„Wo sind wir hingeraten, wenn Menschen angegriffen werden, die anderen zu Hilfe eilen?“, Innenminister Reinhold Jost.
Die Bliestalhalle in Oberthal war am vergangenen Dienstagabend brechend voll, als die Einsatzkräfte des Pfingsthochwassers im St. Wendeler Land zur Verleihung des Ehrenzeichens „Hochwasserhilfe Saarland 2024“ eingeladen waren. Ministerpräsidentin Anke Rehlinger und Innenminister Reinhold Jost haben diese Auszeichnung im Namen der Landesregierung gestiftet, um ihre Dankbarkeit und Anerkennung für die besondere Leistung und den selbstlosen Einsatz aller Einsatzkräfte zum Ausdruck zu bringen. Gemeldet wurden 1.152 Helfer in unserem Landkreis. Durch die Veranstaltung führte moderierend Klaus Dittrich.
Starker Dauerregen hatte am Pfingstwochenende 2024 in großen Teilen des Saarlands und in Rheinland-Pfalz Hochwasser ausgelöst. Überflutete Straßen und Fahrzeuge, unterspülte Gebäude, Menschen, die teilweise ihre Existenzgrundlage verloren. Wir alle haben noch die Eindrücke in Erinnerung und die Bilder vor Augen, als sich Wassermassen ihre Wege durch Städte und Gemeinden bahnten, Fahrzeuge mitrissen und Häuser unbewohnbar machten. Von dem Hochwasser waren auch Gastronomie und Läden betroffen, die teilweise bis heute nicht wieder geöffnet sind – zu groß waren die Schäden.
„Es konnte Schlimmeres verhindert werden!“
Staatssekretär Torsten Lang erinnert in seiner Ansprache an die Hochwassersituation in Saarbrücken, in Ottweiler und im St. Wendeler Landkreis. Torsten Lang dankt allen Einsatzkräften und den vielen ehrenamtlichen Helfern: „Wir haben das Ganze recht gut überstanden, es konnte Schlimmeres verhindert werden und das insbesondere deshalb, weil Sie alle in dieser Katastrophensituation dabei waren und ohne zu zögern an vorderster Front mitgeholfen und mit Ihrem Engagement gezeigt haben, was es bedeutet, füreinander einzustehen. Ihr habt Menschen in Sicherheit gebracht, Sandsäcke gefüllt und geschleppt, Deiche gesichert. 1.152 Helferinnen und Helfer aus unserem Landkreis waren Tag und Nacht unterwegs und unterstützten teilweise bis an die Grenze der Erschöpfung.“ Torsten Lang hebt hervor, dass sich in dieser Situation zeigte, dass das Saarland zusammenhält und lobt die involvierten Stellen wie Katastrophenschutzstäbe, die Stadt- und Gemeindeverwaltungen, die Bauhöfe, die Feuerwehr, die Bundeswehr, die Polizei, Rettungsdienste, das THW und weitere zahlreiche Hilfsorganisationen sowie die vielen Spontanhelfer, die alle Hand in Hand ihr Bestes gaben. Torsten Lang zitiert die Ministerpräsidentin Anke Rehlinger, dass der saarländische Zusammenhalt tatsächlich wasserdicht sei.
„Auf uns können sich die Menschen verlassen!“
Mit diesen Worten lobt auch Landrat Udo Recktenwald die vorbildliche Kooperation aller beteiligten Stellen der Kommunen im Saarland und die Soforthilfen, die innerhalb kurzer Zeit an vom Hochwasser Betroffenen ausgezahlt wurden. Sein Dank gilt diesbezüglich auch der Regierung des Saarlandes. Aber vor allem dankt Recktenwald auch all den Einsatzkräften und ehrenamtlichen Helfern für ihren unermüdlichen und selbstlosen Einsatz während des Pfingsthochwassers: „Es ist nicht selbstverständlich, uneigennützig anzupacken. Es ist auch nicht selbstverständlich, an Andere zu denken, wenn man zu Hause selbst Wasser im Keller hat.“ Recktenwald lobt die vorbildliche organisationsübergreifende Zusammenarbeit im Landkreis St. Wendel und die vielen freiwilligen Helfer, die sich sofort auf den Weg machten, um zu unterstützen. „Das Zusammenrücken und das Zusammenhalten ist die Mentalität im St. Wendeler Land und saarländische DNA.“ In Zahlen ausgedrückt: „500 Einsatzstellen, mehr als 1.100 Einsatzkräfte, 70 Feuerwehrleute des Landkreises unterstützten in Blieskastel, 200 Kräfte von THW und DLRG, Helfer von DRK, Bundeswehr und Notfallseelsorge sowie anderer Organisationen waren überall im Einsatz.“ Dankend erwähnt Recktenwald auch 132 Feuerwehrleute aus dem Landkreis Birkenfeld, die anrückten, um zu unterstützen. Zahlen zu unserem Landkreis St. Wendel: „200 ungebundene Helfer unterstützten an der Sandsackfüllanlage in Hofeld-Mauschbach. 30.000 Sandsäcke wurden im Katastrophenschutzzentrum befüllt, 12 Sattelzüge brachten 320 t Sand, 15.000 Sandsäcke wurden vorgehalten und 10.000 zusätzlich noch in den Kommunen gefüllt. Diese Zahlen verdeutlichen noch einmal die Dimension der Unterstützung aller Einsatzkräfte“, so Landrat Recktenwald. Als beunruhigend bezeichnet er die Zunahme der Hochwasserereignisse mit Hinweis auf das Ahrtal und aktuell auch auf die Hochwasserkatastrophe in Valencia in Spanien. Weiterhin verweist er auf die Sturmereignisse in den letzten Jahren in unserem Landkreis. In diesem Zusammenhang lobt er auch das professionelle Katastrophenschutzzentrum des Landkreises St. Wendel mit Dirk Schäfer als Amtsleiter und dessen Team. Darüber hinaus wurde der Feuerwehrzweckverband ins Leben gerufen mit dem Ziel der Zusammenarbeit aller Feuerwehren des Landkreises.
