Gegen Ende der ersten Sitzung nach der Sommerpause herrschte Uneinigkeit im Stadtrat. Der durch die SPD gestellte Antrag auf ausführliche Untersuchung des Standorts Bosenbach für einen Neubau der Nikolaus-Obertreis-Schule sorgte für Diskussionen unter den Parteien. Sprecher der SPD-Fraktion Marc André Müller begründete den Antrag vorab in einem Schreiben an den Bürgermeister:
„Die vom Stadtrat im Frühjahr 2021 beschlossene Lösung, die Schule nach Alsfassen in das Gebäude der ehemaligen St. Annen Schule […] zu verlagern, scheidet nach dem inzwischen vorliegenden Verkehrsgutachten von Professor Dr.-lng. Hupfer […] aus. Grund ist, dass sich zum einen eine für die Anwohner verträgliche Steuerung des Verkehrs nicht realisieren lässt und zum anderen mit großer Wahrscheinlichkeit der Verkehrsübungsplatz aufgegeben werden müsste […]. Die Lösung Neubau der Nikolaus-Obertreis-Schule wurde im Standortgutachten bislang gar nicht näher untersucht. […] Im Standortgutachten wurden für die Variante Neubau in der Bosenbach unter anderem folgende Punkte nicht beachtet und berücksichtigt:
- Einsparpotenziale beim Energieverbrauch über die Jahre durch klimaneutrale
Bauweise gegenüber Sanierung eines bestehenden Altbaus. - Mögliche Synergieeffekte durch Mitnutzung bereits bestehender Räumlichkeiten im Umfeld des Standorts (Cusanus Gymnasium, Kreismusikschule, Sporthalle) im Sinne eines modernen Bildungscampus‘.
Da nun seit der Zielsetzung, zeitnah eine bestmögliche Lösung für die NOS zu finden, bereits knapp dreieinhalb Jahre vergangen sind, ohne dass wir dem Ziel bedeutend näher gekommen wären, sehen wir die dringende Notwendigkeit, keine weitere Zeit mehr zu verlieren und den Neubau in der Bosenbach als einzig verbliebene sinnvolle Lösung voranzutreiben.“
Während LINKE-Fraktionsvorsitzender Joachim Zerfaß einer solchen Untersuchung zustimmen würde, wehte aus den Reihen der FDP und CDU starker Gegenwind. Stefan Rieth (FDP) bezeichnete die Frage nach dem Vorgehen bezüglich der Nikolaus-Obertreis-Schule als „unendliche Geschichte“, sieht aber den Standort Bosenbach in veranstaltungstechnischer Hinsicht als „wertvolle Fläche für die Zukunft unserer Stadt“ an, welche nicht bebaut werden sollte.
Sebastian Schorr betonte mit dem Verweis auf die letzte Stadtratssitzung, dass jede der Optionen (Sanierung des bestehenden Standorts, Umzug der Schule nach Alsfassen, Umzug ins Missionshaus, Neubau in der Bosenbach) laut der Machbarkeitsstudie umsetzbar wäre. Präferiert wurde die St. Annen Schule und muss nach den beiden von Müller genannten Kriterien weiter untersucht werden. Das Thema Neubau würde die CDU mit in den Bauausschuss nehmen, um dort den Fokus auf die Frage zu legen, jedoch lehne die CDU den von der SPD gestellten Antrag im Rahmen der Stadtratssitzung ab.
Jürgen Möller (SPD) zeigte sich empört geegnüber den Aussagen seiner Vorredner. „Eine Fläche in der Bosenbach zuzubauen, für eine zukunftsweisende Schule, das halten wir für richtig […] und unsere Kinder haben das Recht, dass wir irgendwann zu Potte kommen“. Er hielt die Stadtratsmitglieder vergeblich dazu an, noch einmal über die ausführliche Untersuchung des Standorts Bosenbach für einen Neubau der Nikolaus-Obertreis-Schule nachzudenken und diesen Antrag nicht erst in den Bauausschuss zu verweisen. Für die SPD wäre dies der einzig richtige Weg, doch der Rat wollte diesen am vergangenen Donnerstag nicht mehrheitlich gehen.