Evaluierungsbericht lobt Fortschritte im Nationalpark Hunsrück-Hochwald

Foto: Mariam Landgraf

Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald entwickelt sich schneller als erwartet zu einem Wildnisgebiet. Dies geht aus einem Evaluierungsbericht hervor, der gestern bei der Kommunalen Nationalpark-Versammlung präsentiert wurde. Das externe Prüfgremium stellte fest, dass das angestrebte 75-Prozent-Wildnisziel deutlich früher als ursprünglich geplant erreicht wird.

Die umfassende Bewertung erfolgte im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz zwischen 2022 und 2024. Dabei wurden alle Bereiche des seit 2015 bestehenden Nationalparks untersucht: von den Rahmenbedingungen über Organisation und Naturschutz bis hin zu Bildung, Forschung und Regionalentwicklung.

Neben den naturschutzfachlichen Erfolgen identifizierten die Prüfer auch Verbesserungspotenziale. Als zentrale Herausforderungen nannten sie die Sicherstellung einer dauerhaften Finanzierung angesichts steigender Kosten sowie zusätzlichen Personalbedarf in Bereichen wie Umweltbildung, Digitalisierung und Forschung. Besonders kritisch bewerteten die Experten die Situation am Nationalpark-Tor Wildfreigehege Wildenburg, wo ohne ausreichende Landesmittel oder alternative Trägermodelle Konflikte mit den Kernaufgaben des Parks drohen.

Die langgezogene, schmale Form des Schutzgebiets bezeichneten die Gutachter als anfällig für Störungen. Sie empfahlen daher Flächenarrondierungen zur Reduzierung von Randeffekten. Zudem rieten sie dazu, die umfangreichen Aktivitäten in der Regionalentwicklung stärker zu fokussieren und Prioritäten auf die Hauptaufgabe – die Ermöglichung ungestörter Naturentwicklung – zu setzen.

Seit Abschluss der Erhebungen hat die Parkverwaltung bereits mehrere Empfehlungen umgesetzt. Das Land erhöhte die finanziellen Mittel von 5,5 auf bis zu 7,5 Millionen Euro. Die Nationalpark-Tore erhielten personelle Verstärkung, und die Trägerschaft am Standort Wildenburg wurde übernommen. Parallel entwickelt die Verwaltung kommunale Kooperationen weiter.

In der Regionalentwicklung wurden Zuständigkeiten klarer definiert. Katja Hilt, Geschäftsführerin der Naheland-Touristik, stellte auf der Versammlung den geplanten Zusammenschluss von Naheland und Hunsrück Touristik vor. Diese Fusion soll die Nationalpark-Region in einen größeren touristischen Kontext einbetten.

Die Zusammenarbeit mit dem Naturpark intensivierte sich in mehreren Bereichen: bei der Umweltbildung für Schulen und Kindergärten, bei der Partnerinitiative, in der Öffentlichkeitsarbeit durch gemeinsame Social-Media-Kampagnen sowie bei der Ausbildung zertifizierter Natur- und Landschaftsführer.

Amtsleiter Dr. Harald Egidi sprach auch über mögliche Gebietserweiterungen. Das „Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz“ könnte perspektivisch durch Flächenankauf oder langfristige Pacht zur Reduzierung von Randeffekten beitragen.

„Wir kommen schneller als erwartet zum 75-Prozent-Wildnisziel – das macht die Einzigartigkeit unseres Gebiets sichtbar und erlebbar. Zugleich nehmen wir die Empfehlungen ernst: stabile Finanzierung, kluge Personalplanung und tragfähige Betreibermodelle, insbesondere an der Wildenburg“, resümierte Egidi. „Vieles haben wir bereits angestoßen – zusätzliche Mittel, mehr Personal an den Toren und eine stärkere Verzahnung mit Kommunen, Touristik und dem Naturpark. Die regelmäßige Überprüfung im Zehnjahresrhythmus verstehen wir als Einladung zum kontinuierlichen Verbesserungsprozess – mit klarem Fokus auf unsere Kernaufgabe: Natur sich selbst überlassen.“

Die Evaluierung der deutschen Nationalparke erfolgt etwa alle zehn Jahre durch die Nationalen Naturlandschaften als Dachverband. Ein unabhängiges Komitee bewertet dabei alle 16 deutschen Nationalparke anhand festgelegter Standards. Die Bewertung basiert auf Selbsteinschätzungen der Parks, Vor-Ort-Bereisungen und Befragungen von Interessengruppen. Die parkspezifischen Berichte liefern Gesamteinschätzungen und konkrete Handlungsempfehlungen zur kontinuierlichen Qualitätsentwicklung des gesamten Schutzgebietssystems.

Weitere interessante Artikel:

ANZEIGEN

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Blätterbarer Katalog-2025 mit 80 Seiten:

Alle weiteren Informationen in Bild & Text finden Sie hier auf der Homepage: 
https://www.gudd-zweck.de/fyi/ho-roos-kop/