- und Bädermanagement bis hin zur Prüfung und Überwachung der Sicherheitspflichten, der Sanitär-, Klima- und Wassertechnik und der Wasserqualität. Schwimmmeister beaufsichtigen und betreuen die Badegäste, überprüfen die Reinigungsdienste, erteilen Schwimmunterricht und halten die Anlage in Schuss, sprich Pflege und Wartung inklusive der Umkleidekabinen, Duschen, Freiflächen und Grünanlagen. Auch Verwaltungsaufgaben, Hygienevorschriften und Öffentlichkeitsaufgaben spielen eine wichtige Rolle. Zudem sind wir für die Schließungen und die Beauftragung verschiedener Dienstleistungsfirmen zuständig. Als geprüfter Meister für Bäderbetriebe hat man gute Chancen als Führungskraft bis hin zur Betriebsleitung eingesetzt zu werden.“
Schwimmmeister haben einen lockeren Job, sitzen den ganzen Tag nur rum und gucken den leicht bekleideten Badegästen nach. Was meinst du zu einer solchen Aussage?
„ Für das Beobachten werde ich bezahlt. Es ist mein Job aufmerksam zu sein und zu kontrollieren, ob sich ein Badegast in Not befindet, das ist meine wichtigste Aufgabe. Außerdem muss ich ebenso darauf achten, dass die Badegäste aus hygienischen Gründen auch die entsprechende Badebekleidung tragen. Klamotten sind unzulässig, nur Badebekleidung ist erlaubt.
Natürlich haben wir auch mal ruhigere Tage, wenn wir weniger Badegäste haben. Dennoch gilt es grundsätzlich sich immer zu konzentrieren und Acht zu geben. Zu dem Beruf gehört schon mehr als nur ein wenig durch die Gegend zu schauen. Wir Schwimmmeister müssen körperlich fit sein, denn wir müssen jederzeit in der Lage sein Rettungsmaßnahmen durchzuführen. Auch handwerkliches Geschick auf der Technikebene ist sehr wichtig. Der Beruf ist sehr vielseitig, man kommt mit vielen Menschen aller Altersstufen in Kontakt, ist mal Psychologe, mal Mediator und auch mal Animateur. Wir erfüllen einen breiten Kompetenzkatalog, es macht großen Spaß.“
Wie sieht ein typischer Arbeitstag für dich aus?
„Am Beispiel einer Frühschicht im Freibad beginnt der Arbeitstag um sieben Uhr morgens. Man hat also zwei Stunden Vorlaufzeit bis die ersten Badegäste eintreffen. Angefangen wird mit der Aktivierung des Beckensaugers und anschießend überprüfe ich die Mess- und Regeltechnikanlagen. Danach laufe ich den gesamten Beckenumgang und den Barfußbereich ab, achte auf eventuell umherliegende spitzkantige Gegenstände und entferne sie gegebenenfalls. Im Freibad überprüfe ich die Rutsche, die Kinderspielgeräte und die Sprunganlagen und schaue, ob alle Teile fest sind. Die Umkleiden werden hinsichtlich einer sorgfältigen Reinigung begutachtet und ich entnehme auch noch Wasserproben des Badewassers um die Wasserqualität zu beurteilen. Es wird kontrolliert und kalibriert, eventuell müssen Chemikalien wie Chlor oder Schwefelsäure gewechselt werden. Weiterhin schließe ich noch sämtliche Räumlichkeiten auf, führe ein Betriebstagebuch, beaufsichtige den laufenden Badebetrieb, nehme Schwimmabzeichen ab und übergebe dann die Schicht um 15.30 Uhr.“
Welche beruflichen Erlebnisse kommen dir auf Anhieb in den Sinn?
„Erste Hilfe Maßnahmen wie die Versorgung von Bienenstichen, Zeckenbissen, Scherbentritten, Schürfwunden und Platzwunden gehören zu unserem täglichen Geschäft. Wir hatten aber auch schon gravierendere Vorkommnisse, wie etwa einen heftigen Kopf auf Kopf Sprung vom 5 Meter Sprungturm. Auf den Schichten von Kollegen gab es schon andere lebensgefährliche Situationen, wie etwa einen Mann, der nicht schwimmen konnte und gerettet werden musste und ein Kleinkind, das wiederbelebt werden musste. In einer derartigen Situation muss man schnell handeln, schnellstmöglich die Erstversorgung vornehmen und den Rettungsdienst alarmieren.
