Oberthal: „Schöne Wohngemeinde mit sehr guter Infrastruktur“

Stephan Rausch Oberthal

Oberthal ist mit rund 6.100 Einwohnern die kleinste Gemeinde des St. Wendeler Landes. Aber im Gegensatz zu anderen Kommunen hat sie in der Vergangenheit bewiesen, dass man sich mit mutigen Entscheidungen, trotz enger finanzieller Rahmenbedingungen, wieder ein Stück Handlungsfähigkeit zurückgewinnen kann. So haben die Oberthaler beispielsweise ihr sanierungsbedürftiges Freibad geschlossen, um Investitionskosten und damit neue Schulden zu vermeiden und einen Windpark gebaut, der Einnahmen in die Gemeindekassen spült. Die St. Wendeler Land Nachrichten – wndn.de – sprachen mit Bürgermeister Stephan Rausch (CDU) über seine Heimatgemeinde.

wndn.de: Herr Rausch, sie wurden im letzten Jahr mit einem knappen Vorsprung von rund 200 Stimmen als Bürgermeister wiedergewählt. Schmerzte Sie das Ergebnis?

Stephan Rausch: Nein. Bei der Kommunalwahl 2014 haben wir mit der CDU 54 Prozent der Stimmen auf Gemeindeebene erreicht. Dieses Ergebnis in etwa zu erreichen war auch mein Ziel bei der Bürgermeisterwahl. Aber die SPD hat gut mobilisiert. Es kam auch noch hinzu, dass der Gegenkandidat von der SPD und ich im Wahlkampf abwechselnd krank waren, was dazu geführt hat, dass wir kaum Berührungspunkte hatten und mir damit auch die Chance genommen wurde, in einer öffentlichen Auseinandersetzung herausstellen zu können, was in meiner bisherigen Amtszeit geleistet wurde und wie man trotz enger Spielräume gute Politik für die Bürgerinnen und Bürger vor Ort umsetzt. Aber ich bin mit meiner Wiederwahl mehr als zufrieden.

wndn.de: Am 01. Juni 2016 wird ihre zweite Amtszeit als Bürgermeister beginnen, was werden die wichtigsten Projekte in den kommenden Jahren sein?

Stephan Rausch: Nachdem wir die Ortsmitte von Oberthal in den letzten Jahren saniert haben, arbeiten wir dort weiter. Wir investieren hier rund 4 Millionen Euro in Hochwasserschutz, Tourismus, Wohnen und Daseinsvorsorge. Insbesondere die Schaffung von zentral gelegenen Wohnungen und auch die Ausweitung von gewerblichen Angeboten sowie hoffentlich auch zusätzliche Angebote im Gesundheitswesen durch noch zu findende Investoren im Zentrum stärkt unsere Gemeinde. Wenn die erforderlichen Genehmigungen vorliegen und der Gemeinderat grünes Licht gibt, könnte im Jahr 2017 mit der Umgestaltung begonnen werden. Aber wir werden auch die anderen Ortsteile weiterentwickeln, in dem wir unser Gemeindeentwicklungskonzept fortschreiben und Handlungsschwerpunkte in den Dörfern festlegen.

wndn.de: Wo sehen Sie die Stärken von Oberthal?

Stephan Rausch: Oberthal mit seinen Ortsteilen ist eine schöne Wohngemeinde mit sehr guter Infrastruktur. Wir sind sehr attraktiv für junge Familien. Deshalb haben wir wenige Leerstände und schöne Ortskerne.

wndn.de: In der Landespolitik wird hinter verschlossenen Türen über eine längst überfällige Gebietsreform gesprochen. Sie sind Leiter einer kleinen Verwaltung und kooperieren bereits mit der Stadt St. Wendel. Werden Sie bald Teil der Kreisstadt sein?

Stephan Rausch (lacht): Um es humoristisch zu beschreiben könnte man sagen, dass St. Wendels Bürgermeister Peter Klär und ich „schon geheiratet haben“, denn wir kooperieren seit einigen Monaten bereits im Bereich der Standesämter. Wir forcierten ja bereits die kommunale Zusammenarbeit auf Kreisebene seit geraumer Zeit und suchen weitere Bereiche, in denen alle Kreisgemeinden und der Landkreis selbst zusammenarbeiten können. Denn mit einer kleinen Verwaltung die gleichen Aufgaben und Regularien abzubilden wie große Einheiten, wird immer schwieriger. Wer Fusionen von Gemeinden als das allein sinnvolle Vorgehen bewertet, dem sollte man auch als kleine Gemeinde durchaus selbstbewusst entgegenhalten, dass Größe nicht gleich Stärke ist. Dies allein löst auch nicht die finanzielle Problematik der Kommunen; es gibt genügend große Kommunen, die von der Schuldenlast viel mehr belastet werden, wie wir es als kleine Gemeinde derzeit erleben. Mein Ziel ist es daher, unsere Eigenständigkeit so lange wie möglich zu erhalten, auch im Sinne der Bürgernähe.

wndn.de: Würde eine noch engere kommunale Zusammenarbeit als bisher geplant auf Kreisebene, bei der die Gemeinden und die Stadt, z.B. im Bereich des Tourismus, Kompetenzen an den Kreis abgeben Ihrer Meinung nach Sinn machen?

Stephan Rausch: Klar ist, dass wir uns als Tourismusregion St. Wendeler Land vermarkten müssen. Denn dem Gast ist es egal, in welcher Gemeinde er gerade ist. Hier müssen wir aus Kundensicht die Dinge betrachten. Aber Gott sei Dank ziehen alle Kommunen im Kreis in diesem Punkt an einem Strang.

wndn.de: Oberthal hat mit mutigen Entscheidungen, beispielsweise wie eingangs mit der Schließung des sanierungsbedürftigen und damals von einem Wassereinbruch beschädigten Freibades oder der Errichtung eines Windparks bewiesen, dass man die Finanzen einer Kommune durchaus positiv beeinflussen kann. Würden Sie anderen Kommunen zu ähnlich mutigen Entscheidungen raten?

Stephan Rausch: Ich möchte keinem Ratschläge geben. Auch in anderen Kommunen wissen die Verantwortlichen was gut ist. Der Windpark war eine glückliche Fügung für uns. Hier sollte man in ähnlichen Fällen, wenn die Gelegenheit günstig ist, diese Chance erkennen und auch umsetzen. Die Schließung des Freibades war aufgrund notweniger, umfangreicher Sanierungsmaßnahmen und eines Wasserschadens unumgänglich. Hier hätten wir rund 2,5 Millionen Euro investieren müssen. Das Geld hatten und haben wir schlichtweg nicht. Dennoch schmerzte die Schließung sehr.

wndn.de: Wo sehen Sie Oberthal im Jahr 2025?

Stephan Rausch: Wir werden eine schöne Wohngemeinde mit sehr guter Infrastruktur sein. Ich sehr der Zukunft positiv entgegen.

Vielen Dank für das Interview!

Zur Person – Stephan Rausch:  
Im Jahr 2008 wurde der 54-jährige Stephan Rausch zum Bürgermeister von Oberthal gewählt. Der Verwaltungschef war vor seiner Politikerkarriere Bürovorsteher eines Notariats in St. Wendel. Zudem war er als erster Beigeordneter von Oberthal ehrenamtlicher Vertreter der damaligen Bürgermeisterin. Der zweifache Familienvater ist verheiratet und zählt zu seinen Hobbys unter anderem Wandern, Radfahren, Kochen und Handball schauen. Rausch war aktiver Fußballer des FC Gronig.

Das Interview führten Michael Scholl und Tobias Scheid.

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