Köfferchengeschichte aus dem Tierheim Linxbachhof, Niederlinxweiler

Ein Filzknäuel namens Spotty

Das ist Spotty. (Foto: Meike Schwarzweller)

Unsere Redakteurin Karin Schüßler stieß zufällig auf eine Geschichte, die mitten ins Herz trifft: eine „Köfferchengeschichte“ aus dem Tierheim Linxbachhof in Niederlinxweiler. Ein kleines Gepäckstück, das für ein Tier den Abschied von seinem alten Leben und die Hoffnung auf ein neues Zuhause bedeutet. Als sie erfuhr, dass es noch weitere solcher Geschichten gibt, war sofort klar: Diese bewegenden Erzählungen und die Schicksale der Tiere dahinter, verdienen es, regelmäßig veröffentlicht zu werden. Die „Köfferchengeschichten“ stammen aus der Feder von Hundetrainerin Meike Schwarzweller. Für sie ist die Arbeit mit Hunden nicht nur ein Beruf, sondern eine echte Berufung. Mit Leidenschaft, Fachwissen und spürbarer Liebe begleitet sie die Tiere auf ihrem Weg in einem Team, das unter der Leitung der Tierheimleiterin Andrea Bonnstaedter Großartiges leistet. Am Ende der Geschichte erfahren Sie mehr über Meike, ihr Engagement im Tierheim und ihre Arbeit als selbstständige Hundetrainerin. 

„Es ist schon eine Zeit lang her, da Spotty uns verlassen hat. Nein, nicht traurig sein, er weilt noch unter uns! Er durfte in ein neues Zuhause ziehen, samt seinem Köfferchen.

Als Spotty einzog, mussten wir ihn, seine mitgebrachten Verwandten und seinen Koffer erst einmal von einer dicken Dreckkruste befreien, damit wir sein Namenschild lesen und das Schloss öffnen konnten. Als der Koffer endlich aufsprang, schauten uns hunderte kleinen Knopfaugen entgegen. Leider mussten wir Spotty mitteilen, dass die blinden Passagiere so nicht geduldet werden können und ausziehen mussten. Ich glaube letztlich war er sehr froh darüber, denn seine Mitreisenden sorgten für heftige Ausschläge und Juckreiz und waren bei seinen Zellenkumpanen auch nicht gerne gesehen.

Spottys Köfferchen wurde schnell leicht und war fast leer, nachdem seine blinden Passagiere ausgezogen waren. Ein dünnes Heftchen mit dem Titel „Streunerfrisuren- für jeden Anlass der perfekte Look“ lungerte irgendwo zwischen unbenutzten und noch neu verpackten Rasierern und Haarbürsten. Damit der kleine Spotty eine faire Chance auf ein neues Zuhause hatte, wurde das Konzept „Streunerfrisur“ beiseite geräumt und er bekam einen neuen feschen Look. Ein bisschen stolz sah Spotty in den Spiegel, betrachtete sich von allen Seiten. Gut, bisschen üben mussten die Friseure am Linxbachhof noch. Seine neue Frisur hatte etwas Verwegenes, aber trotzdem smart. Fast schon niedlich mit den herausschauenden Haarsterzen.

Leider kam sein neuer Look aber nicht wirklich an bei den Menschen, die das Tierheim auf der Suche nach einem neuen Familienmitglied besuchten. Nach und nach zogen seine Verwandten und Geschwister aus. Bis Spotty allein unter den schweren Jungs zurückblieb. Ob es an seiner Frisur lag? Oder weil er sich alles lieber aus der Entfernung anschaute und Abstand hielt? Ob er vielleicht deswegen nicht gesehen wurde? Ein bisschen traurig schaute er über die vergitterte Tür über den Hof. 

Eines Tages war aber irgendwas anders. Da tauchte eine junge Frau auf. Sie nahm sich sehr viel Zeit und ließ sich von seinem zurückhaltenden und misstrauischen Wesen nicht abschrecken, sie kam trotzdem immer wieder. Irgendwie schien sie zu verstehen, dass er Zeit brauchte. Dass er Sicherheit brauchte, eine feste Schulter zum Anlehnen, die ihm die schwere Verantwortung abnahm. Fast schon sehnsüchtig wartete er ab sofort jeden Tag, sie wiederzusehen. Manchmal kam ein junger Mann mit. Der war auch ganz okay. Von den anderen Zellengenossen erfuhr er, dass das normal ist, dass auch Menschen im Rudel leben. Damit man sich Freude und Sorgen teilen kann und nicht einsam ist.

Wie dem auch sei, damit konnte er leben, solange er die junge Frau immer wiedersehen durfte. Wenn sie mal nicht da war, träumte er davon, in einem Körbchen neben ihrem Bett aufwachen zu dürfen. Warm. Geborgen. Ein schöner Traum. Er half ihm die bitteren Tage hinter Gittern zu überstehen.

Eines Tages kam die junge Frau und war selbst ganz aufgeregt. Sie strahlte förmlich. Spotty war verwirrt. Was bedeutete das? Vorsichtig ließ er sich darauf ein. Sie packte seinen kleinen Koffer in ihr Auto und setzte ihn in eine kleine bequeme Box. Sie fuhren ein Stück, Spotty kam es wie eine Ewigkeit vor. Dann waren sie endlich am Ziel. Ein Haus. Und in dem Haus stand es: ein Körbchen. Sein eigenes Körbchen! Er war ganz erstaunt und konnte sein Glück gar nicht fassen. Sein Körbchen für den Rest seines Lebens. Sein neues für-immer-Zuhause. Sein Traum war wahr geworden.“

Über die Autorin Meike: Meike Schwarzweller ist ausgebildete tiermedizinische Fachangestellte und blickt auf mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Arbeit mit Tieren zurück – zunächst in einer Praxis in Wadgassen, später in der Tierklinik Spiesen-Elversberg. Doch schon lange schlummerte in ihr der Wunsch, ihre Leidenschaft für Hunde noch intensiver zu leben. 2017 begann sie deshalb die Ausbildung zur Hundetrainerin, die sie 2019 erfolgreich abschloss.

Seit 2020 engagiert sie sich ehrenamtlich im Tierheim Linxbachhof. Mit ihren verhaltenstherapeutischen Kenntnissen hilft sie, die Charaktere der Hunde einzuschätzen – besonders bei Neuankömmlingen mit schwierigen Vorgeschichten. Darüber hinaus schult sie die Mitarbeiter und die „Gassigeher“, die regelmäßig mit den Hunden spazieren gehen. Auch im Vorstand des Tierheims bringt sie sich aktiv ein: sei es in der Öffentlichkeitsarbeit, bei Spendenprojekten oder bei gemeinsamen Wanderungen.

 
Kontakt: 

Meike Schwarzweller
0162 7760097

meike-Schwarzweller@t-online.de

 

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