Es geschieht auch immer wieder, dass Badegäste gegen die Baderegeln und oder die Hausordnung verstoßen. Insbesondere junge Männer, die zum Beispiel vor den Freundinnen stark und mutig wirken wollen, übergehen dann die Regeln, in dem sie bis hin zu Handgreiflichkeiten den Anweisungen des Bäderpersonals zuwiderhandeln. Wenn so etwas passiert ist Durchsetzungsvermögen und eine autoritäre Wahrnehmung notwendig. Man muss dann ruhig und professionell bleiben und darf seinen Gefühlen nicht freien Lauf lassen. In solchen Fällen müssen wir, wenn nötig, auch schon einmal polizeiliche Unterstützung anfordern. Ansonsten haben wir in den Bädern aber ein friedliches Klima. Unsere Badegäste dürfen unsere schönen und sauberen Bäder in Ruhe und Frieden entspannt genießen. Problemsituationen wie Schlägereien und einen zunehmend erhöhten Aggressionspegel sind in den St. Wendeler Bädern nicht zu verzeichnen.
In welchen Fällen hast du schon Hausverbot erteilt?
„Hausverbote werden je nach Schweregrad des Regelbruchs umgehend oder nach mehrfachen Verwarnungen ausgesprochen, sofern die Anweisungen des Fachpersonals nicht berücksichtigt werden. Wir sind eine öffentliche Badanstalt und werden auch von Familien besucht. Demnach ist es natürlich auch in unseren Bädern untersagt Intimitäten öffentlich kund zu tun, daran hält sich aber nicht jeder. Weitere typische Beispiele für die Aussprache von Hausverboten sind keine passende Badebekleidung, illegaler Drogenkonsum, Shisha- Rauchen, aggressives Verhalten, Belästigung anderer Badegäste oder des Personals, usw.“
Die sommerlichen Temperaturen sind nun zurück, hast du vielleicht ein paar Tipps wie wir die heißen Tage im Freibad am besten überstehen?
„Eine Kopfbedeckung und Sonnencreme sind unerlässlich um sich vor der Sonnenbelastung ausreichend zu schützen. Man sollte versuchen nicht permanent der Sonne ausgesetzt zu sein und viel Wasser zu trinken damit es nicht zu einer Dehydration kommen kann. Weiterhin sollte man weder mit einem zu leerem noch einem zu vollem Magen baden gehen. Eine Dusche vor dem Baden dient der Vermeidung eines körperlichen Kälteschocks und der Verringerung einer Ausbreitung von Keimen, Schweiß und Kosmetikresten. Wenn ihr dann ins Schwimmbecken geht, solltet ihr das langsam tun um euren Blutdruck zu schonen. Wenn ihr Badeschuhe tragt ist die Wahrscheinlichkeit Fußpilz zu bekommen deutlich vermindert. Nach dem Badespaß solltet ihr wieder duschen und nach dem Badebesuch wegen der Hautreizung durch das Chlor auch eure Haut eincremen. Wenn ihr all das beherzigt, dürfte nichts schief gehen.“
Möchtest du noch etwas Abschließendes hinzufügen?
„Ich habe das Glück Teil eines sehr guten und engagierten Teams zu sein. Es herrscht ein gutes Arbeitsklima innerhalb des Kollegiums und ich kann mich auf meine Vorgesetzten, Kolleginnen und Kollegen verlassen. Wir arbeiten in tollen, modernen und gepflegten Bädern, die auf dem neusten Stand der Technik sind und haben überwiegend freundliche, nette Badegäste. Wir freuen uns über jeden Besucher und wünschen noch eine schöne restliche Sommerzeit.“
Vielen Dank an unsere Fachangestellten für Bäderbetriebe und unsere Meister für Bäderbetriebe, die auch an den heißen Tagen einen kühlen Kopf bewahren und immer ein Auge auf uns Badegäste haben!