Landtagsabgeordnete aus St. Wendel

„Politik beginnt mit Zuhören“ – Sommerinterview mit Réka Klein (SPD)

Réka Klein SPD
Foto: Réka Klein

Réka Klein ist SPD-Landtagsabgeordnete und Stadträtin in St. Wendel. Sie kennt die Region nicht nur aus dem Plenarsaal, sondern aus dem Alltag der Menschen. Im Gespräch spricht sie über die Herausforderungen im ländlichen Raum, konkrete Projekte in ihrer Amtszeit – und warum Demokratie für sie an der Basis beginnt.

wndn.de: Frau Klein, was ist aus Ihrer Sicht aktuell die größte Herausforderung für den Landkreis St. Wendel?
Réka Klein: Wir stehen im Landkreis vor einer wichtigen Weichenstellung. Es geht darum, die Lebensqualität in unserer Region weiter zu stärken – mit guten Schulen, verlässlichen Kitas, wohnortnahen Arbeitsplätzen, einem lebendigen Vereinsleben und kulturellen Angeboten, die den Alltag bereichern.
Mir ist wichtig, dass der ländliche Raum nicht ins Hintertreffen gerät. Ich will dafür sorgen, dass man hier nicht nur gerne lebt, sondern auch gerne bleibt. Gerade weil ich aus der Region komme, weiß ich, was die Menschen bewegt. Und ja, natürlich sehe ich, dass viele verunsichert sind. Wenn das Gefühl entsteht, Politik sei weit weg, bekommen einfache Parolen Auftrieb. Meine Antwort darauf ist, nah dran zu sein, zuzuhören und konkrete Lösungen umzusetzen. Denn genau so entsteht Vertrauen – und Zukunft.

Welche konkreten Projekte haben Sie in Ihrer Amtszeit für unsere Region angestoßen oder maßgeblich unterstützt?
Politik darf nicht abstrakt bleiben. Sie muss spürbar sein, gerade da, wo Menschen Unterstützung brauchen. Deshalb habe ich das Kinderschutzgesetz mitgestaltet. Es sorgt dafür, dass Kinder im Notfall nicht durch die Maschen fallen, sondern Schutz, Ansprechpartner und klare Abläufe finden – auch hier bei uns im Landkreis.
Junge Menschen sollen nicht nur mitreden dürfen, sie sollen mitentscheiden. Deshalb haben wir das Jugendbeteiligungsgesetz verabschiedet. Das gibt ihnen verbindliche Rechte, ob in der Gemeinde oder auf Landesebene.
Ein Herzensanliegen war mir der gestaffelte Mutterschutz nach Fehlgeburten. Sterneneltern haben oft keinen Raum für ihre Trauer. Jetzt gibt es ihn: je nach Schwangerschaftswoche zwischen zwei und acht Wochen Schutzzeit.
Und bei häuslicher Gewalt reicht es nicht, nur Hilfe anzubieten. Wir müssen verhindern, dass Täter einfach weitermachen. Mit der elektronischen Fußfessel haben wir dafür ein starkes Mittel geschaffen.
Dazu investieren wir so viel in Schulen wie noch nie. Der Landkreis St. Wendel profitiert sichtbar vom größten Schulbauprogramm, das das Saarland je auf den Weg gebracht hat. Und: Ab 2027 sind alle Kitas beitragsfrei – das ist Gesetz. Schon heute sinken die Beiträge jedes Jahr.
Als Stadträtin arbeite ich daran, dass das alles nicht nur auf dem Papier steht, sondern vor Ort ankommt – beim Kita-Ausbau, in der Jugendarbeit, bei Fragen der Barrierefreiheit. Weil es zählt, was am Ende wirklich bei den Menschen ankommt.

Wie setzen Sie sich im Landtag für die Interessen des ländlichen Raums ein, insbesondere im St. Wendeler Land?
Ich bin nicht die Politikerin, die kommt, wenn die Kameras da sind. Ich bin da, weil ich hier lebe, hier arbeite, hier mit den Menschen im Gespräch bin – im Sportverein, bei der Feuerwehr, in der Kita oder beim Bürgergespräch. Was ich dort höre, nehme ich mit in den Landtag.
Dass ich gleichzeitig im Stadtrat arbeite, hilft mir enorm. Ich sehe, was funktioniert und was nicht. Ich weiß, wo gute Ideen an Bürokratie scheitern. Und ich bringe das ein – in Ausschüsse, in Gesetze, in Anträge. Landespolitik muss am Küchentisch verständlich sein und im Dorf genauso funktionieren wie in der Stadt. Dafür kämpfe ich.

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Probleme im Saarland?
Die größte Gefahr ist, dass sich Ungleichheit verfestigt. Dass es Regionen gibt, in denen das Leben schwerer ist, weil die Wege zur Ärztin zu weit, die Kita-Plätze zu knapp oder das Internet zu langsam ist. Das ist nicht gerecht. Und es untergräbt den Glauben an Politik. Ich will ein Saarland, in dem Herkunft nicht über Zukunft entscheidet.
Gleichzeitig stehen wir vor einer großen Aufgabe. Wir müssen unsere Wirtschaft klimafreundlich umbauen, ohne die soziale Balance zu verlieren. Es geht nicht um das Ob, sondern um das Wie. Ich will, dass Menschen in der Industrie eine Perspektive haben, dass neue Arbeitsplätze entstehen, und dass niemand Angst haben muss, zurückzubleiben. Gute Arbeit, starke Regionen und Klimaschutz gehören für mich zusammen.

Wenn Sie einen politischen Wunsch für den Landkreis frei hätten – welcher wäre das?
Ich wünsche mir, dass wir wieder lernen, uns zuzuhören. Dass wir nicht gleich die Schublade aufmachen, wenn jemand anders denkt. Sondern hinschauen, was Menschen bewegt. Ich sehe so viel Engagement, so viel Bereitschaft, mit anzupacken – in Vereinen, in der Nachbarschaft, in den Familien. Dieses Miteinander ist unsere größte Stärke. Wir dürfen es nicht durch Angst und Spaltung verlieren. Was unser Landkreis braucht, ist Vertrauen. Und Politik, die es verdient.

Kandidieren Sie 2027 erneut für den Landtag?
Darüber entscheide ich später. Wichtig ist jetzt, dass wir die Zeit bis dahin nutzen. Ich will das, was wir begonnen haben, auch zu Ende bringen. Nicht für Schlagzeilen, sondern für echte Veränderung. Mein Ziel bleibt: ein starker Landkreis St. Wendel – sozial, gerecht, zukunftsfähig.

Was möchten Sie bis zum Ende der Legislaturperiode noch konkret erreichen?
Ich will, dass Kinder besser geschützt werden: mit klaren Strukturen, geschulten Fachkräften und funktionierenden Netzwerken. Ich will, dass Jugendliche mitentscheiden können – in allen Gemeinden des Landkreises. Dass Eltern spürbar entlastet werden – bei Kita-Gebühren, beim Platzangebot, bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ich will, dass der gestaffelte Mutterschutz nach Fehlgeburten dauerhaft bleibt.
Und ich möchte, dass wir als Gesellschaft den Mut haben, zusammenzuhalten. Denn alles, was wir politisch bewegen, gelingt nur dann, wenn wir einander nicht aus dem Blick verlieren. Demokratie beginnt mit dem Zuhören. Veränderung beginnt mit dem Mut, sie wirklich zu wollen.

Vielen Dank für das Interview! 

Kontakt:
Réka Klein, MdL
📧 E-Mail: r.klein@spd-saar.de
📷 Instagram: @reka.klein
📘 Facebook: Réka Klein – SPD

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