„Wir brauchen keine Maulhelden, die unser Land schlecht reden. Übergriffe jeglicher Art auf Helfer müssen aufhören!“
Innenminister Reinhold Jost schließt sich seinen Vorrednern an und dankt allen Einsatzkräften und Helfern. Er dankt darüber hinaus für das tolle Buffet und die Versorgung mit Getränken durch das Gasthaus Stephan, Oberthal, sowie durch den Getränkehandel Getränke-Box-Knapp, Oberthal. Weiterhin bedankt sich Jost bei der Bigband der Polizei des Saarlandes für die musikalische Umrahmung der Veranstaltung. An die Einsatzkräfte gerichtet, auch im Namen der Ministerpräsidentin Anke Rehlinger: „Ihr wart und ihr seid die Helden des Alltags!“
In einer sehr emotionalen Ansprache fordert Reinhold Jost mehr Respekt und Anstand gegenüber allen Einsatzkräften ein und verurteilt diejenigen, die abends mit einer Flasche Bier auf der Couch liegen und über die herziehen, die sich für sie engagieren. Verbale oder gar körperliche Übergriffe auf Helfer müssen aufhören! „Wo sind wir hingeraten, wenn Menschen angegriffen werden, die anderen zu Hilfe eilen. Ihr habt Respekt, Dankbarkeit und Anstand zu erwarten. Wer sich nicht zu verhalten weiß, dem muss man es wieder beibringen!“ Die Landesregierung werde alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Menschen, die von der ersten bis zur letzten Minute professionell und engagiert in den Einsatz gehen, bestmöglich zu schützen.
Anschließend verlieh der Innenminister auf der Bühne das Ehrenzeichen mit Verleihungsurkunde (unterzeichnet von der Ministerpräsidentin und dem Minister für Inneres, Bauen und Sport) stellvertretend für alle Einsatzkräfte an die Ranghöchsten der anwesenden Löschbezirke und Hilfsorganisationen, geordnet nach Gemeinden.
Diese Veranstaltung in Oberthal war eine von sieben Festveranstaltungen, bei denen das Ehrenzeichen mit Urkunde an Einsatzkräfte aus den Gemeindeverbänden sowie der Landeshauptstadt Saarbrücken verliehen wird.
Hilfe in Zahlen
Die Landesregierung hat im Nachtragshaushalt über 90 Millionen bereitgestellt, davon 33 Millionen zur Beseitigung von Schäden an der kommunalen Infrastruktur sowie insgesamt 10 Millionen Bedarfszuweisungen als Soforthilfe, wovon die erste Tranche inzwischen an alle betroffenen Städte und Gemeinden sowie Landkreise und den Regionalverband verteilt wurde. Die unbürokratische und schnelle Bereitstellung war ein enorm wichtiger Schritt, um die Schäden zeitnah und effizient zu beheben
In die Zukunft gedacht
Es ist äußerst wichtig, dass aus den Erfahrungen dieser Katastrophe gelernt wird und entsprechende Verbesserungsmaßnahmen für den Bevölkerungs- und Katastrophenschutz ergriffen werden. Aus diesem Grund sind im Nachtragshaushalt der saarländischen Regierung auch mehr als 11 Millionen Euro zur Anschaffung geeigneter Fahrzeuge (Watfähigkeit, geländegängig) oder auch mobiler Deichsysteme, Schutzwallbau, Sandsäcke, Hochleistungspumpen und Notstromversorgung vorgesehen.