Trotz hochsommerlicher Temperaturen von über 35 Grad herrschte am 26. Juni im nahezu ausverkauften Saalbau St. Wendel gespannte Aufmerksamkeit. Die Oberstufen-Theater-AG des Gymnasium Wendalinum präsentierte eine außergewöhnliche Inszenierung von „Einer flog über das Kuckucksnest“, die das Publikum drei Stunden lang in ihren Bann zog und mit Standing Ovations honoriert wurde.
Die Aufführung begann mit einem spektakulären Auftritt: Aus psychedelischen Lichteffekten und unheimlichem Rattern heraus betrat Emma Rausch als über zwei Meter großer Häuptling die Bühne. Die Kulisse präsentierte sich in sterilem Weiß, wobei das beleuchtete Stationszimmer als zentrales Element für Überwachung und Kontrolle fungierte.
Den Mittelpunkt des Geschehens bildete Josephine Stein in der Rolle des Randle P. McMurphy. Ihre authentische Darstellung ließ vergessen, dass hier eine Schülerin agierte, und ihre Energie trug durch den gesamten Abend. Als Gegenspielerin überzeugte Marie-Sophie Klein mit eiskalter Ernsthaftigkeit als Schwester Ratched. Marie Puschmann glänzte mit perfekter Körpersprache als „Oberirrer“ Harding, während Paul Kockler den stotternden Billy Bibbit mit Mutterkomplex verkörperte.
Das Ensemble wurde durch weitere überzeugende Darstellungen komplettiert: Luise Clüsserath, David Kneifel, Jana Born und Maximilian Dietz als Patienten und Arzt zeigten enorme Rollendisziplin. Leni Müller als Ruckly, die fast durchgehend „gekreuzigt“ an der Wand positioniert war, symbolisierte die Ohnmacht der Ausgelieferten. Die Pflegerinnen Jette Landau, Fenja Schwarzweller und Laura Alles rundeten das Klinik-Ambiente ab, während Katrin Horras und Alana Thalund als Prostituierte für emotionale Auflockerung sorgten.
Regisseurin Nicole Kneifel demonstrierte ihr ausgeprägtes Gespür für Timing und Ensemblearbeit. Ihre Handschrift war in allen Bereichen erkennbar – von der Raumaufteilung über die Lichtregie bis hin zum Rhythmus der Szenen. Die Inszenierung überzeugte durch Authentizität, emotionale Tiefe und gesellschaftskritische Relevanz.